Gesellschaft

Merz gibt den Habeck

Da ist es wieder, dieses bedrohlicher werdende „wir“. Am Wochenende zu hören von Friedrich Merz, der dabei in der Bahn von Robert Habeck ruderte. Was bei Habeck „wir werden dadurch ärmer“, klingt bei Friedrich Merz, einst Angestellter von Larry Fink bei BlackRock, der mächtigsten und übelsten Finanzheuschrecke weltweit, heute CDU Vorsitzender, also Merz, nicht Fink, folgendermaßen: „Den Tafeln behilflich zu sein, dass sie weiter ihre wichtige Hilfe leisten können – das müssen wir machen.“ Merz Weisheit, man werde sich vieles nicht mehr leisten können und müsse halt die Tafeln besser ausstatten. Fertig ist er. (Tafel oder Tafeln: Bezeichnung für Lebensmittel, die an Bedürftige verteilt oder gegen geringes Entgelt abgegeben werden. Im Amtsdeutsch ist die Rede von „Lebensmitteln, welche im Wirtschaftskreislauf nicht mehr verwendet und ansonsten vernichtet werden.“ So hört sich Schande in der Sprache einer Industrienation an.) Wen Merz mit „man“ meint, ist nicht schwer zu erraten und nah beim bedrohlichen „wir“. Bedrohlich wird jedes „wir“, sobald dieses von Politikern ausgesprochen. Beim Sozialdarwinismus des Friedrich Merz fröstelt es anständige Menschen. Die Tafeln, wo die Reste der Wohlstandsgesellschaft ausgegeben und an jene verfüttert, die nicht mehr dazugehören, dienen heute dem Vorsitzenden einer angeblich christlichen Partei als empfohlenes Mittel von Sozialpolitik. Es lässt sich dabei schon ahnen, wer künftig vom „wir“ des Duos Habeck und Merz betroffen. Erahnen lässt sich auch, was verbal längst vorbereitet und anläuft, eine erneute und schmerzhaft spürbare Drehung der Gesellschaftsschraube in Richtung neoliberales Staatsmodell. Der unheilvolle Geist von Milton Friedman und den Chicago Boys lässt grüßen.

Sozialpolitik im neoliberalen Geist: Friedrich Merz (Screenshot ARD)

Inzwischen sind ca. zwei Millionen Menschen in Deutschland von der Tafel abhängig. Ein sozialpolitischer Skandal, über den kaum berichtet wird. Zudem politisches Versagen und gesellschaftlicher Offenbarungseid. Große und kleine Weltpolitik und der Krieg um die Ukraine werden noch für vieles herhalten und neoliberalem Umbau dienen müssen. Für Millionen Menschen hierzulande beginnt ganz konkret der Weg Richtung sozialer Abstieg. Dabei wird den Menschen noch auf den Weg mitgegeben, dieses sei alles die Weltpolitik und eben der Krieg um die Ukraine. Also unausweichlich wie unabwendbar. Basta. Warum beim Bezahlen der Zeche nur die unteren und mittleren Schichten der Bevölkerung betroffen sind und nicht die Eliten, können die Armen dann ja an den Tafeln bereden. Im Plauderton, während sie sich nach den Brosamen bücken, die vom Tisch der oberen Zehntausend heruntergefallen und von Herrn Merz huldvoll als soziale Lebensperspektive anempfohlen werden.

Wohltätigkeit ist das Ersäufen des Rechts im Mistloch der Gnade. (Johann Heinrich Pestalozzi)

*Titelbild: congerdesign auf Pixabay

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert