Gesellschaft

Im Land der Revolution

Schon im Mai 2021 konnte man auf der Website des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung folgendes lesen: „Während die Wirtschaft eingebrochen ist, haben die 2.700 Milliardäre weltweit im Corona-Jahr ihr Vermögen um 60 Prozent gesteigert.“ Soweit und so nicht gut. Schamlos in seiner Gier, der nach Jeff Bezos größte Gewinner der Pandemie, Elon Musk, aktuelles Vermögen 219,6 Milliarden US-Dollar. Es war unlängst der VW Konzernchef Herbert Diess, der bei Gelegenheit ausplauderte, jener Elon Musk würde für Teslas geplante Akkuproduktion in Grünheide wohl einen „Milliardenbetrag“ aus europäischen Subventions- und Fördertöpfen erhalten. Diese einem der reichsten Menschen aller Zeiten erwiesene Huld erfreut sicher auch die Menschen auf dem Schlachtfeld der Armut und lässt dort wenigstens ein bisschen Freude im trostlosen Alltag aufkommen. Freude auch bei unseren Nachbarn in Frankreich. Die Sorte Musk ist dort ebenfalls vorhanden. Milliardäre sind schließlich das Salz in der Suppe dieser Welt. Für irgendwen muss sich die Menschheit ja abrackern.

Grafikbild von Adrien Quatennens (Twitter)

Keine Bastille ist mehr zu erstürmen. Frankreichs Revolutionäre unserer Tage sitzen nicht im Konvent oder Jakobinerklub, sie werfen den Herrschern auch keinen Königskopf vor die Füße oder erklären der Reaktion auf dem ganzen Kontinent den revolutionären Krieg. Es geht längst zivilisierter, zahmer und friedfertiger zu. Man steht eher mit gelber Weste an zugigen Kreuzungen. Manchmal macht man sich nach Paris auf. Am Ende zieht man dann mit dürftigem Ergebnis wieder ab. So sind die Zeiten. Es wir mehr gestaunt als gesiegt. Gestaunt wird in vollen Zügen und dabei noch verwundert die Augen gerieben. Nicht mehr über den Pomp der Bourbonen, die Schlösser Ludwig XIV. oder die Geschmeide von Marie-Antoinette, jener Königin, die den hungernden Franzosen den guten Rat gab, wer kein Brot hat, der könne doch Kuchen essen. Heute geben reiche Leute solcher Art Rat nicht mehr öffentlich, sie wissen durch gute Bildung und historische Kenntnisse, wie so etwas ausgehen kann. Es verlor nämlich diese Dame über ihren Rat hinweg, alsbald den eigenen Kopf im wörtlichen Sinne. Längst alter Käse in Frankreich. Nur noch Thema an Feiertagen und im Geschichtsunterricht. Staunen tun die Franzosen mittlerweile viel mehr über den ungehemmten Reichtum der Jetztzeit. Auch in Frankreich steigen die Preise, werden Benzin, Einkäufe, Lebenshaltung, Energie und Wohnen teurer, das Geld in der Brieftasche deutlich weniger. Studenten müssen zur Armenküche. Dort werden die jungen Leute einen nicht finden. Bernard Arnault, Mehrheitseigner der Christian Dior S.A. und des Luxusgüterkonzerns LVMH. Dieser Herr hat im Zeitraum von vier Jahren sein Vermögen um 109 (!) Milliarden Euro vermehrt. Mehr ist nicht zu sagen. Manchmal fehlen einem im Angesicht des real existierenden Kapitalismus ganz einfach die Worte.

*Titelbild: Flagge Frankreichs (Kaufdex auf Pixabay)

 

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