Gesellschaft

Todesmelodie

Der ehemalige Bundesinnenminister Otto Schily sagte einst in einem völlig anderen politischen Zusammenhang „Wer den Tod liebt, kann ihn haben“ und meinte damit internationale Terroristen. Den Tod im Nacken von uns allen mögen offenbar auch Querdenker und Impfgegner, die den Sensenmann förmlich an unser aller Tisch zur Ernte laden. Impfgegner und Querdenker lassen schon eine perfide Gemeinsamkeit mit Terroristen durchschimmern. Ihre Haltung bringt nicht nur sie in Gefahr, sondern bedroht auch ohne Rücksichtnahme Leben und Gesundheit anderer Menschen. Übertrieben? Mitnichten! Wir sind eines der reichsten Länder der Welt mit einem noch funktionierenden Gesundheitssystem und erleben dennoch die entsetzliche Situation, dass Intensivstationen vor dem Kollaps stehen, weil eine Gruppe von Menschen sich der Impfung verweigert. Diese Verweigerung haben im Ergebnis vor allem Mediziner, Klinik- und Pflegepersonal zu tragen, die ihre Jobs längst an den Grenzen der Belastbarkeit ausüben. Wie lange soll und kann medizinisches Personal so etwas noch aushalten und durchstehen? Eines müssen wir beim Blick auf die sich anbahnende Katastrophe eingestehen: „Querdenken“ war in Deutschland effektiv und erfolgreich. Kein Regierungsmitglied in Bund oder Ländern nahm die kruden Argumente wirklich ernst. Dennoch folgte ein Großteil der Politik trotzdem deren lärmenden Forderungen nach Lockerungen oder Lockdown-Ende und setzte noch das fatale FDP-Irrlicht „Freedom day“ in die Welt. Medien gaben dazu assistierend Wissenschaftsfeinden stets Raum und Zeit für Krawall und Propaganda. So besteht man keine Pandemie. Im Gegenteil. Der laute Wahnsinn verschaffte sich Gehör und verkaufte sich als Wählerwille. Verstand und Vernunft verkümmerten dagegen leise. Ablesbar auch an unserer Impfquote. Der Zeit-Journalist Gero von Randow schrieb vor fast zwei Jahren: „Politik, die sich über die Naturwissenschaften erhebt, muss scheitern.“ 24 Monate später ist er erschreckend und sehr nachhaltig bestätigt worden.

Prof. Dr. Gerhard Schneider, Intensivmediziner am Klinikum rechts der Isar TU München, brachte es schon vor Tagen in einem ARD EXTRA auf den Punkt: „In absehbarer Zeit wird nahezu jeder von Covid betroffen sein. Es gibt drei mögliche Ausgänge: Geimpft, genesen oder gestorben. Genesen oder gestorben ist Glück oder Pech. Geimpft ist eine aktive Wahl.“ Es bleibt irgendwie ziemlich beunruhigend in dieser heraufdämmernden Vorweihnachtszeit des Jahres 2021. Man kann nur noch auf die Impfpflicht als Rettung vor dem Wahnsinn hoffen. Alles andere scheint zwecklos. Wo wir schon bei der Impfpflicht sind. Da wäre noch etwas. Der großartige Schriftsteller, Schauspieler und Humorist Curt Goetz ließ uns in seinem auch verfilmten Bühnenstück „Dr. med. Hiob Prätorius“ am Steckenpferd des titelgebenden Mediziners teilhaben. Dieser war immerfort „auf der Suche nach einem Serum gegen die Mikrobe der menschlichen Dummheit“, für ihn die „entsetzlichste aller ansteckenden Krankheiten“. An alle Labore der Welt: Serum bitte entwickeln und umgehend bei Impfpflicht mit verabreichen. Es wäre ein Segen für uns alle.

*Beitragsbild: Axel Schäfer auf Pixabay

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