Gesellschaft

Brecht ahnte Habeck

Am Tisch der Reichen und ihrer Völlerei aus Saus und Braus ist für die Armen kein Platz. Warum das für die Armen angeblich gut und alternativlos, kann nur einer im Land trefflich und erhaben erklären. Dieser Überflieger plauderte nun in einer TV-Show in Sachen Lebensverhältnisse, Insolvenzen wie Pleiten und vergaloppierte sich arg, zeigte einiges an Wissenslücken, wenn es um die Realität außerhalb der Berliner Politik- und Medienblase geht. Diese TV-Show, mit Namen der Moderatorin, ist stets ungefährliches Terrain, weshalb Politiker in diesem Format der Beliebigkeit gerne Gast. Nur die Moderatorin glaubt ernsthaft, sie sitzt mit ihrer gezeigten Dauerfreude einer politischen Sendung vor. Habeck war bei dieser Gastgeberin nicht in Gefahr. Er selber sprang ins Fettnapf. Weil Robert Habeck im Dickicht eigener Worte verschwand, darin seiner Parteikollegin und einstigen wie stümpernden Kanzlerkandidatenkonkurrentin Annalena Baerbock sehr ähnlich, wird plötzlich auf seine Inhalte und Argumente geschaut, als wären diese vor 24 Stunden erstmals von ihm offenbart worden. Weit gefehlt. Habeck war nämlich so wie immer. Genau dieses machte ihn bis vor wenige Stunden durch Behauptung der Medien und deren Hilfswerkzeug „die Deutschen wollen Habeck als Kanzler“ zum erwähnten Überflieger der aktuellen Politiklandschaft. In seinen luftigen Höhen nur noch die ehemalige und ihm gegenüber siegreiche Kanzlerkandidatenkonkurrentin, heutzutage als Außenministerin bekannt. Was Habeck allerdings schon seit Monaten den Deutschen mitteilte, besser gesagt hinter Sprache versteckte, ist von Beginn an schlimm und verheerend für alle, die nicht oben auf der Brühe schwimmen, sondern in soziale wie wirtschaftliche Abgründe blicken müssen.

Der da für Medien und deren Hauptstadtjournalisten eine Art Philosophenkaiser, war für Otto und Trude Normalverbraucher schon immer ein Politiker, der in schöner Sprache vermittelt, dass es die kleinen Leute sind, die die Zeche bezahlen. Was die Eliten dann zu der Aussage bringt, Habeck könne Politik hervorragend erklären und gehöre ins Kanzleramt. Aber dieses Feld der Verherrlichung hatten wir auf GERADEZU bereits beleuchtet, deswegen heute etwas anderes. Bertolt Brecht („Erst kommt das Fressen, dann die Moral.“) kannte die Menschen. 1934 setzte er den Typus Habeck und dessen Gerede ins Verhältnis zu denen, über die solcher Art Reden und Erklärungen schutzlos niederprasseln. Er fasste die Gefühlslage der kleinen Leute in treffende Worte. Sein Text zum legendären ‚Einheitsfrontlied‘ wurde von Hans Eisler vertont und machte den Weg um den Globus. Daraus nur zwei Strophen, die erschreckend aktuell unsere Zeit spiegeln:

Und weil der Mensch ein Mensch ist,
Drum braucht er was zum Essen, bitte sehr!
Es macht ihn ein Geschwätz nicht satt,
Das schafft kein Essen her.

Und weil der Mensch ein Mensch ist,
Drum braucht er auch Kleider und Schuh!
Es macht ihn ein Geschwätz nicht warm
Und auch kein Trommeln dazu!

*Beitragsbild: Gemälde „Die Völlerei“; Maler: Willy Guggenheim (Varlin)

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