Gesellschaft

Post von Hans-Georg

Manche haben ein Ding an der Waffel, andere ein Netzwerk. Darunter finden sich wiederum Zeitgenossen, die nach skurriler Selbstaussage ein Netzwerk verfügbar haben, welches vor allem den Südthüringern helfen wird, so jene bereit und willig, dem Netzwerker zu vertrauen und ihre kostbare Stimme an einer Wahlurne für ihn zu hinterlegen. Jener Netzwerker, der den Südthüringern beispringen möchte, indem er ihr künftiger Bundestagsabgeordneter wird, ist Hans-Georg Maaßen und war einmal Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Wir berichteten hier schon über diesen Herren.

Wahlzeitbedingt finden aktuell viele Menschen in ganz Deutschland von bisherigen oder künftigen Abgeordneten oder solchen, die es gerne wären, Botschaften in ihrer Post. Es ist die Zeit des Briefeschreibens angebrochen, die bei Ansicht besagter Schriftstücke nebenher den Beweis führt, das Deutschland doch kein Volk von Dichtern und Denkern. So dicke will es das Wahlvolk auch gar nicht. Doch selbst ihren einfachen Fragen und Alltagsbedrängnissen liefern die eintrudelnden Botschaften nur wenig Erkenntnisreiches. Es schwappt ein Meer an Versprechungen ins Haus, so man das Kuvert öffnet. Eine dieser freudeheischenden Briefbotschaften verfasste nun auch CDU Kandidat Hans-Georg Maaßen für die von ihm anvisierten Wählerinnen und Wähler in Südthüringen. Maaßen fabuliert im Schlusssatz eines Sachlichkeit vortäuschenden Briefes über sein „weitreichendes Netzwerk“, welches dabei hilft, die Südthüringer Probleme richtig zu adressieren und deren Lösung herbeizuführen. Da können sich die Südthüringer ja mächtig freuen und die Nord-, West- und Ostthüringer nur neidisch aus der Wäsche schauen. Der ehemalige Verfassungsschutzpräsidentenposten war also nicht umsonst. Den wurde Maaßen bekanntlich los, weil er mit angebräuntem Gedankengut schwanger ging, mit der AfD parlierte und deren Weltsicht in vielen Fragen so offen teilte, dass ihn selbst konservative Kumpel nicht mehr halten konnten.

Daher sucht nun dieser politisch abgehalfterte Briefschreiber mit fürstlicher Pension eine neue Bühne und kommt eben den Südthüringern per Post mit Geschwurbel und Blendung. Dabei salbadert er natürlich über die AfD. Diese wäre nicht wählbar, weil ja isoliert und deshalb Opposition. Interessant. Nicht wegen ihrer Gesinnung und Inhalte? Wäre sie also nach seiner Weltsicht nicht isoliert, sondern z. B. Regierungspartei oder hätte Koalitionsangebote, wäre sie nebst ihren Ansichten und Absichten wählbar? Wo und wie isoliert sieht Herr Maaßen die AfD? Seine Partei, die CDU und deren geistige Brüder von der FDP haben immerhin gemeinsam mit der AfD einen Ein-Monat-Ministerpräsidenten namens Kemmerich auf den Thüringer Schild gehoben. So viel zum Thema „isoliert“.

Die Maaßen Botschaft mag im Amtsdeutsch versteckt sein, aber sie bleibt offensichtlich. Wählt mich, die von der AfD angesprochenen „drängenden Probleme“ sind bei mir in guten Händen. Diese versteckte und dennoch unverhohlene Nähe zur AfD wird man im Berliner Adenauer-Haus der CDU nicht sonderlich gern hören. Sie entlarvt die aufgebaute Mär von der trauten Bürgerlichkeit der Union zu offensichtlich. In einer anderen Frage ist Maaßen ganz bei seinen CDU und CSU Granden, Fleisch von deren Fleisch. Der Linken die SED noch ans Revers pappen und vorm Ökosozialismus warnen, da liegt er im Sprachbild derer, die nun mit Parolen von gestern ihre Ideenlosigkeit von heute zu überbrücken suchen. Um Armin Laschet das Kanzleramt doch noch zu sichern und der CDU die Macht zu bewahren, koste es, was es wolle, werden wieder Freiheit statt Sozialismus gepredigt und rote Socken auf die Leine gehangen. Die neue Front steht in trauter Eintracht altbewährt. Von der FAZ über Bild bis zum Handelsblatt träufelt man die Begriffe Linksruck und Linksbündnis unter Warnrufen in Wählerohren und malt den Untergang des Abendlandes an die Wand.

Neues Wandsymbol im Bundestag? (Bildmontage: OpenClipart-Vectors auf Pixabay)

Liest man dieser Tage nur CDU/CDU und FDP Meldungen, was Söder, Laschet und Ziemiak oder deren mediale Büchsenspanner so von sich geben, könnte man den Eindruck gewinnen, der Petrograder Sowjet nicht unter Leo Trotzki, aber doch unter der Führung von Olaf Scholz steht vor dem aufziehen der roten Fahne am Reichstag und baut schon längst den Bundesadler an der Parlamentswand ab, um diesen durch Hammer und Sichel zu ersetzen. Besonderes Schreckgespenst einer rechten und konservativen Medienkohorte die SPD Mitvorsitzende Saskia Esken, die quasi als Wiedergeburt von Rosa Luxemburg, Clara Zetkin und Nadeschda Krupskaja als das personifizierte Unheil der künftigen Linksherrschaft herhalten muss. Dieser Art Propaganda hat in Hans-Georg Maaßen natürlich einen willigen Abnehmer und geistigen Vollstrecker. Für ihn ein freudiges Stahlbad. Den Wahlkämpfer Maaßen sei für seinen Feldzug noch eine Empfehlung an die Hand gegeben. Er sollte, so er doch so gern die Klammer neben Linke mit SED ausfüllt – woran die Linke nicht unschuldig – hinter seine eigene Partei in Klammern das Wort Blockflöte setzen. Mit systemstützenden Blockflöten aus der DDR haben sich doch CDU und FDP einst unverhohlen zusammengetan, diese reingewaschen. Jene Blockparteien, die treu zur SED Herrschaft standen und später allesamt so taten, als wären sie der leibhaftige Widerstand im permanenten Untergrundkampf gewesen.

Ob Maaßen mit seinen Verdrehungen, Anmaßungen und dieser penetranten Selbstbeweihräucherung, die sein Brief zutage fördert, bei den Südthüringern verfängt? Ob diese merken, für wie dämlich er sie offensichtlich hält? Oder jene ihn wiederum für eine Art politische Wunderwaffe und ein helles Kerlchen halten? Es wird sich zeigen. An der Nahtstelle der Beantwortung solcher Fragestellungen wird darüber entschieden, ob dieser personifizierte Spuk der reaktionären Sorte in den Bundestag einzieht und dort diätenbeschwert sein Unwesen für vier Jahre treiben kann. Dabei könnte Maaßen längst ein geplanter Vorreiter der rechten Kräfte im CDU-Universum sein, falls es einen Machtverlust der Union bei der Bundestagswahl geben sollte, welche die AfD als künftigen Koalitionspartner reinigen und salonfähig machen soll, um mit deren Wählerschaft schnellstmöglich wieder an die Macht zurückzukehren. Die Südthüringer könnten helfen, uns allen dieses politische Grauen zumindest für die nächste Zeit zu ersparen, indem sie diesem Briefschreiber eine deutliche Abfuhr erteilen und den kleinen Flecken Erde weit über Thüringen hinaus positiv bekanntmachen.

 

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