Sport

Neuanfang der Marke Gestern

Deutschland und der Boulevard haben (bald) einen neuen Nationaltrainer. Bei der Vertragsunterzeichnung von Hans Flick aus Anlass seiner Bestallung zum künftigen Trainer der deutschen Fußballnationalelf suchte man im veröffentlichten DFB-Bild den Neuanfang vergebens. Am Tisch ein Neuling, der nicht wirklich frisch. Von 2006 bis 2014 assistierend dort tätig, wo er künftig Chef. Neben ihm saß Oliver Bierhoff. Jener Manager der Nationalmannschaft mit dem Titel eines DFB-Direktors, der den Fußball als Ware und Geschäftszweig handhabt und nicht als Sport in die Welt trägt. Die Methode mag sich wirtschaftlich rechnen. Den gern zitierten Deutschen, denen jene Elf – noch öfter zitiert – einst „ihr liebstes Kind“, ist diese Truppe inzwischen ziemlich schnuppe, weil Bierhoff aus allem einen Marketingakt macht. Der Fan dagegen möchte sich gerne in eine heile Fußballwelt flüchten, am schönen Spiel und den darauf aufgebauten Siegen berauschen. Unauflösliche Gegensätze der heutigen Fußballwelt. Mit aufs Bild drängte bei der besagten Unterschriftsleistung Rainer Koch, der klassische Sportfunktionär, der traumwandlerisch alle Abstürze und Skandale beim DFB überlebt und in der Sicherung seiner Position ein politisches Talent von unschöner Art offenbart. Er steht wie Bierhoff für alles, was den Fußballfan entsetzt und in Verzweiflung treibt. Die Zeit nannte diesen DFB-Vizepräsidenten Rainer Koch einen „Mann von gestern“. Da könnte das ehrbare Wochenblatt die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben. Nichts ficht diesen Rainer Koch an. So wird er wohl auch bei nächster personeller Renovierung übrig bleiben und die Flure des DFB durchstreifen, für Deutschland bei der UEFA das Wort nehmen. Die DFB-Präsidenten kommen und gehen, Rainer Koch bleibt. Neuanfang ist beim DFB offenbar ein Schreckenswort auf allen Ebenen. Im Kader setzt man auf Spieler, die man in Rente geschickt, die Bosse halten auf den Korridoren der Fußballmacht an sich und dem für sie bewährten fest. Selbst die grausige Verniedlichung wird weiter fröhlichen Urstand feiern. Für einen Joachim, den man penetrant zum Jogi verwurstete, kommt nun ein Hans, der ein ewiger Hansi bleiben wird.

 

 

 

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