Gesellschaft

Willkommen bei Musk

Nicht erstmals beschäftigen wir uns bei GERADEZU mit dem Raumfahrer-Elektroauto-Mann Elon Musk. Dieser ist dennoch kein Solitär unter den im Geld schwimmenden Kapitalisten oder eine besonders teuflische Ausgabe dieser Spezies. Einer wie alle dieser Baureihe. Er ist wie dieser Typus immer war und verfährt dabei nach dem Motto, was ich haben will, das nehme ich mir, koste es, was es wolle, beileibe nicht nur im finanziellen Sinn. Ob dabei Moral und Anstand, Menschen und Ideen von ihm untergepflügt werden, spielt in seinem Universum, dem der Oligarchen, Superreichen und Milliardäre niemals eine Rolle. So waren die immer. Nun ist einer mal wieder außer Rand und Band, sein neues Spielzeug Twitter beschäftigt ihn. Es bringt ihm vor allem Stunde um Stunde weltweit Schlagzeilen, die er liebt, sucht und nach Gutdünken und Laune erzeugen kann. Auch dieses Verhalten ist nicht neu oder gar von Musk erfunden. Die etablierten und angestaubten Medien wie die sozialen Medien sind seit Tagen mit Musk beschäftigt und vor allem durch ihn ebenfalls außer Rand und Band, was diesen sicherlich köstlich amüsiert. Seine Rechnung geht auf. Überhöhter Preis hin oder her. Dabei ist die Absicht des Elon Musk hinter all dem Budenzauber erkennbar. Es bedarf keiner tiefgründigen Analysen. Musk hat das Geld und bezahlt die Kapelle Twitter, damit bestimmt er auch deren Musik. Nur Narren glauben, dass sie mit einem Twitteraccount und dem, was sie dort verbreiten, darauf Einfluss haben. Zwischen der Erzeugung von Aufregung und Erregungszuständen auf der einen und Einfluss und Macht auf der anderen Seite liegen eben Welten.

Was so harmlos daherkommt, ist längst Tummelplatz knallharter Interessen. (Bild von Pixabay)

Bei Musk geht es nicht um Meinung und Medien, es geht um Macht, Geld, Verführbarkeit und Manipulation, darin deckungsgleich den medialen Absichten seiner Zeitgenossen Jeff Bezos (Washington Post) und Mark Zuckerberg (Facebook und Metaverse). Jeder, der darüber einmal nachdenkt, soll bitte einen Blick in die jüngere Historie tun, dabei gerne googeln, so ihm die folgenden Namen und Hintergründe nichts mehr sagen. Alfred Hugenberg, William Randolph Hearst, Rupert Murdoch und im deutschen Sprachraum vor allem Axel Springer, stehen für genau solche ungehemmte und beeinflussende Medienmacht. Diese Macht wurde immer vor allem dazu genutzt, die Masse, aus der sich die Leser, Zuhörer, Zuschauer rekrutierten, dumm bis blöd zu halten, vor allem politisch lenkbar zu machen. Das Prinzip ging völlig auf. Genau diese Masse mehrte dabei übrigens noch das Vermögen derer ins Unermessliche, die ihnen die Köpfe vergifteten.

Alfred Hugenberg. Seine Medienmacht zerstörte die Weimarer Republik und ebnete Hitler den Weg. (Foto: DFI)

Was Hugenberg und Hearst Medien angerichtet haben, Murdoch- und Springer-Medien bis heute anrichten, diente nie den Menschen, es diente den Eliten und machte die Welt zu einem wesentlich schlechteren Ort. Musk kommt burschikoser daher, ist aber genau in diese unsägliche Tradition einzureihen, setzt diese fort. Unlängst wurde in einem interessanten Artikel von The Intercept darauf hingewiesen und belegt, dass zwischen 1960 und 1970 konservative und rechtsgerichtete US-Politiker, allen voran die Berater des Gouverneurs von Kalifornien und späteren Präsidenten Ronald Reagan, sämtliche Hebel in Bewegung setzten, um über das Thema Erhöhung von Studiengebühren „ein intelligentes Proletariat“ zu verhindern. Es galt, so die Maßgabe, alles zu tun, um „ein gebildetes Proletariat“ unmöglich zu machen. So entstand die Wurzel dessen, was heute als Studiengebühren zu horrenden Schulden führt und mehr und mehr Menschen aus sozial ärmeren Schichten in den USA völlig von Bildung ausschließt. Auch diese Schlacht im Krieg der Reichen gegen die Armen ging an die Reichen.

