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Plausch in Sachen Staatsstreiche

Der BBC-Journalist Dickens Olewe aus Kenia fand als erster Worte und faste es kurz wie bündig zusammen: „John Bolton, der in höchsten Positionen der US-Regierung, einschließlich des UN-Botschafters, gedient hat, rühmt sich beiläufig damit, dass er bei der Planung von Putschen in anderen Ländern geholfen hat.“ Was war geschehen? Wer erstaunte Olewe? John Bolton gehört zur politischen Klasse der Neokonservativen in den USA. Er war UN-Botschafter und diente für die Republikaner schon Ronald Reagan, dann Vater und Sohn Bush, später Donald Trump sogar als Nationaler Sicherheitsberater. Außerdem gilt Bolton als eine Schlüsselfigur beim Zustandekommen des illegalen Irakkrieges von George W. Bush. Womit erstaunte Bolton nun Olewe? In einem Live-Gespräch mit CNN-Moderator Jake Tapper am Dienstag dieser Woche ging es eigentlich um Donald Trump und die Ereignisse vom 6. Januar 2021 in Washington. Bolton lässt kein gutes Haar mehr an seinem früheren Chef. Doch eine Beschreibung von Trump ließ politisch denkende Menschen aufhorchen. Bolton meinte nämlich, „Trump ist nicht kompetent genug, um einen sorgfältig geplanten Staatsstreich durchzuführen“. So weit, so gut. Dann der Offenbarungseid in eigener und US-Sache: Als jemand, der bei der Planung von Staatsstreichen geholfen hat, nicht hier, aber Sie wissen schon – an anderen Orten, weiß ich, es braucht viel Arbeit. Und die leistet er (Trump) nicht.“

Da hatte so en passant ein hochrangiger US-Beamter, oft im Zentrum der US-Macht tätig und mit selbiger durch seine Aufgaben und Ämter auch persönlich ausgestattet, auf offener Bühne seine Beteiligung bei der Planung von Putschversuchen im Ausland eingestanden. Damit sozusagen offiziell gemacht, was natürlich jeder weiß, dass die USA weltweit Staatsstreiche anzetteln oder betreiben. CNN-Mann Tapper fragte umgehend nach und wollte wissen, welche Putsch-Versuche Bolton denn meine. Bolton dröhnte erst „ich werde nicht auf die Einzelheiten eingehen“, brachte dann aber das Beispiel Venezuela ins Spiel. „Es hat sich als nicht erfolgreich herausgestellt“, so Bolton. Zur Erinnerung. 2019 förderte und unterstützte der Nationale Sicherheitsberater Bolton die Aufrufe des von den USA gemachten venezolanischen Politikers Juan Guaido, das Militär in Venezuela solle seine Bemühungen unterstützen, den sozialistischen Präsidenten Nicolas Maduro zu stürzen. Maduro blieb an der Macht. Venezuelas Militär verweigerte sich den von den USA forcierten Staatsstreichbemühungen. Bei CNN bekam Bolton ob seiner Offenheit irgendwann kalte Füße und ließ sich nicht weiter aus. Hartnäckige Nachfragen von Jake Tapper („Ich habe das Gefühl, dass es noch andere Dinge gibt, die Sie mir nicht erzählen. Ich bin mir sicher, dass es welche gibt.“), wurden von Bolton nicht mehr beantwortet. Da hatten sich politisch denkende und informierte Menschen weltweit längst eine Meinung gebildet.

*Titelbild: John Bolton, PBS Interview 2020 (Screenshot)

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