Leben

Gut und Böse

Canetti – Masse und Macht: „Die Hetzmasse bildet sich im Hinblick auf ein rasch erreichbares Ziel. Es ist ihr bekannt und genau bezeichnet, es ist nah. Sie ist aufs Töten aus, und sie weiß, wen sie töten will. Mit einer Entschlossenheit ohnegleichen geht sie auf dieses Ziel los; es ist unmöglich, sie darum zu betrügen.“

Ersetzt man im vorangestellten Zitat Töten durch Rufmord oder Shitstorm, schreckt man vor der Aktualität dieser über 60 Jahre alten Zeilen fast zurück. „Bücher machen auch Schicksale, nicht zuletzt jene, die einer nicht liest“, schrieb Rolf Hochhuth in „Eine Liebe in Deutschland“. Hätten alle Nutzer der sozialen Medien schon einmal Elias Canetti „Masse und Macht“ gelesen, darin besonders die fünf Seiten unter dem Kapitel „Hetzmassen“, würde es dann in der Welt des plappernden Universums eventuell besser aussehen? Nein. Natürlich nicht. So viel Naivität und Weltfremdheit darf man sich über die Wirkungsmacht eines Buches aus dem Jahre 1960 nicht vorgaukeln. Aber die Wirkungsmacht der sozialen Medien, sie ist real. Wobei das Wort „sozial“ beim Eintauchen in die Social Media Welt eher wie ein klassischer Euphemismus wirkt. Manchmal hofft man noch, eine wachsende Anzahl Erdenbürger würden etwas bedachtsamer und umsichtiger zwitschern und posten. Doch gerade die weniger nachdenklichen Zeitgenossen und darunter die noch weniger umsichtigen sind natürlich immun gegen einen Schriftsteller, der Twitter nicht kannte, was Canettis Lebensspanne von 1905 bis 1994 leicht verrät. Twitter vielleicht einer der übelsten Orte für die Beweisführung in Sachen menschlicher Verrohung im Bereich von Sprache und Kommunikation? Durchaus möglich. Wie redet und schreibt man selber über Leute, die Hass pflegen und verbreiten? Scharfmachern sollte man grundsätzlich nicht mit Sanftmut entgegentreten, selbst wenn man Ausdrücke wählen muss, die im normalen Umgangston nicht die Oberhand gewinnen sollten. Aber Diebe nennt man auch Diebe.

Twitter ist nicht allein mit vielerlei Abgründen. Andere Dienste wie Instagram, YouTube, Facebook, so man dort bewusst oder zufällig in die Kommentarspalten rutscht, nicht wesentlich besser. Allerdings hat man bei Twitter verstärkt den Eindruck, ganz einfache Narren, manche Idioten, Psychopaten, Feiglinge, erbärmliche und wütende „Bürger“, Querdenker, Impfgegner, Verschwörungstheoretiker und allerhand Durchgeknallte schwingen sich dort im Windschatten anderer Übelgesinnter zum Mob auf. Diese Meute findet guten Nährboden, wärmt sich in der Anonymität und dem Irrsinn hasserfüllter Botschaften. Fast alles findet im Kampfmodus statt. Wahrlich nichts Neues, auch keine Erfindung der sozialen Medien. In diesen sozialen Medien lässt sich der Zustand unserer Welt, das Gegen- und Miteinander im Guten wie im Schlechten ablesen, als hielte man eine Lupe über die Menschheit.

(Bild: kropekk_pl auf Pixabay | Social Media – Segen und Fluch)

