Gesellschaft

Wahnsinn den Weg bereiten

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO), Thomas Mertens, lehnt eine allgemeine Impfpflicht ab, weil diese die Gesellschaft spalten könnte. Es kommt einem bei solcher Art Verzagtheit nur noch der Kaffee hoch. „Das spaltet die Gesellschaft, da wird zu viel Druck aufgebaut“, so Mertens im Originalton. Wenn man keinen Druck ausüben will, dann eventuell Kirchenlieder oder gemeinsame Spieleabende mit einem Verschwörungsmonopoly? Immerwährendes Gesülze von einer Gesellschaft, welche nicht gespalten werden darf, geht nur noch auf die Nerven. Soll die Vernunft also freiwillig den Versuch unterlassen, sich durchzusetzen, wo nötig durchzukämpfen? Wird der Verstand nun aufgerufen, einen Gang rauszunehmen, um mit der Idiotie Schritt zu halten? Unser Opfer, damit der Graben zu den Unsolidarischen bloß nicht tiefer wird? Diesen Unsolidarischen sind übrigens Gesundheit und Leben von Mitmenschen so scheißegal, wie sie sich um Argumente, Wissenschaft und Ratio einen feuchten Kehricht scheren. Gießen die Solidarischen und Vernunftorientierten durch öffentlich bekundete Furchtsamkeit des Staates und seiner Institutionen, denen doch lieber Wasser auf die Mühlen, damit diese sich in ihrer Wahn-Welt bestätigt fühlen und wohlig einrichten. So buddeln wir unserer Gesellschaft und der Aufklärung allerdings ein tiefes Grab.

Langsam wird es nicht nur lachhaft, sondern gefährlich. Die immerwährende Bereitschaft, dem Irrsinn und den Irrsinnigen verlässlich Verständnis entgegenzubringen, ist nämlich ein fataler Weg. Wohin der führen kann, erzählen uns viele grausige Kapitel der deutschen Geschichte sehr eindringlich. Mit dieser pflaumenweichen Argumentation von Druck und gespaltener Gesellschaft könnte man schließlich auch Rücksicht auf diejenigen nehmen, die längst keinen Bock mehr auf die Schule haben, diese eklig wie lästig empfinden. Beenden wir jenen zuliebe die Schulpflicht doch einfach aus Gründen des Zusammenhalts. Natürlich nur, um die Jugend nicht zu spalten und unnötig Druck auszuüben. Alle Lernwilligen mögen dafür doch bitte Verständnis haben. Doof sein kann schließlich ein schönes Gemeinschaftsgefühl sein. Eigentlich kann man über den Istzustand unseres Landes nur noch den Kopf schütteln, sich längst über nichts mehr wundern und erneut bei einem alten Couplet von Otto Reutter Zuflucht nehmen.

De Zeiten sind heute recht sonderbar,
det wundern verlernt man janz und jar.
Drum denk‘ ick een für alle Mal,
wat ooch passiert, is mir ejal.
Und jeht ooch allens kreuz und quer,
Ick wunder mir über jar nischt mehr!

*Beitragsbild: Christian Dorn auf Pixabay 

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