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Mahnung an Europa

Was Stefan Zweig den Europäern 1943 posthum ins Stammbuch schrieb, rief dieser bildungssatte Weltbürger schon aus dem Grab. 1942 hatte Zweig sich im brasilianischen Petrópolis das Leben genommen. Im Exil, fern der Heimat Österreich und seines Kontinents Europa, den er unter den Stiefeln der Hitlerbarbarei wusste, obsiegte seine Verzweiflung über jede Hoffnung. Es wurde zu viel für diesen sanftmütigen Humanisten, der lange an das Gute im Menschen glaubte, welches nun in der Gosse des Völkermords unterging. In einer Miniatur seiner legendären „Sternstunden der Menschheit“ bringt er seine letzte Mahnung an Europa zu Papier. In dem Kapitel „Die Eroberung von Byzanz“, veröffentlich ein Jahr nach seinem Freitod, findet der Leser etwas, was längst an allen Regierungszentralen der Staaten, der Europäischen Union und den Behördenpalästen der EU-Regenten in Stein gemeißelt hängen sollte. Die ewige Warnung eines Weitsichtigen:

Immer wiederholen sich in der Geschichte diese tragischen Augenblicke, dass, wo höchste Zusammenfassung aller geeinten Kräfte zum Schutz der europäischen Kultur notwendig wäre, auch nicht für eine Spanne die Fürsten und die Staaten ihre kleinen Rivalitäten niederzuhalten vermögen. (…) In der Geschichte wie im menschlichen Leben bringt Bedauern einen verlorenen Augenblick nicht mehr wieder, und tausend Jahre kaufen nicht zurück, was eine einzige Stunde versäumt.

Josef Hader, der österreichische Autor, Filmemacher und Schauspieler, sagte 2017 über Stefan Zweig:

Die Gegenwart von Stefan Zweig ist unserer heutigen ähnlicher, als wir es uns wünschen. Es wird zunehmend wichtiger, ihn wieder zu lesen.

 

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