Manch zwitscherndes Vöglein entpuppt sich am Ende nur als gieriger Geier auf Beute. (Foto: Pixabay)

Man kann den Faden von als Waffe eingesetzter Bildungsferne über lauernde Geier flott wieder zu Elon Musk bringen. Die sozialen Medien sind den Eliten etwas aus dem Ruder gelaufen. Der dort herrschende Ton, den die Nutzer anschlagen, der entspricht der Demagogie, dem Rufmord und der Herabsetzung anderer Menschen und Meinungen, wie er einst von Hugenberg und Hearst, heute von Murdoch und Springer salonfähig gemacht und als Instrument der Volksverhetzung und Aufhetzung genutzt wurde und wird. Viele Menschen in den sozialen Medien sind in ihrer Tonlage hierbei nicht besser oder anständiger als die Erzeugnisse aus den Häusern jener Medienimperien. Eine gewisse Sudelsprache, die besonders den klassischen Boulevardmedien zu eigen ist, wird ironischerweise von denen gepflegt, die besonders auf Twitter gerne ihren geistigen oder ungeistigen Enthemmungen freien Lauf lassen und mit Fingern lieber auf andere zeigen. Das gilt für plumpe Dummköpfe wie für jene, die sich gerne als Meinungsmacher oder gar Intellektuelle stilisieren, gleichermaßen. Sozusagen Gleichmacherei im Unflat. Die sozialen Medien bringen viele Informationen zutage, welche sonst untergehen würden. Doch eine Kehrseite ist dabei leider nicht zu übersehen, es sind auch die sozialen Medien, die immer öfter den enthemmten und inneren Schweinehund im Menschen zum Vorschein bringen.

Richtung und Kurs der sozialen Medien bestimmen nie die Nutzer. Diesen Irrtum lässt man sie nur glauben. (Collage: Pixabay)

Hass und Demagogie stören die Mächtigen und die Elite natürlich überhaupt nicht, zementieren eher deren Herrschaft. Die Empörung darüber ist aufgesetzt. Es stört die Elite vielmehr, dass es für denkende und suchende Nutzer dann doch eine Vielzahl an Informationen zu finden gibt, die eine andere Welt zeigen als jene, die etablierte Konzernmedien uns verkaufen. So etwas empfindet die Macht- und Geldelite genauso wie die Vorstellung von einem gebildeten Proletariat als Bedrohung. Ein informiertes Proletariat erscheint dem Neoliberalismus genauso gefährlich wie ein gebildetes. Somit muss man kein Prophet sein, dass in Zukunft der Zugang in soziale Medien auch eine Frage des Geldes sein wird und Schranken sich senken werden. Schritt für Schritt. Das Proletariat und die Unterschicht werden dann wieder von wesentlichen Informationen ausgegrenzt und abgeschnitten, wie man sie von Bildung ausgeschlossen hat. Sie sollen gefälligst medial wieder fressen, was ihnen vorgesetzt und nicht was sie sich selbst zusammenstellen können. Musk wird derjenige sein, der diesen Weg schmeichelnd, täuschend und brachial, je nach Bedarf, für die Mächtigen, zu denen er zählt, einschlägt und kanalisiert. Man muss nur genau hinschauen, dann kann man seine Absichten an seinen Taten und Nichttaten erkennen. Bei diesem Blick bitte auch in die Vergangenheit schauen, was Hugenberg und Hearst getan und in die Gegenwart, was Murdoch und Springer antreibt und wie sie agieren. Dann erkennen Sie das Muster, mit dem Elon Musk unterwegs und welches er verblendend als neu und zukünftig verkauft. Gehen Sie ihm einfach nicht auf den Leim. Ob Musk Twitter nach seinem Bilde umbaut oder ob er es zerstört, nutzt im Krieg der Reichen gegen die Armen an der Informations- und Propagandafront in beiden Varianten denen da oben und den alten Medieneliten. Musk ist in Sachen des lästigen Störenfriedes Twitter der Vollstrecker seiner Kaste. So oder so.

*Titelbild von Pixabay

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