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Die Zerstörer der Welt

Allerorten wird über die aktuelle Oxfam-Studie geredet und geschrieben. In dieser fundierten Arbeit hat Oxfam, ein 1942 gegründeter internationaler Verbund verschiedener Hilfs- und Entwicklungsorganisationen mit Sitz in Nairobi, hieb und stichfest belegt, wie die Reichen diesen Planeten zerstören. Das Gebaren vieler Superreicher wird trotz nachweisbarer Erderwärmung Jahr um Jahr verrückter und schamloser. Zu Wäldern, Stränden, Ländereien und Golfplätzen, zu Stadtteilen, Villen, Schlössern, Edellimousinen, Megajachten und Privatjets hat sich bei denen nun noch die private Raumfahrt gesellt. Auch das All und die Planeten wollen sie sich, so wie es der Stand von Technik und Raumfahrt zulässt, im Mix aus Wahn, Gier und Überlebensstrategie untertan machen, wie sie es mit der Erde getan. Alles, was sie aktuell tun, wird immer klimaschädlicher. Profan formuliert, die Menschheit säuft ab, die Geldelite säuft Champagner. Eine der Mitautorinnen der Studie, die Klimaexpertin von Oxfam, Nafkote Dabi, brachte es unmissverständlich und öffentlich auf den Punkt: „Eine kleine Elite gönnt sich einen Freifahrtschein für die Zerstörung unseres Klimas.“ Wer seine Tassen geordnet im Schrank hat, der wird daran unschwer erkennen, mit dem zerstörten Klima war es das dann auch mit dem Leben auf diesem Planeten.

Man fragt sich allerdings: Wen wundert nun bitte diese Erkenntnis? Es waren nie die Armen und Entrechteten, also die große Mehrzahl der Menschen auf dieser Erde, die das Elend der Welt angerichtet, die Hunger, Kriege, Massenmorde, Vertreibung, Sklaverei und Ausbeutung auf dem Planeten etablierten. Es waren stets die großen Vermögen und ihre Besitzer, welche die großen Katastrophen entfachten oder von diesen profitierten. Dafür bedarf es keiner neuen Studie. Karl Marx ist bei dem Thema immer noch eine kluge Adresse. Längst sind es jene Superreichen, deren Vermögen und Lebensstil zum Zerstörer und Tod der Welt geworden. Die Gruppe dieser Superreichen, die unseren Planeten als ihr Privateigentum behandeln, schädigt das Klima mehr als die ärmsten 50 Prozent der Weltbevölkerung zusammen. Laut der Oxfam-Studie würde 2030 die Pro-Kopf-Emissionen der zum reichsten ein Prozent der Weltbevölkerung gehörenden Menschen um ein 30-Faches über dem Wert liegen, der noch mit dem 1,5-Grad-Ziel verträglich.

Der Wissenschaftler Tim Gore vom Institut für Europäische Umweltpolitik fordert im Zusammenhang mit der Oxfam-Studie drastisches Eingreifen: „Dazu gehören sowohl Maßnahmen zur Einschränkung des CO2-Verbrauchs für Luxusgüter wie Megajachten, Privatjets und private Raumfahrt als auch zur Begrenzung klimaintensiver Investitionen wie Aktienbesitz in der fossilen Brennstoffindustrie.“ Solche Forderung bedeutet allerdings, für deren Umsetzung müssten Regierungen weltweit ihre Maßnahmen auf die extrem Reichen fokussieren. Darüber werden sich die Reichen, ein Bezos, ein Musk, ein Zuckerberg, ein Brin, ein Gates, ein Page, ein Arnault und weitere ihrer Machart, so es Ihnen zu Ohren dringt, köstlich amüsieren, eher scheckig lachen und wohlig über die Macht ihres Geldes sinnieren. Ihrer zerstörenden Dekadenz wird das keinen Abbruch tun.

Der britische Ökonom John Maynard Keynes hat es vor hundert Jahren schon prophezeit, der Kapitalismus wird mehr und mehr von den Finanzmärkten dominiert und verwandelt sich in ein globales Kasino. So ist es gekommen und in diesem Kasino spielt die Elite der Reichen ihr Spiel in der Hoffnung, beim großen Knall dann in den Raumstationen zu sitzen, die beim Inferno auf der Erde einen Logenplatz im All bieten. Wie es aktuell aussieht, könnte ihr Plan aufgehen. Ein eher naiver und kleiner Funke Hoffnung, mehr nicht, es möge jenen Umwelt- und Klimazerstörern an den Kragen gehen, bleibt dennoch. Dazu eine Briefzeile des Dichters Georg Büchner aus dem Jahre 1835, die nicht an Aktualität verloren: „Das Verhältnis zwischen Armen und Reichen ist das einzige revolutionäre Element in der Welt.“

*Titelbild: Pete Linforth auf Pixabay

 

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