Über das Alter, zumal in Krankheit und mit Leiden beschwert, sollte sich niemand zu sehr lustig machen oder erheben. Irgendwann, sofern man es erreicht, klopft dessen Mühsal unerbittlich an das Gebälk und den Geist von jedem Menschen. Beschwerlichkeiten, Senilität, Verfall oder Altersdemenz sind nicht als Kampfmittel der politischen Auseinandersetzung geeignet oder gut für billigen Spott. Egal wie man politisch oder weltanschaulich zu einem Politiker steht, Krankheit und Alter sind keine Trommel, die man schlagen sollte. Der amtierende US-Präsident Joe Biden hat sich den „Sleepy Joe“ allerdings nicht wegen offenkundiger und schon vor zwei Jahren sichtbar herannahender Altersgebrechen eingehandelt, sondern wegen einer offenkundigen Schlafmützigkeit und Inaktivität im Wahlkampf. Wenn der Begriff „Sleepy Joe“ auch vom gegnerischen politischen Lager ins Spiel gebracht wurde. Wobei das Biden-Lager mit Trump ebenfalls nicht feinfühlig umging. Feinfühlig ist sowieso nicht Trumps Welt. Insofern störte sich niemand. Die Rechnung ging für die Demokraten jedenfalls auf. Biden verstecken, so gut es geht, damit auch den sichtbar vergreisenden Mann verbergen, der er da schon erkennbar war, und hoffen, dass Trump sich um Kopf und Kragen bringt. Corona erledigte den Rest und machte aus einem alten Herren einen US-Präsidenten. Doch das Alter begleitete Biden unerbittlich mit ins Weiße Haus und es macht sich besonders in letzter Zeit immer öfter und auffälliger bemerkbar, scheint Oberhand zu gewinnen und drastischer daherzukommen als nur in sich häufenden Unaufmerksamkeiten.
Verstärkt taucht im Biden-Universum mittlerweile Gattin Jill Biden an der Seite ihres Mannes auf und zeigt diesem den Weg und die Richtung vom Rednerpult. Biden, flankiert von Ehefrau und Vizepräsidentin Harris oder jemandem aus seinem Stab, scheint das bevorzugte Rezept zu sein, mit dem man über die Runden kommen will. Aber die Runden sind noch lang. Erst 2024 sind wieder Präsidentschaftswahlen in den USA. Doch da platze dieser Tage NBC-News mit der Information heraus, die sich auf den Bürgerrechtler Al Sharpton beriefen, der nach einem persönlichen Gespräch mit Joe Biden von diesem erfahren haben will, dass der 2024 erneut antreten und kandidieren wolle. Ernsthaft? Wie soll das noch funktionieren? Vielleicht sollte Ehefrau Jill Biden ihrem Mann die Grenzen aufzeigen, Stimme der Vernunft und ein Stoppzeichen für diese Pläne sein. Joe Biden ist nun mal kein Mick Jagger. Der ist nur wenige Monate jünger als Biden. Aber Jagger scheint eine wundersame Laune der Natur und ist unverwüstlich, ein energischer Rock n Roller und unermüdlich mit den Stones unterwegs, saust er weiterhin wie ein tanzender Derwisch über die Bühnen der Welt.
Da kommt nun ausgerechnet Donald Trump daher. Ebenfalls absolut kein Mick Jagger und schon gar kein tugendhaftes Paradebeispiel für gesundes und vitales Alter durch Disziplin, richtige Ernährung und Sport. Doch gegen Joe Biden wirkt sogar dieser Fast Food Fan temperamentvoll und fast noch vital, selbst ohne die orange Haartönung. Was nicht etwa an einer plötzlichen Jungendlichkeit von Trump, sondern eben am sichtbaren Verfall von Biden liegt. Jedenfalls, so rumort es zumindest, will auch Trump 2024 gerne nochmals in den Ring und zurück ins Weiße Haus. Wohin die USA mit solchem Personal steuern, lässt sich schon jetzt kaum noch sagen. Die Weltmachtansprüche sind natürlich immer da, deren Umsetzung wirkt altbekannt wie entlarvend, wird von jedem Präsidenten betrieben. In der Welt mehrt sich gerade dagegen immer stärker Widerstand. Folgsam und brav nur noch Deutschland und Europa. Was wird, wenn es 2022 ein Greisenduell um die Präsidentschaft gibt? Das ist jetzt keine Altersdiskriminierung, sondern eine offensichtlich zu erwartende Entwicklung. Die betrifft uns alle, sofern es uns 2024 noch gibt. Unlängst stellte jemand in den Weiten der sozialen Medien im Angesicht eines Aussetzers von Biden, der gerade in einem Saal voller Menschen nach jemand verlangte, der längst tot und zu dessen Ableben Biden selbst kondoliert hatte, die nicht nur ironisch gemeinte Frage: „Wer trägt Joe Biden eigentlich den Atomkoffer hinterher?„
*Titelbild: Jill und Joe Biden, Kamala Harris (Screenshot NBC-News)