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Drei Männer im Krieg

Was diese Herren so sagen, reicht weiter, als ein Mikrofon die Stimme trägt und hat Folgen über ihre Zuhörerschaft hinaus. Manchmal trifft die Sache mit den alten weißen Männern leider zu. In diesen Fällen sicher. Die Rede soll sein von Wladimir Putin (69), Joe Biden (79) und Donald Trump (75). Zukunft sieht natürlich anders aus. Der Reihe nach. Putin sitzt immer öfter Tischen vor, die eine wachsende Entfernung von Gesprächspartnern garantieren. Ob dies auch eine Entfremdung von jedweder Form der Kommunikation ist, weiß allein dieser russische Zar. Unlängst traf es seine Militärführer, die Armeegeneräle Sergei Schoigu und  Walerij Gerassimow. Beide sahen so aus, als hätten sie gern ihre Feldstecher dabei, um Putin noch sehen zu können. Der fabulierte in der Zwischenzeit über neue Abschreckungsszenarien, die in der Interpretation längst als eine Drohung mit dem Atomknüppel wahrgenommen werden.

Dieser Putin hat mit seinem Angriff unter Garantie nicht erreicht, was er wollte. Der offensichtlich beabsichtigte Enthauptungsschlag, so schrecklich klingt die Sprache des Krieges, wie z. B. Israels Streitkräfte ihn im Sechstagekrieg gegen drei arabische Fronten hinbekommen, misslang seiner Armee. Die Russen wirken in der Ukraine und unter deren offenbar sehr entschlossenem Abwehrkampf eher wie die Deutschen im 1. Weltkrieg mit dem schon zu Kriegsbeginn gescheiterten Schlieffenplan im Westen und dem Festfressen der Front nach der Niederlage an der Marne. Der Krieg war damit militärisch für das deutsche Kaiserreich schon verloren, was niemanden abhielt, das Abschlachten von Millionen Menschen noch bis 1918 fortzusetzen. Wobei Putins Aktionismus mittlerweile eher an die Operettengeneräle der argentinischen Militärdiktatur erinnert. Diese überfielen 1982 mit ihren Streitkräften die unwirklichen und fast unbewohnten Falklandinseln, um sich einige Tage den Applaus der eigenen Massen zu sichern. Als die britische Marine Wochen später eintraf und die Inseln für Großbritannien zurückholte, war es mit dem Applaus jener Massen vorbei und dann auch schnell mit der Militärjunta, die sich selber das Genick gebrochen. Vielleicht sollte Putin sich diese Dinge einmal erzählen lassen. Ob ihn solche Botschaften an seiner Seite des Tisches noch erreichen, ist zumindest fraglich. Seine Massen applaudieren ihm jedenfalls schon jetzt nicht mehr. Sie werden längst ahnen, dass sie die Suppe auszulöffeln haben, die er ihnen gerade bitter einbrockt.

Gescheiterter Stratege oder wahnsinniger Hasardeur? (Foto: Screenshot russisches Staatsfernsehen.)

Was Putin bisher vor allem erreichte, äußerte Jen Psaki, die Sprecherin von US-Präsident Biden. Sie nannte Wladimir Putin „einen der größten Einiger der NATO in der modernen Geschichte“ und fuhr freudig fort: „Was Sie hier sehen, ist ein geeintes Europa, ein geeinter Westen, eine geeinte NATO, die sich gegen die von Präsident Putin angeführte Aggression und Invasion wehren.“ Damit könnte sie richtig liegen. Diese Sätze hätten es getan. Aber so etwas reicht in Washington nie. Die Hybris der USA lässt sich nicht einfangen. Und es sprudelte daher nur so von Frau Psakis Lippen: „Präsident Joe Biden hat die Bemühungen auf der ganzen Welt angeführt, diese Koalition aufzubauen, zu der viele Länder in Europa, aber auch aus anderen Teilen der Welt gehören, um Präsident Putin die Stirn zu bieten und sich gegen die Aggression und die Invasion in der Ukraine zu wehren. All diese koordinierten Maßnahmen sind nicht zufällig zustande gekommen. Biden werde diese Koalition nicht nur anführen, sondern auch auf koordinierte Anstrengung drängen, um Russland zur Rechenschaft zu ziehen.“ Zu denen, die sich nicht anführen lassen und offensichtlich nicht auf der „ganzen Welt“ zu finden, gehören nur 1,4 Milliarden Chinesen und nebenher 1,4 Milliarden Inder. Ob übrigens ein französischer Präsident seinem Volk so etwas vermitteln könnte, „wir lassen uns jetzt von einem US-Präsidenten anführen“, muss stark bezweifelt werden. Paris ist nicht Berlin. Man sollte mit Worten auch in Kriegszeiten immer etwas umsichtiger agieren. Weniger ist manchmal mehr.

Putin besiegen und Trump vor der Tür? (Foto von Aaron Kittredge von Pexels(

Wenn man dieser Tage bei Joe Biden landet, dann ist Donald Trump nicht fern. Der stotterte gerade mit seinem sozialen Netzwerk „Truth Social“ an den Start, welches trotz technischer Pannen auf sehr reges Interesse in den USA stößt. Trump war auch der Superstar auf einem großen Parteikongress der Republikaner. Genau diese Republikaner würden, wenn man heutigen Umfragen glaubt, nicht nur die Kongresswahlen, sondern auch die Präsidentenwahl 2024 gewinnen. Vor allem ein „Verdienst“ von Joe Biden. Bei der Probeabstimmung auf dem Kongress unter den 2.574 anwesenden Republikanern über den besten Kandidaten bekam Donald Trump 59 Prozent der Stimmen. Platz zwei erreichte Floridas Gouverneur Ron DeSantis mit 28 Prozent. Dieser Republikaner gilt als die radikale Variante von Trump, was immer das sein mag. Trump selber war natürlich auch zu vernehmen. „Das Problem ist nicht, dass Putin schlau ist, denn natürlich ist er schlau. Das eigentliche Problem ist, dass unsere Anführer dumm sind. Dumm. So dumm. Die Biden-Regierung hat Monate damit verbracht, sich darüber Gedanken zu machen, wie man eine Invasion eines fremden Landes, das Tausende Meilen entfernt ist, stoppen kann. Joe Biden solle sich lieber um die Invasion über die mexikanische Grenze kümmern.“

Trump trifft sicher nicht den Washingtoner Ton oder gar die Interessen des militärisch-industriellen Komplexes. Doch er erwischt genau die Köpfe und Herzen derer, denen er immer aufs Maul schaute und nach deren Munde er redete, bis sie ihm jaulend folgten, die Durchschnittsbürger der USA. Genau diese Leute könnten ihn, so er sich mit Fast Food und durch den Lauf der Biologie nicht selbst aus dem Rennen nimmt, durchaus wieder ins Amt hieven. Joe Biden, den die US-Durchschnittsbürger nach einem Jahr im Amt völlig über haben und der mit den Demokraten im Umfragetief steckt, ist im Moment und in Richtung 2024 Trumps bester Wahlkampfhelfer. Der greise Joe Biden könnte also durchaus Putin besiegen, um dann im Rückspiel der sehr alten weißen Männer gegen den gelbhaarigen Trump zu verlieren. Wladimir Putin hat durch eigene Dummheit gute Aussichten zu dem Zeitpunkt schon völlig gescheitert auf dem Müllhaufen der Geschichte zu modern, von den eigenen Leute dort hingeworfen.

*Titelbild: Maike und Björn Bröskamp auf Pixabay

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