Sport

Olympische Verdrehungen

Wenn China, also die Volksrepublik China, seit 1949 eine ewige Gier in sich trägt, ist es die Rückholung von Taiwan, also der Republik China, der Insel mit ihren 23 Millionen Einwohnern und der Hauptstadt Taipeh. Aber dafür einen Krieg? So die USA ihre Bündnisfunktion gegenüber Taiwan erfüllen, wäre dann wohl die Vorspeise für den 3. Weltkrieg angerichtet, der mit modernen Technologien und „alten“ Atomsprengköpfen der letzte sein könnte. Die Säbel rasseln jedenfalls vernehmlich in der berühmten „Taiwan-Frage“, die in Europa gerne verdrängt. US-Admiral John C. Aquilino, Kommandeur des United States Indo-Pacific Command, sagte unlängst vor einem Kongressausschuss in Washington „Chinas Drohung einer Invasion in Taiwan ist näher als die meisten denken“. Was US-Militärs eben so sagen. China hat natürlich längst zusätzliche Optionen als nur den Wahnsinn eines Krieges. Der Aufstieg zur absoluten Supermacht des 21. Jahrhunderts macht immer mehr eine breite Brust und weckt Begehrlichkeiten. Taiwan wird weiter als eine abtrünnige Provinz betrachtet, die zurückerobert werden muss. Irgendwann könnte der reife Apfel Taiwan einfach vom Baum fallen, ohne Atomsprengköpfe, Blitz und Donner. Eher auf dem politischen und wirtschaftlichen Weltbasar still gekauft als erobert. Bis dahin wird es weiter die kleinen und großen Nadelstiche geben, manchmal sogar Aug‘ in Aug‘. So geschehen an einem Olympiatag in Tokyo.

(Flagge der Republik China | Taiwan)

Im Badminton Herren-Doppel bestritten die favorisierten Rotchinesen Li Junhui und Liu Yuchen das Finale gegen die Insel-Chinesen Lee Yang und Wang Chi-lin. Die Taiwanesen durften dabei wie das gesamte Olympiateam nicht als Republik China oder Taiwan antreten, sondern nur unter dem obskuren Namen „Chinese Taipei“. Dieses Konstrukt hatte sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) ausgedacht, natürlich nebst einer eigens dafür kreierten Fahne. In seinem Medaillenspiegel führt das IOC Taiwans wirkliche Flagge nicht einmal als Emoji. So viel zum olympischen Geist einer Organisation voller korrupter und feiger Funktionäre. Als japanische und koreanische Sender das Team aus Taiwan während der Eröffnungszeremonie und der folgenden Wettkämpfe nachhaltig als Taiwan bezeichneten, wurde dies in Taiwan freudig zur Kenntnis genommen und in China als „dreckiger Propagandatrick“ bezeichnet.

In der Sportwelt Taiwan, einfach „Chinesisch Taipeh“ umzuwandeln, geschah schon in den 80er-Jahren natürlich auf Druck der Volksrepublik China und zeigt deren Macht gegenüber internationalen Organisationen. Diese Macht ist seither beängstigend gewachsen. Bereits in den 70er-Jahren erkannte das IOC die Volksrepublik China offiziell gegenüber Taiwan an und verbot Taiwan, unter seinem eigenen Namen oder als Land anzutreten. Taiwan fügte sich, wie sich die Kleinen immer fügen müssen, so sie nicht unter die Räder geraten wollen. Im olympischen Badmintonfinale fügten sich die Kleinen jedenfalls nicht und besiegten das übermächtige Duo aus dem 1,4 Milliarden Volk.

(Olympiasieger Lee Yang und Wang Chi-lin | Republik China/Taiwan)

Dieser Badmintonolympiasieg entfachte jedenfalls neue Diskussionen über den von der Volksrepublik China betriebenen Druck auf den internationalen Sport, sobald es um Taiwan geht. Schon wurde aus einem olympischen Wettbewerb auch ein Politikum. Der größte Medaillentriumph in der olympischen Geschichte Taiwans wurde in den sozialen Medien Taiwans vernehmlich und laut gefeiert, sehr zum Unwillen der mächtigen Nachbarn. Die Olympiasieger posteten mit und widmeten ihren Triumph „unserem Land“. In vielen Kommentaren wurde eines sofort deutlich. Taiwan will sich die Bezeichnung „Chinese Taipeh“ nicht mehr bieten lassen, dagegen aufbegehren. Dieser Kampf ist noch nicht zu Ende, weder in den Arenen des Sportes noch auf der politischen Bühne. Europa sollte da wie dort besser hinschauen. So etwas schützt vor bösem Erwachen.

*Beitragsbild oben: IOC Sportfahne und Logo für Taiwan

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