Sport

Das Übel schlechthin

Der Fußball ist nichts mehr, was dem Sport gleicht. Verdorben von Menschen neben und nicht auf dem Platz. Die auf dem Platz haben durch die Kombination ihres Könnens und ihrer wachsenden Gier in Korrespondenz mit fußballbegeisterten Menschen vor Bildschirmen oder in Stadien nur die Vorlage geliefert. Auf diesem Nährboden gedeiht nun jenes Geschäft Fußball, was über die letzten Jahrzehnte zu einem großen Geld- und Korruptionsspektakel gewachsen ist. Eine der schlimmsten Kraken unserer Brot und Spiele Welt. Die faule Ausrede von Fans, Publikum und Zuschauern, sofern man sich daran passiv betrachtend oder sogar zahlend beteiligt, es gehe einem selber natürlich nur um das Spiel, ist längst als profaner Selbstbetrug entlarvt. Jeder weiß es und macht doch weiter mit, unterstützt damit den üblen Sumpf in dessen Wachstum. In der ARD und einigen weiteren Sendeanstalten rund um den Globus wollte man den Verwerfungen einer skrupellosen Vermarktung und dem üblen Korruptionsuniversum des organisierten Weltfußballs auf den Leib rücken. Der reale Fußball wird von einer durch und durch korrupten Weltorganisation geführt, an deren Spitze ein total verdorbener Mensch steht. Seine Kumpel, die ihn sich halten wie ein edles Pferd, sind Ölscheichs, Oligarchen und Diktatoren. Ihren Zwecken eigener Reinwaschung und enthemmter Imagebildung über das Vehikel Weltsport und Publikumsmagnet Fußball dienen dieser Präsident und seine Weltorganisation gegen Cash. Die Realität des Fußballs gleicht einem Mafia-Thriller. Da hat es jedes TV-Drehbuch schwer, mit der Wirklichkeit der Fußballwelt Schritt zu halten. Im vorliegenden Fall ist dies daher mal gut, mal weniger gut gelungen, bleibt dennoch sehenswert, liegt über der gewohnten TV-Kost.

Das Netz – Spiel am Abgrund (ARD Mediathek, 8 Folgen je 45 Minuten)

Bildrechte: ARD/Degeto

Korrupte und bestechliche Funktionäre, skrupellose Spielerberater und deren Opfer, die einst mit viel Hoffnungen aus ihrer Heimat weggelockt worden sind, pflastern die Handlung der spannenden Story. So mies wie gezeigt, stellt man sich den organisierten Fußball vor. Vielleicht ist das Original auch noch schlimmer. Birgit Minichmayr füllt die Hauptrolle gut aus, passt zur Story, gibt dem Plot Glaubwürdigkeit. Der niederländische Darsteller (Raymond Thiry) gibt den Chef des hier umbenannten Fußballweltverbandes so eiskalt und machtgierig, dass er bestens an das unausgesprochene Original erinnert. Die Paläste des Fußballs wirken steril, gefühlskalt und vermitteln nur einen Eindruck: Geld. Über dieses Geld erleben wir auch das Erpressungspotenzial des organisierten Weltfußballs in ärmeren Regionen der Welt. Freunde von Union Berlin kommen in einer wichtigen Szenerie auf ihre Kosten. Im ersten Teil spielt ein wesentlicher und tragischer Moment dieser Staffel an der Alten Försterei. Die Staffel hat Längen, manchmal wünschte man sich etwas Straffung. Die Spannung eher mäßig, die Geschichte gut erzählt. Logik geht dem TV selten zur Hand, darin diese Serie keine Ausnahme. Darüber lässt sich aber gut hinwegsehen. Das Ende, nicht ganz Fisch und Fleisch, wirkt etwas konstruiert, soll hier natürlich nicht verraten werden. Alles in allem insgesamt sehenswert.

Das Netz – Prometheus (ARD Mediathek, 8 Folgen je 45 Minuten)

Bildrechte: ARD/Degeto

Wo der charismatische Tobias Moretti mit seiner Qualität die Hauptrolle spielt, haben es andere Darsteller schwer. In „Prometheus“ fällt dies in einigen Szenen deutlich auf. Wir treffen in „Prometheus“ auch Gestalten aus „Spiel am Abgrund“ wieder. Doping und Sportmedizin in einem schlechten Licht mit teilweisen Frankensteinelementen umrahmen eine private Tragödie oder umgekehrt. Junge Fußballprofis als Handelsware und Experimentierböden begegnen uns wie die schon hinlänglich bekannten Funktionäre mit der Korruption auf ihrer DNA. Zusätzlich erleben wir die mächtigen Strippenzieher des Fußballs, die Käufer und Besitzer der Brot- und Spielewelt als dunkle Hintermänner (Hinterfauen). Gerade das moderne Sklaventum gegenüber Talenten und die Skrupellosigkeit, mit der man die Körper junger, aber auch verletzter Spieler zu Handelsobjekten macht, wäre es wert gewesen, ausführlicher beleuchtet zu werden. Aber die Autoren trauten irgendwann ihrer eigenen Story nicht mehr und setzten lieber auf Thrillerelemente. Zum Ende hin driftete man dann in eine krude Erzählung ab, die zur Erhöhung des Spannungsbogens unnötig war. Dieser Ausgang soll aber ebenfalls nicht verraten werden. Moretti und eine in Liverpool agierende Kommissarin, dargestellt von Amanda Abbington, lohnen es dabei zu bleiben.

*Titelbild: Pixabay

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