Gesellschaft

Pressefreiheit Made in Germany

Journalisten des Ippen-Verlags wollten über neue Erkenntnisse zu einem möglichen Machtmissbrauch durch »Bild«-Chefredakteur Reichelt berichten. Doch ihr eigener Verleger Dirk Ippen verhinderte die Berichterstattung. Ein aufklärerischer Bericht der New York Times über Machenschaften innerhalb der Axel Springer SE und von Bild-Chefredakteur Julian Reichelt war dagegen nicht zu stoppen. An der journalistischen Integrität der New York Times zerschellte die hierzulande jederzeit funktionierende Anmaßung des Springer-Konzerns. Die Rede über den da noch Chefredakteur der Bildzeitung Reichelt geht von Machtmissbrauch, Übergriffigkeit, moralischer Verkommenheit, auch von einem Lügner, der Scheidungspapiere fälscht. Alles bewusst gedeckt von der Chefetage. Die sozialen Medien haben den Part der Zurückhaltung, des Schweigens und der Feigheit deutscher Verlage und Medien überwunden und die Infos der New York Times ins Land und unter die Menschen getragen. Es waren die sozialen Medien, die halfen, einem das Handwerk zu legen, das darin bestand, Tag für Tag die Würde des Menschen mit Füßen zu treten. Im Resultat der Berichterstattung der New York Times und der sozialen Medien wurde ein begrüßenswertes Ergebnis erzielt:

Eine gute Nachricht für Anstand und Moral, für Ethik und Menschenwürde. Ein Verächter dieser Werte, schlimmer Volksverhetzer und Demagoge, sitzt nicht mehr auf seinem Thron. Nicht mehr, nicht weniger. Gut für das politische Klima im Land und auch für alle Bild/Reichelt-Opfer. Für Jubel gibt es keinen Grund. Eine Metastase mag entfernt sein, das Krebsgeschwür dadurch nicht überwunden. Reichelt stolperte natürlich überhaupt nicht über seine journalistische Amoral, sondern einzig über persönliches Fehlverhalten und seine charakterlichen Defizite. Dies sollte erwähnt sein. Da wo juristische Fragen und Anklagen ins Spiel kommen, gilt auch für Julian Reichelt, was er den Opfern seiner unsäglichen Arbeit nie zugestand, die Unschuldsvermutung. So gebietet es der Anstand. Sein berufliches Tun darf aber nicht entschuldigt oder gar vergessen werden. Jener Reichelt hetzte bis vor wenigen Tagen noch quer durch die Lande, mobilisierte Tag um Tag den inneren Schweinehund im Menschen und trieb eine politisch Klasse vor sich her, die jederzeit Männchen/Frauchen vor ihm machte. Wann begreift die Elite dieses Landes endlich die Schändlichkeit solcher Kumpanei. Es sind eben jene Teile der Gesellschaft und besonders der Politik, die z. B. ohne Skrupel aus vertraulichen und geheimen Gremien-, Vorstands- und Kabinettssitzungen direkt und live der Bildzeitung Infos zuspielen. Alle, die sich mit der Bild gemeinmachen, waren und sind Nährboden für eine Figur wie Reichelt. Sender, Medien und Journalisten in diesem Land sind nicht unschuldig. Sie müssen sich endlich fragen, wie lange sie eigentlich Redakteure und Reporter der Bild als Kollegen bezeichnen wollen. So etwas setzt einen einstmals achtungsvollen Berufsstand immer weiter herab. Kollegen? Wodurch? Worin? Deswegen nochmals Max Goldt ins Stammbuch:

„Diese Zeitung ist ein Organ der Niedertracht. Es ist falsch, sie zu lesen. Jemand, der zu dieser Zeitung beiträgt, ist gesellschaftlich absolut inakzeptabel. Es wäre verfehlt, zu einem Redakteur dieses Blattes freundlich oder auch nur höflich zu sein. Man muss so unfreundlich zu ihnen sein, wie es das Gesetz grade noch zulässt. Es sind schlechte Menschen, die Falsches tun.“

Die Redaktion der Frankfurter Rundschau, die im Besitz des reaktionären Verlegers Ippen, wehrte sich heute öffentlich in der Zeitung und auch auf ihrem Online-Portal. Zur Ehre der Redaktion und zur Schande des Verlegers sei dieser Text hier abgedruckt:

In der Frankfurter Rundschau sollte eine Recherche zur Axel Springer SE und Julian Reichelt erscheinen. Die Veröffentlichung wurde vom Verleger untersagt. Wir würden den Text weiterhin veröffentlichen. In der Frankfurter Rundschau sollte eine Recherche des Ippen-Investigativ-Teams erscheinen: Es geht um Vorwürfe wie Machtmissbrauch im Umgang mit Frauen und weitere Missstände bei Axel Springer SE. Im Mittelpunkt steht „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt. Verleger Dirk Ippen untersagte dem Investigativ-Team die Veröffentlichung. Die FR hätte den Text gern gedruckt und würde dies auch weiter tun. Wir, die Redaktion der Frankfurter Rundschau, halten fest: Das Verbot widerspricht allen Regeln der unabhängigen Berichterstattung. Die Entscheidung verletzt den Grundsatz der Trennung von Redaktion und Verlag. Wir unterstützen den Protestbrief des Investigativ-Teams an Verleger Dirk Ippen. Redaktionelle Unabhängigkeit ist die unabdingbare Grundlage für Qualitätsjournalismus, Vertrauen ist ihr wertvollstes Gut. Dieses darf niemals verletzt werden. Das Investigativ-Team nennt es seine Aufgabe, „die Öffentlichkeit über Missstände zu informieren und damit zu einem gesellschaftlichen und politischen Willensbildungsprozess beizutragen“. Diesem Anspruch sind auch wir uneingeschränkt verpflichtet – vor allem gegenüber Ihnen, den Leserinnen und Lesern. Wir fordern unseren Verleger auf, die redaktionelle Unabhängigkeit nicht anzutasten.

Die Redaktion der Frankfurter Rundschau

Der NYT ist für Aufklärung und Journalismus zu danken.

Zu guter Letzt noch eine Erinnerung in unser aller Stammbuch:

Paul Sethe (1901 – 1967), einstiger FAZ Herausgeber, Publizist und Journalist, schrieb am  5. Mai 1965 einen Leserbrief an das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL von Rudolf Augstein und äußerte sich darin wie folgt:

Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten. Da die Herstellung von Zeitungen und Zeitschriften immer größeres Kapital erfordert, wird der Kreis der Personen, die Presseorgane herausgeben, immer kleiner. Damit wird unsere Abhängigkeit immer größer und immer gefährlicher.

*Titelbild: USA-Reiseblogger auf Pixabay

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