Der Einstieg mit der dunklen Seite soll aber nicht die helle Seite von Twitter verstecken oder verunglimpfen. Viele scheinen mit Twitter glücklich und bereichert. Warum auch nicht? Ein Kommunikationskanal, in dem alle Menschen vordergründig gleich. Dabei sein scheint viel und wichtig, ohne Twitter gilt man in bestimmten Kreisen nur als halber Mensch. Eliten sind dabei munter anwesend und im Spiel. Manchmal persönlich, oftmals über den Praktikanten oder das Social Media Team. In guten Momenten können die sozialen Medien dem Bösen etwas Einhalt gebieten. Das Beispiel Thüringen und die Machtübernahme der FDP auf dem Trittbrett der AfD sind ein gutes Beispiel. Als FDP Politiker noch bundesweit gratulierten, erhoben sich die vielen Anständigen in eben diesen sozialen Medien und ihr Protest ließ die FDP-Granden der Bundespolitik zurückschrecken, fegte das gefährliche Machtkonstrukt in Erfurt beiseite. Natürlich selbst hier das Massenphänomen, welches auch als gutes Werk ein bisschen Angst machen kann. Doch das zweischneidige Schwert Twitter blinzelt halt auch dem Bösen zu. Donald Trump ist nur das prominenteste Beispiel. Ob Einzelpersonen, Konzerne, Verlage, Zeitungen, Verbände, Hühnerzüchter oder Nerds, Wirtschaftsbosse, Politiker, Künstler, Journalisten und Promis, alle zwitschern sie einer ersehnten und gewollten Follower-Masse zu. Ein Flügelschlag bei Twitter überfliegt spielend Kontinente, manchmal sogar Generationsgrenzen. Brandneue News im Eiltempo um den ganzen Globus, tolle Infos, atemberaubende Bilder und Clips, Links in ein Universum aus Wissen und Spaß. Selfies für das Schaufenster in die Welt, von der Straße, aus der heimische Küche oder dem Büro. Privatheit dabei oftmals aufgehoben. Nichts, was es nicht gibt. Außergewöhnliche und interessante Informationen von nahen wie fernen Menschen, Ereignissen und Dingen. Ein wahres Paradies des Miteinanders zwischen Tweet, Retweet und „Gefällt mir“.

Canetti – Masse und Macht: „Die Hetzmasse ist sehr alt, sie geht auf die ursprünglichste dynamische Einheit zurück, die unter Menschen bekannt ist, die Jagdmeute.“ 

Der mittlerweile in die Alltagssprache eingekehrte Shitstorm ist Ausdruck und Bündelung aller negativen Verwerfungen in der Social Media Blase. Der Shitstorm verschafft selbst in seiner Boshaftigkeit ein Gemeinschaftsgefühl, die Masse und ihre Hysterie bieten wärmende Heimat und Hochgefühl für Verstörte und allerhand andere Teilhaber von Idiotie und Irrsinn. Er bietet die moderne Variante von Ibsens Volksfeind oder das archaische „Und willst Du nicht mein Bruder sein, so schlag‘ ich Dir den Schädel ein.“ Der historische Pariser Place de la Concorde kann Geschichten über enthemmte Massen erzählen, denen das Opfer relativ egal, Hauptsache „Rüber runter“ nach dem Motto „Wir wollen Blut sehen“. Dort jubelten Massen dem Henker Sanson zu, als er den abgeschlagenen Kopf von Ludwig XVI, den die Revolution unter die Guillotine geschickt hatte, der Masse präsentierte, die sich vor jauchzen und Freude nicht halten konnte. Dieses Schauspiel wiederholte Sanson nur 14 Monate später beim Revolutionsführer Danton und löste wieder Jubel, Heiterkeit und Tollhaus bei der anwesenden Masse aus, die fast identisch der Hinrichtung des Bourbonenkönigs. (Diese Szenarien zeichnen nebenher auch ein grausiges Sittenbild über den Menschenschlag „williger Helfer“, in jenem Fall ein fleißiger Henker, welche immer ihre Pflicht erfüllen, egal aus welcher Richtung der Wind gerade weht.) Es war jedenfalls immer mächtig was los, wenn die Masse zusammenkam und endete mit einem Fest. Im Netz ist das Fest, so man in der Shitstorm-Masse jemanden per Rufmord erledigt hat, eher einsam, eben nur anonym und oft gesichtslos. So etwas hinterlässt Frust bei den Tätern, welche sich dann umgehend im nächsten Shitstorm, an dem man sich eifernd beteiligt, für kurze Zeit erneut ihren Hass befriedigen und immer so weiter. 

