Für Jean-Luc Mélenchon war es die letzte Kandidatur für das Amt des französischen Präsidenten, mit seinen 70 ist er Realist. Knapp geschlagen vor allem wegen des Sektierertums von Jadot, Hidalgo und Roussel. Viele Franzosen nennen deren Verhalten heute schlicht „Verrat“. Mélenchon gelang, was ihn auch im Wahlkampf täglich auszeichnete, er fand passende Worte. Am Ende seiner staunenswerten Kampagne in der Abschiedsrede von gestern Abend sogar ein Funke Hoffnung. Die Schlusssequenz seiner kurzen Ansprache soll hier in Erinnerung gehalten werden:
Der Kampf geht weiter! Der Kampf geht weiter! Wir sagen all jenen, die es nicht hören wollten: Hier ist die Kraft. Vor uns liegen weitere Wahlen. Die Jungen werden mir sagen: Wir haben es noch nicht geschafft. Dann sage ich: Macht es besser, danke! (Jean-Luc Mélenchon, Wahlabend, 10.04.2022)
Wer nun in Europa wegen einer erneuten Niederlage progressiver und sozialer Kräfte gegen den Neoliberalismus verzweifelt, dem kann man keinen wirklichen Trost spenden. Vielleicht wenigstens der Hinweis auf ein kleines Licht der Hoffnung. Eine neue Generation könnte es eines Tages wirklich besser machen, so es dann dafür nicht zu spät. Getreu dem Motto der geschlagenen Bauernkrieger von 1525, die nach der vernichtenden Niederlage gegen die Fürstenhäuser von dannen zogen, ewige Ausbeutung, Folter und Tod vor sich. Ihr Wahlspruch, von Ernst Bloch immer in sein Prinzip Hoffnung aufgenommen:
Geschlagen ziehen wir nach Haus! Unsre Enkel fechten’s besser aus.
Auf die Enkel sollte man schauen, um nicht völlig zu verzweifeln. Die Wählergruppen von 18 bis 24 und von 25 bis 34 sind dem Neoliberalismus und seinen Predigern in Frankreich nicht komplett auf den Leim gegangen. Kein Sieg ist dennoch eine Niederlage. Doch (etwas) Hoffnung bleibt:
*Titelbild: Jean-Luc Mélenchon dankt seinen Anhängern und verabschiedet sich. (Twitter JLM)