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Charakter und sogar Größe

Angela Merkel mag vieles nicht gehabt haben, aber Charakter schon und vor allem die Fähigkeit, still, stark und souverän NEIN zu sagen. UN-Generalsekretär António Guterres bot ihr einen prestigeträchtigen und einflussreichen Posten an. Merkel lehnte dankend ab. Dann kamen Offerten aus dem Geist der Provinz. Der „CDU-Ehrenvorsitz“. Für Merkel eine überkommene wie überalterte Symbolik. Auch dazu: NEIN. Als „Krönung“ eine Einladung von Friedrich Merz zum Essen. Auch hier Merkels NEIN. Souverän und klug agiert die Frau zumindest am Beginn ihrer außer Dienst Ära. Man denke an die Kanzler-Abgänger Kohl und Schröder, die das majestätische nicht ablegen wollten, an ihrem Bedeutungsverlust fast ersoffen sind und diesen auf die ein oder andere peinliche Art kompensierten. Angela Merkels dreifaches NEIN ist konsequent. Mehrfach machte sie deutlich, dass sie der Politik den Rücken kehren wird. Von Teilen der Union und speziell von Merz wurde sie über Jahre übel angefeindet. Ihre Partei hat nun diesen Merz zum CDU-Vorsitzenden gewählt. Merkel wollte genau diesen Mann niemals in einer Führungsfunktion, setzte ihn auch deswegen einfach vor die Tür. Wer jetzt über ihre Entscheidung, den Ehrenvorsitz abzulehnen, verwundert ist, scheint diese Frau nicht zu verstehen und hat offenbar Merkels rationale und knochentrockene Art nie begriffen.

Angela Merkel: Tschüs und Schluss. (Foto: Wolfgang van de Rydt auf Pixabay.)

Merkel hat gesagt, sie hört auf und sie hörte dann eben auch auf. Ganz schlicht und ohne Spektakel. Reaktionen darauf? Verwunderung ausgerechnet bei denen, die uns Merkel immer und ewig erklären wollten, aber Merkel nie begriffen haben. Peinliches Beispiel, die ehemalige Springer-Journalistin Mariam Lau. Heute tätig bei der „Zeit“, man glaubt es kaum. Dazwischen Autorin einer völlig verkorksten Harald Schmidt Biografie sowie eines belanglosen Buchs über Merkel und die CDU. Selbige Frau Lau drückte dem Universum per Twitter ihre unmaßgebliche Meinung auf: „Angela Merkel möchte nicht Ehrenvorsitzende der CDU werden. Und Abendessen mit Friedrich Merz möchte sie nach Spiegel-Informationen auch nicht. Das ist ein bisschen klein, oder?“ Journalistische Inkompetenz geht auch anders, so geht sie natürlich auch. Weil Frau Lau bei anderen Twitter-Usern wenig Zustimmung erhielt, legte sie kleingeistig nach und schrieb nochmals Richtung Merkel „verblüffend schlechter Stil“. Was mag mit dem Ego von Frau Lau bloß schiefgelaufen sein? Ein User brachte die von Frau Lau an den Tag gelegte Ahnungslosigkeit in Sachen Merkel auf den Punkt: „Eine Journalistin urteilt ohne Kenntnis der Hintergründe? Verblüffende Arroganz.“ Dem muss man – mit großer Zustimmung – nicht viel hinzufügen. Vielleicht noch: Ein Nein bleibt bei manchen von uns verblüffenderweise einfach ein Nein. Welch ein Wunder.

*Titelbild: Gerd Altmann auf Pixabay

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