Gesellschaft

Amoral

Ethische Prinzipien und verbindliche Werte sollten das sittliche Fundament für einen aktiven und gewählten Volksvertreter sein. Wer keine Werte hat und diese nur als Plattitüden in Reden vors Volk wirft, muss sich um Moral, Pflichtgefühl und Anstand als Maßstab politischen Handelns natürlich nicht scheren. Der moderne „Hans Guck-in-die-Luft“ der deutschen Politik, auch unter dem Namen Philipp Amthor bekannt, ist dahingehend wirklich sorgenfrei. Der CDU Bundestagsabgeordnete ist aktuell in seinem Element, mitten in einer breit publizierten Mauschelei. Das chinesische Videoportal TikTok versucht seit geraumer Zeit, seine Reputation in Deutschland aufzupolieren. Um den Ruf zu bessern traf sich laut Medienberichten deren Lobbyist mit verschiedenen Abgeordneten, darunter Amthor. Anschließend floss dann nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ eine Spende für ein Musikfestival in Usedom. 2.500 Euro gingen an die Veranstaltung in Amthors Wahlkreis. Außerdem wollte Amthor noch eine verdeckte Parteispende einwerben. Da bekam allerdings das chinesische Lobbynetzwerk kalte Füße und nahm lieber Abstand. Nun berichten Medien und stellen Fragen. Derweil Amthor sich mit keinerlei Unrechtsbewusstsein erklärt. Seine Absicht, auch damit durchzukommen, bleibt erkennbar. Es geht hier nicht um die 2.500 Euro, sondern vielmehr um das erschreckende Muster bei dieser Art Jungpolitiker.

(Bild: Kon Zografos auf Pixabay | TikTok Logo)

Jahrgang 1992, hat jener Philipp Amthor schon lange die politische Bühne als Ich-AG für eigene Interessen entdeckt, zeigt auf erschreckende Weise den Politiker des Typs „erst ich, dann das Land“. Seit 2017 ist Amthor Abgeordneter im Deutschen Bundestag. Bereits im Oktober 2018 warb er auf dem offiziellen Briefbogen des Deutschen Bundestages bei Wirtschaftsminister Peter Altmaier um politische Unterstützung für das US-amerikanische IT-Unternehmen Augustus Intelligence. 2020 berichtete dann der Spiegel über eine „undurchsichtige“ Rolle Amthors als Aufsichtsrat bei diesem Unternehmen. In Folge kam eine Amthor-Lobbyismus-Affäre ans Licht, unter anderem eine Aktienoption in Höhe einer Viertelmillion Dollar und diverse Reisen. „Transparency Deutschland“ analysierte im Zuge der Berichterstattung über diesen Vorgang: Amthors Verhalten sei „politisch fragwürdig“ und erwecke „den Eindruck der Käuflichkeit“.

Amthor verlor daraufhin zwar seinen Sitz in einem Untersuchungsausschuss des Bundestages, verzichtete auf eine Kandidatur für den CDU Landesvorsitz in Mecklenburg-Vorpommern. Das war es aber schon. Sein diätensicheres Mandat behielt er natürlich. Für einige Wochen verhielt sich Amthor dann weniger schrill als üblich, um dann von der CDU in Mecklenburg-Vorpommern auf deren Landesliste zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2021 gekürt zu werden. Auch die CDU hat mit ethischen Prinzipien und Moral in der Politik nichts mehr am Hut, legte in Sachen diverser Maskenaffären den Beweis dafür selber vor. Amthor passt also gut dahin, wo er gerade ist. Er wird seinen Weg weitergehen, von Unrechtsbewusstsein oder gar Rücktrittsgedanken nicht geplagt an seiner Karriere und dem persönlichen Fortkommen arbeiten. Moral, Anstand oder gar ethische Prinzipien können ihm dabei nicht im Weg stehen. Er verfügt nicht über diese. Zumindest darin ist und bleibt Philipp Amthor eine verlässliche Größe im deutschen Politikbetrieb. Der Wähler kann Amthor keine Rote Karte zeigen, dieser ist auf der Landesliste seiner Partei mit Platz eins bestens abgesichert. So wird er weiter seine Geschäfte betreiben und dem Wähler dabei auf der Nase herumtanzten. Getanzt wird auch bei TikTok gern und viel.

*Beitragsbild von Pixabay

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