(Collage: Gerd Altmann auf Pixabay | Trump – Mit Twitter an die Macht)

Twitters größter Coup wohl Donald Trump. Twitter ließ sich feiern, weil man den längst taumelnden US-Präsidenten Trump sperrte. Dass die Plattform Twitter vier Jahre zuvor ein zentrales Trampolin für Trumps Sprung ins Weiße Haus bot, wurde dabei nur noch leise erzählt. Die helle Seite der Twitternutzer oder jene, die sich dafür halten, jubelte. Die für dunkel abgestempelte Masse war in Teilen empört. Die Trennlinie zwischen hell und dunkel, wohl eher zwischen Gut und Böse ist im Twitteruniversum allerdings flüchtig wie fließend, nie wirklich erkennbar und wie eine Wanderdüne schwer auszumachen, wechselt von Thema zu Thema die Fronten. Die stillen und sachlichen Diskutanten haben es vermehrt immer schwerer gegen die lauten Schreier. Wo bei Twitter eher der Verstand, die Information und Kommunikation, das Schöne und das Spaßige walten, wird gerne hingeschaut, der Ungeist lieber ignoriert und ausgeblendet. Keiner mag im Schmutz baden oder zugeben, neben Selbigem zu wohnen. Aber auch über diesen Schmutz ist zu reden. Davor etwas über die Plattform, die Twitter Inc. aus San Francisco, selbstredend börsennotiert. Für das erste Quartal 2021 brachte es Twitter auf 1,036 Milliarden US-Dollar Umsatz. Was die Nutzerzahlen anbelangt liegt der Fokus des Konzerns auf den täglich aktiven und vor allem monetarisierbaren* (monetizable) Nutzern. Diese beliefen sich im ersten Quartal 2021 auf ca. 199 Mio. täglich aktive Nutzer. Ein deutliches Wachstum zum Vorjahr um 17 Prozent. (*Twitter versteht unter monetarisierbar das Feld jener Nutzer, denen z. B. Anzeigen gezeigt werden können. Daneben gibt es noch die Nutzer, die keine Anzeigen sehen und nicht zu den „monetarisierbaren“ gehören. Daher liegt die Zahl der aktiven Twitter-Nutzer deutlich höher als bei 199 Millionen. Spekuliert wird im Bereich um die 330 Millionen Menschen. Genaue Werte liegen nicht vor.)

Canetti – Masse und Macht: „Alle Formen der öffentlichen Hinrichtung hängen an der alten Übung des Zusammen-Tötens.“ 

Zurück zur dunklen Seite und dem Schmutz. Ein Blick auf zwei Massenphänomene soll dafür beispielhaft ausreichen. Es ließen sich leider Hunderte finden. Vorher denke man bitte noch an politische oder gesellschaftliche Botschaften und die dann daraus entstehenden Kommentare und Reaktionen. Beim Blick in diese kann man den Glauben an einen Menschen, der edel, hilfreich und gut ist, schnell verlieren. Oder schauen wir auf die neue Corona-Welt, die ein Meer von Verschwörungstheoretikern ans Ufer spülte, die sich in der Social Media Blase wie Fische im Wasser fühlen. Die Verunglimpfung des Virologen und Fachmanns Christian Drosten, der in der ganzen Welt geschätzt und geachtet, begann natürlich am Ort, wo vielerlei Rufmord seinen Anfang nimmt, auf den Titelseiten der schlimmsten Zeitung Deutschlands. Dieser Kampagnenjournalismus gegen eine Person findet im Netz natürlich seinen Widerhall und vielerlei nützliche Idioten, die solcher Art Futter gerne wiederkäuen. Allerdings war es auch eine breite Front im Netz und dessen sozialen Medien, die Drosten intensiv und mit deutlich vernehmbarer Stimme unterstützend an die Seite trat und dem Schmutzblatt ein erneutes Zeugnis der Widerwärtigkeit ausstellte. Der Politiker und Mediziner Karl Lauterbach weiß seit geraumer Zeit auch was ein Shitstorm ist, wird persönlich latent bedroht. Dazu gehört auch die Tat eines Farbanschlages auf sein Privatauto. Den Hass, der ihm auf Twitter entgegenschlägt, ist täglich nachlesbar. In beiden Fällen, Drosten wie Lauterbach, können wir gerade bei Twitter die Woge zwischen Hasstiraden und unterstützenden Wortmeldungen in den Reaktionen gut ablesen. Da haben wir es dann wieder vor Augen, das zweischneidige Schwert in vollem Glanz. Etwas pathetisch formuliert den Kampf von Gut und Böse.

(Bild: Photo Mix auf Pixabay | Magnetwirkung auf Geist und Ungeist.)

Bleiben wir aber bei den Massenphänomenen Film und Fußball, weil diese sehr exemplarisch. Man muss nur das Twitter-Fandom irgendeiner beliebigen Serie eines Streaminganbieters „besuchen“, wo gerade die Rolle A nicht mehr die Rolle B liebt, sondern aus dramaturgischen Gründen zu C wechselt. Wenn das einer Gruppe von Fans nicht passt, bricht über solch einen Kinderkram ein Tsunami der Entrüstung los, welcher jeder Schimpfkanonade Ehre macht, aber entsetzlich weiter geht. Shitstorm heißt der neue Rufmord. Beleidigungen und blanker Hass lassen sich so schnell finden, wie die Jugend heute tippt. Die Sprache gegen jeden, der anderer oder mildernder Meinung wird in den meisten Fällen sofort hart, roh und hasserfüllt. Dabei können viele längst nicht mehr die fiktive Rolle vom Schauspieler trennen, aber twittern können sie. Immerhin. Selbst in wohlgesetzten Worten wird das Grauen praktiziert. Da wünscht dann jemand in guter und freundlicher Sprache einem Schauspieler „einen Unfall, damit er nie wieder die Augen öffnet“, womit dieser seine Rolle nicht mehr spielen könnte. In Folge solch therapieverdächtiger Auswüchse müssen sich manche Schauspielerinnen/Schauspieler schleunigst aus der Social Media Welt abmelden, um nicht unter die hasserfüllten Räder zu geraten. Die australische Schauspielerin Ruby Rose übernahm 2019 die Rolle in der TV-Serie „Batwoman“. Eine Frau anstelle von Batman war einigen zu viel, die Pöbeleien und Hasskommentare kamen in einer Masse und Sprache über die Akteurin Rose, dass diese schleunigst ihren Twitteraccount löschte. Nur ein Beispiel von vielen. Mit den Shitstormopfern aus der TV- und Kinowelt ließe sich längst ein abendfüllender Spielfilm besetzen.

Oder eben der Blick in die große Fußballwelt. Englands Fußballnationalspieler Marcus Rashford, Jadon Sancho und Buyako Saka wurden im Netz nicht nur auf Twitter mit blankem Hass und Rassismus übergossen, als sie Elfmeter im EM-Endspiel verschossen. Es gab danach Solidarität in breiter Front, auch im Netz, auch auf Twitter. Nichts davon macht aber den Menschenhass wett, weil die Hasser unter uns und weiter ihrer Social Media Wege gehen. Wer an normalen Bundesligaspieltagen in die Social Media Räume von Fans schaut, der bekommt dort seinen persönlichen Blick in Abgründe, zumal wenn deren eigene Mannschaft verloren, ein Trainer oder Spieler oder der ganze Verein in den Fokus eines Zorns geraten. So etwas wurde hierzulande in finsterer Zeit gern als „gesundes Volksempfinden“ tituliert.

Der Konzern Twitter rührt ungern an der Strafverfolgung von Lumpen, Rassisten, Rufmördern und Hassern mit, es könnte ja die für die Börsennotierung so wichtigen Nutzerzahlen nach unten ziehen, wenn Strolche der Anonymität entrissen werden, weil Strolche diese als Hassgrundlage unabdingbar benötigen. Natürlich siegt der Mammon auch bei Twitter über die Moral.

Canetti – Masse und Macht: „Die stockende Masse lebt auf ihre Entladung hin.“ 

(Bild: Gerd Altmann auf Pixabay | Die Hoffnung bleibt.)

Globale Tummelplätze wie Film/TV/Kino und Fußball sind keine Außenseitergehege wie Foren von Ikebana Anhängern. Bei Entertainment und Fußball werden eben Massen magnetisch angezogen und kommunizieren miteinander oder aneinander vorbei. Soll keiner sagen, es handelt sich dort bei den negativ auf- und ausfallenden Zeitgenossen immer nur um Minderheiten. Der Wahnsinn fängt oftmals in der Minorität an, aber sein Gift träufelt sich auch der Vernunft ein. Zynisch und niederträchtig zu sein hat irgendwann vor allem bei überkochenden Emotionen seinen Reiz, gerade beim Phänomen Gruppeneffekt. Es braucht nur sehr wenig zur Explosion. Bei Twitter und in den oft sehr asozialen sozialen Medien geht es ab einer bestimmten Stufe um den Rufmord, wo es bei Canetti schonungslos um das Endziel der Masse geht, um das Töten, das Opfer erlegen. Die Methodik unterscheidet sich nur im Ergebnis, den anderen vernichten eint beide Absichten, jenen der Mörder und der Rufmörder. Hass der Masse unterscheidet sich über die Jahrhunderte nur wenig, die Effekte sind 2021 nicht anders, als Canetti sie 1960 kühl analysierte. Natürlich ist der Rufmord so alt wie die Menschheit, aber er war für die Masse noch nie so leicht handhabbar wie heute. Was früher und heute in Deutschland die große Buchstabenzeitung erledigte oder weltweit das Murdoch-Medien-Imperium, kann mittlerweile jedermann. Wenn man so will, ein moderner und technologisch befeuerter Schritt in einen anderen Abgrund.

