Sport

Abstieg aus dem Ruhm

Am kollektiven Widerstand der europäischen und südamerikanischen Kontinental- und Landesverbände scheiterte die Abstimmung über eine Fußball-WM im Zwei-Jahres-Takt, die FIFA-Boss Gianni Infantino und seine Hintermänner, darunter Weltkonzerne, Oligarchen und der Öl-Adel Arabiens, eintüten und durchsetzen wollten. Solch ein Plan wäre für alle im Profifußball Beteiligten eine Kernschmelze jedweder Terminplanungen und ließe sämtliche Saisonkalender platzen. Das inflationäre Ausufern von Spielen und Turnieren steht ständig auf der Tagesordnung derer, die den Fußball nicht als Sport auf die Bildschirme bringen wollen, sondern als Werbeplattform in Dauerschleife benötigen. Hinter dieser neuen Wahnwitzidee natürlich jene, an deren Strippen Infantino tanzt. Die PR-Strategie der Öl-Diktatoren aus dem Nahen Osten und deren Interesse an ihrem neuen Spielzeug Fußball sollte befriedigt werden. Mit Fußball, Sport oder gar Fans und Zuschauern hat all dieses längst nichts mehr zu tun. Die Scheichs und Emire denken relativ einfach. Wenn wir WM Turniere und europäische Spitzenklubs kaufen können, warum nicht gleich den ganzen Fußball, zumal, wenn solche Erfüllungsgehilfen wie Infantino bereitstehen. Man kann es den neuen Herrschern des Weltsportes nicht einmal verdenken. Alles nichts wirklich Neues im sportfernen und skandalträchtigen Funktionärsuniversum der FIFA. Aus der Besonderheit dieses Turniers unter den Turnieren einen Ramsch aus Gründen des Gelderwerbs machen, dabei keine Rücksicht auf Ligen und Spielbetrieb, passt zu Infantino und der FIFA. Alleinherrscher Infantino hat in seiner Skrupellosigkeit den völlig amoralischen Sepp Blatter längst übertroffen, was nun wirklich etwas heißen will.

Gianni Infantino. Der große Fußballzerstörer. (Foto: Screenshot aus WDR Dokumentation.)

Sportliche Argumente für diesen Coup, die stets für Geldgier und Maßlosigkeit herhalten müssen, nimmt Infantino natürlich niemand ab. Also braucht Infantino jemanden, der die sportliche Komponente hervorhebt, ihm auf diesem Feld Argumente und ein Alibi liefert, wo er und die FIFA jedwede Glaubwürdigkeit längst verspielt. Darum ein neuer Mann an Bord des FIFA-Potentaten, bei dessen Namen sich eingefleischte Fußballfans dann doch die Augen reiben. Einst war dieser ein Anwalt des Fußballs und ein sich ins Intellektuelle hebender Macher eines Spitzenklubs. Dabei immer an der Seite von Fans und dem Sport, lange ein begnadeter Trainer und Manager, der oftmals laut und vernehmlich gegen die Machenschaften der FIFA wetterte, wo andere Trainer opportunistisch schwiegen. Die Rede ist von Arsène Wenger, dem einstigen Lenker der Geschicke von Arsenal London. Heute mit dem Titel „Direktor der technischen Beratungsgruppe des Weltverbands“ Claqueur von Gianni Infantino. Es sind immer wieder Ex-Trainer und Ex-Spieler, die nicht in der Lage, den Mund zu halten, dabei dann ihr eigenes Geschwätz im Stundentakt noch ständig auf den Kopf stellen und umkehren. Der kleinsten Chance um Aufmerksamkeit hecheln sie auch in der Dämmerung einer ehemaligen Karriere noch hinterher. Wer des Weges kommt, ob Job oder Mikro, dem dienen sie sich peinlich an und beleben damit den ewigen Selbstbetrug man sei schließlich noch wer. Dabei reden/schreiben sich diese Leute meistens um Kopf und Kragen, zerstören den eigenen Ruf und ihre Reputation, die sie über Jahre errungen. Im Fußball, vor allem den Ländern der europäischen Spitzenligen, leider eher die Regel, denn die Ausnahme.

Aber Wenger? Gerade bei ihm hätten Fußballfreunde und Fans es so nicht vermutet. Was er früher verteufelte, predigt er nun. Durch diesen Schwenk ist er erneut einem unterlegen, dem er immer hinterherrannte, den er dennoch nie einholte. Sir Alex Ferguson gehört eben nicht zu der eben beschriebenen Spezies, wenn auch er sicher nicht nur ein Säulenheiliger. Jedenfalls blieb Ferguson auch wegen seiner Integrität nach seinem Abschied der ungekrönte König der Manager in der Premier League, dem sportlich sowieso niemand gleichkam oder gar das Wasser reichen konnte. Weder lässt Sir Alex sich auf Posten hieven, wo er einen Grußonkel mimt, noch lässt er sich vor Karren spannen, die sogar gegen die Natur des Fußballs gerichtet sind. Es muss an die Adresse Wengers gesagt werden, mehr von Fergusons Charaktereigenschaften hätten ihm und seinem Ruf auf diese FIFA-Position und vor allem seiner fatalen Empfehlung, WM-Turniere im Zwei-Jahres-Takt zu veranstalten, durchaus gutgetan. Aber dazu fehlte ihm wohl doch die menschliche und professionelle Statur des Schotten. Schade. Zur FIFA sei noch gesagt. Es wird gerade wieder vieler Orten erzählt, man müsse Facebook zerschlagen, so man die Freiheit des Netzes bewahren will. Eines steht doch außer Frage, wer den Fußball als Sport und Allgemeingut erhalten möchte, der sollte daran gehen, die FIFA zu zerschlagen. Ansonsten lässt sich für die Zukunft des Fußballs fürchterliches ahnen.

*Titelbild: Screenshot aus TV-Doku.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert