Sport

Fahnenwechsel

Lionel Messis Oberarm ziert ein überdimensionaler Jesus. Nicht irgendeiner, sondern schon der schmerzverzerrte mit Dornenkrone, also Leidensweg. Selbigen Leidensweg gab Lionel Messi in Barcelona in der Variante Fußballprofi. Abschied von der alten Liebe unter Tränen, gramgebeugt und gebeutelt vom Schicksal. Kreuzweg dann doch nicht. Dafür Stunden später im Flieger nach Paris und Beginn der Variante Fröhlichkeit. Business as usual. In Paris bei Vertragsunterzeichnung mit den dubiosen Herrschern vom Paris Saint-Germain Football Klub ein zufriedener Lionel Messi, der sein Glück und den neuen Segen üppigster Vergütung freudig registrierte. Eine Show in Maßanzügen und dem obligaten Trikot für das PR-Foto. Die Prostitution im vorgeblichen Himmel des Fußballs kommt immer edel daher. Mehr Marketingevent als Fußballereignis. Messi und sein neuer Arbeitgeber sprachen natürlich umgehend von der „perfekten Harmonie“. Na bitte. Während Italien Europameister mit einem neuen Teamspirit wurde und auf eine funktionierende Mannschaft unter Beteiligung des gesamten Kaders baute, setzt man im Reich der Ölmilliarden weiterhin auf das alte und etwas angestaubt wirkende Prinzip Starvehikel. Die Mannschaft im Dienst ihrer Stars und Werbefiguren. Wohin die Personalie Messi den Scheich-Klub PSG tragen wird, ist offen. Das Ziel natürlich bekannt. Die im Pariser Fußball herrschenden Ölscheichs wollen endlich die Champions League Trophäe in ihren Jagdschrank stellen. Mit jenem Vorsatz haben sie auch den Trainer Pep Guardiola 2016 zu Manchester City gekauft. Der konnte dort in Sachen Champions League bisher nicht liefern. Einer von beiden wird beim nächsten CL-Titel erneut leer ausgehen. Oder noch mehr Geld besorgt einen Wintertransfer, der beide in Manchester oder Paris zusammenführt. Verrückter Gedanke? Ausschließen kann man heute gerade im Fußball nichts mehr.

Messi ist jedenfalls auch in der Abendsonne seiner Karriere immer für 30 Tore pro Saison gut. Darauf kann man fast wetten. Sicher darf er auch in Paris bei Bedarf ohne Folgen für seine Person lustlos über den Platz trotten, so er keinen Sinn oder Erfolg in einer laufenden Partie sieht. Der Mann ist immerhin auch schon 34 Jahre. Aber wehe für jeden Gegner, wenn Messi aufblitzt, 34 Jahre hin oder her. Messi ist längst sein eigenes Königreich und nun hat Majestät eben den Thron gewechselt. Der Argentinier gehört ohne Wenn und Aber zu den Ausnahmekickern, die man im Verlauf der gesamten Fußballgeschichte an zwei Händen abzählen kann. Schon lange seine eigene Legende. So jemand kennt eben seinen Preis und findet einen, der diesen zahlt. Die Fußballwelt bleibt verrückt. Wie lange der Wahnsinn des Geldes noch der Kitt bleibt, der den Fußball zusammenhält, hängt auch von denen ab, die mittlerweile für ihre Liebe Fußball einiges investieren müssen. Rundfunkbeitrag für öffentlich-rechtliche Sender, Livespiele bei Sky und Spiele am Freitag und Sonntag per DAZN-Abo kosten mehrfaches Geld. Noch alle Fußballspiele erleben zu können wird zum Luxusgut. Noch wird gebucht und bezahlt. Was die Zukunft bringt? Keine Ahnung. Wer Fußball noch mag, wird es mitbekommen. Die Schlagzeilen sind Europas Sportart Nr. 1 bisher nach wie vor sicher und übertönen hierzulande sogar jedes kleine und große Drama um Armin Laschet und Annalena Baerbock.

*Beitragsbild: Bild von jorono auf Pixabay

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