Twitter ist eher ein Medium der Jugend. In Teilen okkupiert von anderen Generationen, die aber in der Minderheit bleiben. Erschreckend gerade der Umgangston unter vielen Jugendlichen. Wenn man in amerikanische Diskussionen mit kontroversem Verlauf blickt, fällt auf, es gibt einen latenten Hass zwischen vielen ethnischen Gruppen, der gleichermaßen in alle Richtungen geht und keine Einbahnstraße ist. Wenn man, was in dem Alterssegment leicht vorkommt, keine Argumente mehr, wird der Gegenüber z. B. mit dem Totschlagargument Rassist und Rassismus angegangen. So etwas kommt oft vor, geht mittlerweile offenbar leicht von der Hand. Ein entsetzliches Gesellschaftsporträt, welches die USA dabei von sich zeigt. Diese Dinge gehen weit über Trump hinaus und sind auch nicht nur in englischer Sprache zu finden, in allen Sprachräumen dieser Welt längst vorhanden. Im Dunstkreis der deutschen Sprache findet man das Wort „Volksverräter“ nicht nur aus geifernden Mäulern auf Plätzen und Straßen, es ist längst in den Sprachgebrauch vieler Tweets gesickert. Solche Rufer und Schreiber als „Wutbürger“ zu titulieren ist eine gefährliche Verharmlosung. Hier sollte den Anfängen gewehrt werden!

Mobbing, Herabsetzung, Lüge, Rassismus und in der Umkehr auch Rassismusunterstellungen gegen unbescholtene Zeitgenossen, Frauenfeindlichkeit, Homophobie, Fremdenhass und vielerlei andere Widerwärtigkeiten, alles hinter dem Paravent der Anonymität. Hasser hatten es niemals leichter und einfacher, sich zu finden und im Zusammenschluss zum tollwütigen Mob zu werden. Wer dann ins Visier gerät, hat mehr als nur einen schweren Stand, ist ein Opfer ohne Chance.

Canetti – Masse und Macht: „Ein wichtiger Grund für das rapide Anwachsen der Hetzmasse ist die Gefahrlosigkeit des Unternehmens. Es ist gefahrlos, denn die Überlegenheit der Masse ist enorm. Das Opfer kann ihnen nichts anhaben.“

Von Canetti zu Brecht ist es nicht so arg weit. Denken wir an dessen Mahnung, wie fruchtbar der Schoß, aus dem das kroch. Jedes Pulverfass benötigt eine Lunte. Allesamt sollten wir achtsam sein, nicht zufällig oder gar bewusst mit den Zündlern auf einer Meinungsstufe, in deren Sprache und Hass-Welt zu landen. Die Folgen fliegen ansonsten früher oder später uns allen gemeinsam um die Ohren. Viele Menschen haben mittlerweile leider ihr Gift bei Twitter abgeladen. Kann Twitter sich davon reinigen? Dazu muss die Twitter Inc. endlich radikal gegen Gesindel vorgehen und dieses ausgrenzen. Noch schöner wäre es, der/die Menschen ändern sich zum Besseren. Mag man daran noch ernsthaft glauben? Es bleibt weiterhin keine Schande, dem Mob, wo immer man ihm begegnet, die Stirn zu bieten. So viel Rückgrat ist von der Zivilgesellschaft und dem Staat ohne Wenn und Aber zu erwarten. Nun aber fröhliches Zwitschern und dieses hoffentlich ohne Arglist und bitte menschenfreundlich.

*Beitragsbild: Firmbee auf Pixabay

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