Gesellschaft

Friede den Hütten – Krieg den Palästen

Unter dem Titel ‚Profiting from pain‘ erschien am 23. Mai 2022 eine neue Oxfam-Studie. Oxfam ist ein internationaler Verbund verschiedener Hilfs- und Entwicklungsorganisationen mit Sitz in Den Haag. Der 19-seitige Bericht hat es in sich. Ein Eckpunkt, der viel erklärt, vielleicht alles, ließe sich unter dieser Überschrift gut zusammenfassen: ‚Alle 30 Stunden gibt es einen neuen Milliardär, alle 33 Stunden eine Million neue Arme.‘ Wir leben im Neoliberalismus, falls es irgendwer vor lauter kapitalistischer Lobpreisung und Konsumidiotie noch nicht mitbekommen. „Das Vermögen aller Milliardäre zusammengefasst, ist in den zwei Jahren der Covid-Pandemie stärker gestiegen als in den letzten 23 Jahren.“ Wen wundert so etwas noch? Dazu heißt es bei Oxfam dann weiter: „Die Pandemie hat 573 neue Milliardäre hervorgebracht, mit einer Quote von einem neuen Milliardär alle 30 Stunden.“ Auf der anderen Seite stehen 263 Millionen Menschen in diesem Jahr unmittelbar davor, in extreme Armut zu geraten. „Eine Quote von einer Million verarmter Menschen alle 33 Stunden“, so die Studie.

Der jüngste Bericht von Oxfam ist ein grausiges Abbild unserer Welt. Während die Reichsten in ihrer Habgier alles verschlingen, werden Millionen von Menschen in bittere Armut getrieben. Die Volksunion (NUPES) in Frankreich, die gerade gegen den Neoliberalismus zu Felde und in den Parlamentswahlkampf zieht, formuliert es einfach und verständlich: „Das Problem sind diejenigen, die sich vollfressen, während andere ins Elend stürzen.“ An der einfachen Klarheit der Sprache erkennt man immer die Kraft der Worte. Daran könnten sich deutsche Linke mit ihrem fatalen Gesülze etwas abschneiden. Wobei deutsche Linke in der Tat wie ein Witz klingt, bei dem früh das Lachen vergeht. Diese Woche findet das übelste Forum neoliberaler Herrschaftssymbolik statt. Das ‚Davos-Economic-Forum‘ bietet erneut die Bühne für politische und wirtschaftliche Eliten aus aller Welt. Darunter sehr viele, die sich auf Kosten der Menschheit vollfressen. Die Veröffentlichung des Oxfam-Berichtes zu diesem Zeitpunkt daher natürlich kein Zufall. In Anlehnung an dieses jährliche Forum wollte Oxfam laut Auskunft „mit dem Finger besonders auf diejenigen zeigen, die während der Gesundheitskrise außergewöhnliche Gewinne angehäuft haben“. Da wird Oxfam in Davos sicher fündig. Jene Bereicherten laufen nämlich auch unter den 2.500 geladenen Eliten im Kreise anderer Vollgefressener umher. Allesamt gerieren sie sich wie Weltenlenker. In ihrer abgeschotteten Wolke führen sie dann noch ihre vernebelnde Herrschaftssprache auf den Lippen. Längst werden die Uhren der Welt von diesem Weltwirtschaftsforum, welches ohne jedes Mandat agiert, katastrophal falsch und neoliberal gestellt, statt richtig von den Vereinten Nationen (UN).

Man sieht nur die im Licht… (Foto: Valéria Rodrigues auf Pixabay)

