Gesellschaft

Wahrheit der Bilder

Frankreich hat gewählt und Macrons Parteibündnis fiel vor allem dadurch auf, dass in den Wahlkreisen, wo die Entscheidung zwischen einem linken Kandidaten (NUPES) oder einem rechten Kandidaten (RN von Marine Le Pen) fiel, die Macron-Parteien sich einer Einheit gegen Le Pen verweigerten. Die Linken unterstützten Macron gegen Le Pen in seinem letzten und vorletzten Präsidentschaftswahlkampf. Macron verweigerte diese Unterstützung nun bei der Parlamentswahl. Dadurch ist Le Pen hinter Macrons Bündnis und der linken NUPES drittstärkste Kraft und Zünglein an der Waage, so mächtig wie noch nie. Macrons Spiel mit dem Feuer ging nicht auf. Sein Bündnis verlor die Mehrheit. Der französische Soziologe, Journalist und Autor Didier Eribon („Rückkehr nach Reims“) gab am heutigen Tag vor diesem Hintergrund auch der deutschen Macron-Narretei eine vors Brett. Sein Tweet:

Ich frage mich, was britische und deutsche Journalisten, die immer noch völlig leugnen, was die Wahrheit über Macron und den Macronismus ist, zu diesen Fotos sagen können.

Wie verliebte Flitterwöchner. Neoliberale Zwillinge. Marine Le Pen und ihr Wahlhelfer Macron.

Was Didier Eribon meint und entsetzt, ist der sich anbahnende Pakt zwischen dem Präsidenten und Marine Le Pen, welcher seine einvernehmliche Fröhlichkeit bereits zeigt. In Sachen Sozialabbau, Rechte von Arbeitnehmern schleifen, Gesundheitsleistungen verteuern, Steuergeschenke für Reiche auf den Weg bringen, das Rentenalter erhöhen, Bildung zu einem teuren Gut machen, welche nicht mehr jedem zugänglich und Einschränkung der Bürgerrechte haben sich neoliberale Zwillinge getroffen. Eribon ist klug genug, um zu wissen, was auf Frankreich und die Franzosen zukommt. Aber von dieser Stelle kein Mitleid. Die Franzosen hatten echte Alternativen und sind dem Neoliberalismus dennoch erneut auf den Leim gegangen oder haben sich nicht für ihre eigenen Angelegenheiten interessiert.

Hinter der Trommel her
Trotten die Kälber
Das Fell für die Trommel
Liefern sie selber.
(Bertolt Brecht)

Es ging heute im Élysée-Palast, dem Amtssitz des Präsidenten der Republik, auch anders zu als beim fröhlichen Tête-à-Tête zwischen Marine Le Pen und Emmanuel Macron. Sehr zum Unwillen von Macron. Es war auch geladen der Führer der linken Opposition, Adrien Quatennens, Vorsitzender von ‚La France insoumise‘, der Partei von Jean-Luc Mélenchon. Adrien Quatennens tritt in die großen Fußstapfen von Mélenchon und ist dessen politisches Ziehkind wie Kampfgefährte gleichermaßen. Ein brillanter und längst kampferprobter Politiker, dem Mélenchon die Aufgabe des Anführers der linken Fraktion in der Nationalversammlung immer zugetraut hat und ihn über Jahre darauf vorbereitete. Adrien Quatennens machte Macron eines sehr deutlich. Die Linke wird keines ihrer Wahlversprechen einkassieren und sie wird keine sozialen Sauereien kampflos hinnehmen. NUPES und ‚La France insoumise‘ bleiben bei ihrer Absage an das neoliberale Wirtschafts- und Politikmodell, welches Macron mit aller Macht als französisches Staatsmodell manifestieren möchte. Die Begegnung des Präsidenten und des Anführers der größten Oppositionspartei wurde ebenfalls im Bild festgehalten und soll diese Information abschließen. Manchmal sprechen Bilder eine Sprache, eine neoliberale oder eine kämpferische. Man muss nur hinschauen.

Adrien Quatennens und Emmanuel Macron. Linker Oppositionsführer und neoliberaler Präsident. Tiefe Gräben in der Gesellschaftsfrage.
‚La France insoumise‘ Gruppe in der NUPES-Fraktion der Französischen Nationalversammlung mit Jean-Mélenchon in ihrer Mitte. Sein politisches Erbe lebt. Entschlossene Kämpfer gegen den Neoliberalismus.

Alle Möglichkeiten liegen in Ihren Händen. Der große Aufschwung der Geschichte, des Frankreichs der Aufstände und Revolutionen, hat ein Gesicht. Das von NUPES . Wir geben keinen Augenblick den Ehrgeiz auf, zu regieren und das Land an einen anderen Horizont zu bringen. (Abschiedsworte von Jean Luc Mélenchon im Hauptquartier von NUPES.)

 

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