Gesellschaft

Der Dampfplauderer

Vom kleinen Fritzchen, welcher so gerne ein großer Friedrich wäre. Die Flutopfer belehrte Friedrich Merz, sie seien nicht vorsichtig genug gewesen. Dann der alte Schuh der Neoliberalen, es gäbe „zu wenig Risikobewusstsein“ in der Bevölkerung. Dahinter schimmert wieder die ewige Mär von der Eigenverantwortung durch, der geistige Nadelstreifen von anno dunnemals. So redet ein Alltagsuntauglicher, so plappert einer, der offenbar glaubt, die Fehler durch Versiegelung, eine ufernahe Bebauung und zu wenig Platz für Überflutungen müssten denen angelastet werden, die da nun Hab und Gut verloren, deren Leben weggespült. Schuld trug kein fehlendes Risikobewusstsein, sondern ein versagender Katastrophenschutz. Die ahnungslosen Opfer hätten natürlich in Vorahnung Kinder oder Anverwandte auf Kirchtürme abstellen können, um nahende Katastrophen auszurufen, so diese im Anmarsch, da ja in Deutschland dafür nötige Technologie vom Staat nicht verfügbar. Bei Menschen auf Kirchtürmen hat man hierzulande irgendwann das Ordnungsamt, die Feuerwehr und die Polizei am Hals. Nichts war es dann mit dem Testlauf Risikobewusstsein. Menschen, die bis auf ihr Leben alles verloren haben, brauchen Empathie, Mitgefühl und Unterstützung. Zurechtweisungen eines neoliberalen Dampfplauderers brauchen sie nicht.

Apropos „weggespült“. Friedrich Merz wurde einst auch weggespült, eher mit dem Bade wie Schmutzwasser vor die politische Tür gegossen. Seinerzeit von Angela Merkel, die ihn 2002 vom Stuhl des CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag kippte. Vor 19 Jahren war es das also mit der Politik. Merkel tat alles, um Merz in selbiger Politik jedweden Neueintritt zu verwehren und fern von den Dingen zu halten, die er vorgibt zu können, worüber er aber nie Beweis geführt. Die Kanzlerin hatte ihn durchschaut. Für diese klare Kante in Sachen Personalpolitik Merz muss das Land Angela Merkel bis heute dankbar sein. Merz wurde dann irgendwann Angestellter von Larry Fink und kandidierte zweimal erfolglos für den CDU-Parteivorsitz. Politisch eher ein Resteessen aus der Vorwoche, wird er von bestimmter Medienseite und rückwärtsgewandten Reaktionären immer wieder auf die Speisekarte der Berliner Republik gewünscht. Seine Selbstentlarvung durch törichtes Gerede stört seinen Förder- und Freundeskreis nicht. So fehlen ihm zwar Grundlagen, praktische Erfahrung und die Fähigkeit zur Beurteilung, dennoch sprach er der Grünen Annalena Baerbock die Kanzlertauglichkeit ab. Der sind „die Schuhe des Amtes der Kanzlerin doch ein wenig zu groß“. Könnte sein. Doch für Fritzchen ist mancher Schuh eben auch zu groß. Bis heute hat er es allerdings nicht verstanden und seine Jünger es ihm nicht mitgeteilt. Er sollte Angela Merkel fragen. Um seine selbst vermutete Überlegenheit ins Fenster zu stellen, schob Fritzchen noch nach „ich habe meine Bücher alle selbst geschrieben, jeden Satz und jedes Wort“. Mag auch sein. Deshalb hat die Dinger wohl keiner gelesen. Eines trug den Titel „Mehr Kapitalismus wagen“. Noch mehr?

(Foto: Gerd Altmann auf Pixabay. | Im rhetorischen Visier von Fritzchen.)

Mit eher platten Attacken wirft sich Fritzchen gerne gegen die zwar naiven, aber wenigstens umweltbewussten Kinder von „Fridays for Future“. Leidenschaftlich heischt er so Applaus bei den rückwärtsgewandten Bewahrern des Ewiggestrigen. Da schimmert dann sein geistiges Rüstzeug durch, gestählt in Larry Finks globalem Black Rock Imperium. Was für ein toller Hecht er doch ist unser Friedrich, der dennoch nie aus den Schuhen des Fritzchen kommt. Und genau jenes Fritzchen will und soll bald der neue Superstar der künftigen Regierung Laschet werden. Was wohl Angela Merkel darüber denkt? Derweil redet Fritzchen weiter und pinkelt Manneken Pis im Bogen. Manchmal klein, manchmal größer.

*Beitragsbild: Waldo Miguez auf Pixabay (Manneken Pis, Brüssel)

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