Gesellschaft

Great Reset

In Davos fliegen und fahren diejenigen vor, die sich selber als OBEN verstehen und die den Rest der Welt als UNTEN einordnen. Sie halten Hof. Die hinter den dortigen Kulissen getroffenen Entscheidungen haben Folgen für viele Staaten und Milliarden Menschen. Alles von einer Organisationsstruktur in die Wege geleitet, die keinerlei demokratische Legitimation besitzt, die ohne Mandat agiert. Man nimmt sich dort sozusagen nach Belieben die Freiheit, dieses oder jenes zu tun. Der Kit, der das alles zusammenhält, besteht aus zwei Komponenten, Geld und Macht. Das ‚World Economic Forum‘ (WEF) gibt Anstöße für wirtschaftliche Prozesse und politische Entscheidungen, die schwerwiegendere Auswirkungen auf Völker und Nationen haben können, als Sitzungen der UN-Vollversammlung oder des UN-Sicherheitsrates. Die UN wurde nach zwei Weltkriegen als ein Versuch zum Guten für die Welt erdacht. Mit allen späteren Fehlern und ihrer latenten Ohnmacht blieb sie zumindest eine Bühne für den Versuch des friedlichen Miteinanders der Völker. Der Ansatz des WEF ist profaner. Die Reichen reicher machen und die Welt für die da OBEN ordnen. Für die Armen, also die da UNTEN, erdenkt man derweil diverse Szenarien, um sie an der Leine und bei Laune zu halten. Zbigniew Brzeziński erfand dafür schon vor drei Jahrzehnten den Begriff ‚Tittytainment‘. Der Krieg der Reichen gegen die Armen in der Definition von Warren Buffett hat in der Welt von Davos eine warme Heimstatt und in Klaus Schwab einen umtriebigen Organisator und dubiosen Guru.

Prediger des Great Reset und Guru der Eliten: Klaus Schwab (Screenshot: Sender phoenix)

Wenn dieser Herr Schwab den versammelten Eliten zu Tagungsbeginn zuruft „Die Zukunft wird von uns gebaut, von einer starken Gemeinschaft wie ihr hier in diesem Raum“, sollte sich jeder Mensch unterhalb der Milliardärs- und Millionärsschwelle durchaus fürchten. Der wie ein netter und reicher Onkel wirkende Klaus Schwab hat den Politikern, Bankern, Oligarchen und Autokraten schon im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie angeraten „die Welt neu zu gestalten“. Sein Wort vom „Great Reset“ machte die Runde. Was dahinter steckt, ist einfach zu verstehen. Aktuelle und kommende Krisen nutzen, um Konzerne und Regierungen größer und mächtiger zu machen, diese zu verknüpfen und global zu verflechten. Natürlich einhergehend mit der Einschränkung individueller Freiheiten der Masse Mensch auf diesem Planeten. Der Krieg der Reichen gegen die Armen tobt auch auf diese Art und Weise unverhohlen weiter. Tag um Tag, Stunde um Stunde.

Accessoires der Davos-Eliten. Privatjet und schwarze Limousine. (Foto: pixabay)

Der Philosoph und Soziologe Geoffroy de Lagasnerie hat im Zusammenhang mit der fatalen Macht des Kapitals eine Brücke zur bevorstehenden Parlamentswahl in seiner Heimat Frankreich geschlagen. Dabei den Menschen, die weiterhin zögern, sich zu beteiligen, die aktuell einzige Gegenwehr anempfohlen: „Wählen ist ein Moment des sozialen Krieges, in dem sich Gruppen mobilisieren, um zu versuchen, den Staatsapparat zu monopolisieren und anderen ihren Willen aufzuzwingen. Dies ist kein Moment der Überlegung, der gefeiert oder fetischisiert werden sollte. Es ist eine Technik der Aneignung des Staatsapparats.“ Geoffroy de Lagasnerie unterstützt wie viele Franzosen die Volksunion unter Führung von Jean-Luc Mélenchon. Käme diese Union Populaire an die Regierung, hätte in einem der wichtigsten Staaten Europas erstmals eine politische Kraft Machtmittel zur Hand, die sie genau durch jene Aneignung des Staatsapparats in die Lage versetzt, dem Ungeist von Davos wie dem neoliberalen Vormarsch vehement entgegenzutreten. Dafür müssen die Union Populaire und ihr Bündnis allerdings eine richtungsweisende Wahl gewinnen. Die neoliberalen Divisionen haben längst mit Geld und Propaganda dagegen mobil gemacht. Der Ausgang dieser französischen Schlacht im Krieg der Reichen gegen die Armen wird so oder so richtungsweisend sein. Nicht nur für Frankreich.

Bertolt Brecht hat die Kluft zwischen OBEN und UNTEN schon 1931 erkannt und in seinem Drama ‚Heilige Johanna der Schlachthöfe‘ wortmächtig definiert:

Denn es ist eine Kluft zwischen oben und unten, größer als
Zwischen dem Berg Himalaja und dem Meer
Und was oben vorgeht
Erfährt man unten nicht
Und nicht oben, was unten vorgeht
Und es sind zwei Sprachen oben und unten
Und zwei Maße zu messen
Und was Menschengesicht trägt
Kennt sich nicht mehr.
Die aber unten sind, werden unten gehalten
Damit die oben sind, oben bleiben.
Und der Oberen Niedrigkeit ist ohne Maß
Und auch wenn sie besser werden, so hülfe es
Doch nichts, denn ohnegleichen ist
Das System, das sie gemacht haben:
Ausbeutung und Unordnung,
tierisch und also
Unverständlich.

 

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