Zu den Vollgefressenen und Bereicherten noch etwas aus Frankreichs Wahlkampf: „Viele von denen haben sich während der Gesundheitskrise vollgestopft, während anderen die Kehle zugedrückt wurde.“ Übertriebene Rhetorik? Mitnichten! Die Vermögen der Milliardäre springen aktuell durch die Decke. Milliardäre halten 13,9 % des weltweiten Bruttoinlandsprodukts, damit dreimal mehr als im Jahr 2000. Oxfam bleibt nicht im Ungefähren, liefert konkrete Beispiele aus der Agrar- und Lebensmittelindustrie. In dem Sektor gibt es mittlerweile 62 nagelneue Milliardäre. Das US-Unternehmen Cargill ist einer der größten Lebensmittelhändler der Welt. Es befindet sich mehrheitlich im Besitz der gleichnamigen Familie. 2021 machte der Konzern 5 Milliarden Euro Rekordgewinn. Laut Oxfam hat die Familie Cargill dadurch ihr Vermögen „um fast 20 Millionen US-Dollar pro Tag seit Beginn der COVID-19-Pandemie gesteigert“. Was für Zahlen! Und wieder der Blick nach Frankreich, wo ein neoliberaler Präsident von den Eliten, Konzernen und Medien unterstützt, eine Zahl völlig ignoriert: In Frankreich verzichten aktuell 20 % der Bevölkerung aus Geldmangel auf durchgängige Mahlzeiten. Die Wohlstandslücken zwischen den normalen Menschen und den extrem Reichen sind auch bei unseren Nachbarn längst unanständig und verbrecherisch. Während Millionen im Elend versinken, oftmals hungern, sich sogar im einst breitbeinigen Europa zwischen Tanken oder Einkaufen entscheiden müssen, verdienen andere astronomische Summen durch perfide Ausbeutung im Stil des Manchesterkapitalismus. Um dieser Situation abzuhelfen, schlägt Oxfam zwei einfach formulierte Maßnahmen vor. Eine sofortige Sondersteuer für alle multinationalen Unternehmen, die von der Krise profitiert haben und eine wesentlich höhere Besteuerung für die extrem Reichen.

…die im Dunkel sieht man nicht. (Bild: Mohammed Alim auf Pixabay)

Beide Oxfam-Punkte stehen übrigens seit Wochen manifestiert im Wahlprogramm der französischen Volksunion. Deren Anführer Jean-Luc Mélenchon lässt nicht den geringsten Zweifel aufkommen, dass die Umsetzung jener Punkte eine seiner ersten Amtshandlungen wäre, verschafften die Franzosen der Volksunion eine Mehrheit in der Nationalversammlung. Sogar der Spiegel, der in den letzten Jahren oftmals die neoliberale Fahne schwenkte, machte diese Woche erstaunlicherweise mit einem Titel zu den Superreichen auf und keinen Kniefall vor diesen. (Vor einer Woche zogen noch der reaktionäre Ressortleiter Ausland und die fehlbesetzte Paris-Korrespondentin des Nachrichtenmagazins über Frankreichs Linke her. Sie gossen ihren Hass über Europas prominentesten Kämpfer gegen die reichen Eliten, den französischen Politiker Jean-Luc Mélenchon.) Das Blatt zeigt die verkommene Welt dieser Superreichen als feudalistisch und wirft Blicke auf deren Schamlosigkeit, hinter der sich die ganze Dekadenz dieser Art von Reichtum offenbart. Der Titel trägt den Namen „Die Gesetzlosen“. Er hätte auch „Die Lumpen“ oder schlimmer heißen können. „Übles Pack“ wäre angemessen.

Zu Zeiten der Französischen Revolution sang man noch Die Aristokraten an die Laterne“. Solche Sachen, also Laterne und Revolution, machen wir in Europa schon lange nicht mehr. Schließlich nennen wir uns in Eigenwerbung zivilisiert. Aber GERADEZU möchte dennoch einen Vorschlag in den Ring werfen. Warum nicht der Mond? Die Superreichen wollen doch sowieso nur noch einen kurzen Zeitraum die Welt wie eine alte Zitrone quetschen. Wenn dann auf Erden alles hinüber und verdorben, sich mit Sack und Pack aus dem Staub machen, also in Richtung unendlicher Weiten im All verschwinden. Warum diesen Abnabelungsprozess nicht beschleunigen? Geld und Besitz wegnehmen, ab in eine Rakete, Zündung Richtung Weltall, eventuell direkt zum Mond. Dann sind diese Eliten dort, wo sie hingehören und wohin es sie so leidenschaftlich zieht. Nur eben noch flotter, als sie es in ihren kühnsten Träumen erhofften. Obwohl diese Nichtsnutze auf dem Mond noch den Fußabtritt von Neil Armstrong zertrampeln würden, wie sie auf Erden alles zertrampelten. Daher ist zu überlegen, ob man die Zielprogrammierung der Rakete um des Mondes willen nicht doch zum Wohle aller Sterne und Planeten lieber auf schwarze Löcher stellt. Es soll angeblich genug davon geben. 

*Titelbild: Wahlkampfblog NUPES (Volksunion Frankreich)

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