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Liz macht mobil

Die 1975 in Oxford geborene Liz Truss hat ihre Wahl zur Parteiführerin der Konservativen als Nachfolgerin von Boris Johnson gleich mit der ihr eigenen Mischung aus Ignoranz und Unwissen gefeiert. Das parteiinterne Rennen unter den Mitgliedern der Conservative Party hatte sie zuvor mit 81.326 Stimmen gegen 60.399 Stimmen ihres Konkurrenten Rishi Sunak gewonnen. Somit wird sie nicht nur Parteiführerin der Tories, sondern folgt Johnson auch als Premierminister des Vereinigten Königreichs. In ihrer Siegesrede kam sie auch auf Boris Johnson zu sprechen, den die anwesenden Konservativen und Rechten – obwohl er einer von ihnen – sehr schnell vergessen wollten. Johnson war einst ihr Liebling und Zugpferd, besaß den Segen von Rupert Murdoch. Doch selbst für einen elitären Schnösel hatte es Johnson zu arg getrieben, Lügen und Narrenspiele im und mit dem Amt in einem Stakkato geliefert, dem seine reaktionären Hardlinerkumpel irgendwann nicht mehr folgen konnten. Als dann auch noch die 80 Sitze Vorsprung im Parlament in Umfragen latent ins Wackeln gerieten, war es Schluss mit der One-Man-Show Johnson, weil seine eigenen Leute ihn mit einem Massenrücktritt von Ministern und Staatssekretären erledigten. Seit diesem Sommer traten sage und schreibe 50 Minister und Staatssekretäre zurück. Ein Kommen und Gehen ohne Gleichen, in einem Tempo, wie es Großbritannien noch nie erlebt. In Johnsons dreijähriger Amtszeit wechselten insgesamt 60 Minister und Staatssekretäre, ein Rekord.

Trostloser Wechsel. Regen störte den ersten Auftritt von Liz Truss als Premierministerin. (Foto: Twitter Owen Jones)

Das britische Königreich ist sozial im katastrophalsten Zustand seit dem Ende des 2. Weltkrieges, man befürchtet im Winter eine große Anzahl von Kälte- und Hungertoten auf der Insel, wo die Tories alles zu ihrer und der Eliten Beute machten und der Bevölkerung immer schwerere Lasten aufbürdeten. Großbritannien, das Mekka des Neoliberalismus in Europa, Paradies für die Reichen, aufkommende Hölle für die Armen. Niedrige Löhne treffen aktuell auf rasant steigende Preise. Dazu die New York Times, der man allerdings wünschen sollte, sie würde sich auch an die amerikanische Nase fassen: „Liz Truss wird nun Großbritanniens nächste Premierministerin sein – die vierte in sieben Jahren. Und sie erbt eine Nation, die aus allen Nähten platzt.“ Der gaukelnde Zeremonienmeister dieses Niedergangs, der politische Brexit-Macher und Brexit-Profiteur Boris Johnson. Eine Liz Truss ficht so etwas nicht an. Unter dem eisigen und peinlichen Schweigen ihrer politischen Kumpane huldigte Liz Truss jenem Boris Johnson, dass anwesende Beobachter fürchteten, die Balken des Hauses würden sich biegen. Bei Liz Truss ist das komödiantische Erbe von Boris Johnson in besten Händen und lässt noch einiges erwarten. Mit der Eloge der neuen Premierministerin Truss auf Johnson wollen wir hier schließen, mehr Realsatire geht kaum:

Boris, du hast den Brexit durchgezogen, du hast Jeremy Corbyn vernichtet, du hast den Impfstoff eingeführt und du hast dich gegen Wladimir Putin gestellt. Sie werden von Kiew bis Carlisle bewundert.

*Beitragsbild: Liz Truss (Screenshot: BBC News)

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