Leben

Todesbotschaft aus Glasgow

Die „UN-Klimakonferenz Glasgow 2021“ war ein Desaster und scheiterte kläglich. Ein erbärmliches Nicht-Ergebnis wird jetzt in sprachliche Formeln gekleidet, um einen Erfolg unter der Fahne des Kompromisses rund um den Globus zu verkaufen. Der Tanz auf dem Vulkan, aufgespielt zur Zerstörung der Lebensräume auf unserer Erde geht derweil fröhlich weiter. Nichts Neues also. Fast 200 Teilnehmerstaaten dieser zweiwöchigen Klimashow (COP 26) stimmten am Ende einer gemeinsamen Erklärung zu, die das Papier, auf dem sie steht, nicht wert. Die Verpflichtung zum schrittweisen Ausstieg aus der Kohleenergie wurde auf massiven Druck von China und Indien dermaßen verwässert, das von Klima- und Umweltschutz nicht mehr geredet werden kann, eher von der Beschleunigung des Endes der Menschheit. Man muss gegenüber den Regierungen der beiden großen Umweltzerstörer Indien und China allerdings fair sein. Beide geben kein Reiskorn auf Leben und Gesundheit ihrer eigenen Bevölkerung. Warum sollten ihnen also die Gesundheit und das Überleben der Weltbevölkerung von Interesse sein? So wurde ein schändliches Abschlussdokument geschaffen, welches man wie eine Selbstmorderklärung der Menschheit lesen kann. Dafür gab es dann noch gegenseitiges Schulterklopfen der Teilnehmer. Man muss das Zeug daheim schließlich nervenden Menschen und lärmenden Jugendlichen irgendwie als Erfolg unterjubeln. Einer allerdings konnte die Farce nicht bis zum Ende durchhalten. Der britische Tagungspräsident Alok Sharma versank vor Scham fast in seinem Stuhl, kämpfte mit den Tränen und schluchzte, bevor ihm die Stimme versagte, das wahre Tagungsergebnis ins Mikrofon, wobei er aus seinem Herzen keine Mördergrube machte: „Ich bitte um Verzeihung für die Art, wie das gelaufen ist. Und es tut mir sehr leid“. Um die dadurch entstandene peinliche Pause zu überbrücken, klatschten die Weltzerstörer Applaus. Sie wissen sich halt zu helfen.

Scham über das schändliche Ergebnis treibt Alok Sharma zu Tränen.

Der Brite George Monbiot (Jahrgang 1963), ein Journalist und Autor, der sich mit dem hausgemachten Untergang der Menschheit nicht abfinden will, war vor Ort in Glasgow dabei. Er studierte das Abschlussdokument sorgfältig. Monbiot ist nicht irgendwer. Einst eine Reporterlegende, zeigte er sich immer kampfeslustig und dabei jederzeit fest entschlossen, unter Einsatz seines Lebens Regierungslügen weltweit zu entlarven. Ein Streiter für das Gute auf Erden, so klein und schwach es auch daherkommen mag. Wer wissen will, wie es um das Leben und die Natur auf diesem Planeten wirklich bestellt ist, der findet in George Monbiot eine seriöse Quelle. Als Guardian-Kolumnist und engagierter Bürger erhebt Monbiot seine Stimme für Mensch und Tier, für Klima und Umwelt, weil ihm das Überleben nachfolgender Generationen tatsächlich eine persönliche Mission.

George Monbiot in Glasgow.

George Monbiot ist deshalb ein bekennender Umweltschützer geworden. Darin von seinen Lesern hochgeschätzt und von Naturwissenschaftlern und Klimaforschern in seinen Bewertungen anerkannt. Wenn er etwas zum Thema anmerkt, hat dieses Gewicht. So soll sein Glasgow-Fazit nach Lektüre der dort verabschiedeten Schlusserklärung hier herausgestellt werden. Es lohnt innehalten und nachdenken:

Dieser erbärmliche, schlaffe Fetzen eines Dokuments. Für die kurzlebigsten politischen Ziele haben mächtige Regierungen vielleicht gerade unser Todesurteil unterzeichnet. Jetzt haben wir keine andere Wahl, als das Ausmaß des zivilen Ungehorsams zu erhöhen, bis wir die größte Massenbewegung der Geschichte aufgebaut haben. Wir stimmen der Zerstörung unserer Lebenserhaltungssysteme nicht zu. Es ist jetzt ein klarer Kampf ums Überleben. Ich werde von den Kommentatoren, die versuchen, die Glasgow-Katastrophe als eine Art Triumph zu spinnen, unbeschreiblich beschimpft. Verstehen sie nicht, was wir vor uns haben?

Der geschundene Planet wird überleben. Unsere Nachkommen nicht. (Foto: Ria Sopala auf Pixabay)

Monbiot offenbarte, dass er seit seiner Kritik über das Desaster von Glasgow auch Social Media Zuschriften dieser Tonart erhält: „Haha, du hast verloren“. So etwas schreiben Menschen, die unter uns auf diesem Planeten wandeln. Sie leben sicher glücklich weil frei von Geist und Verstand. (Auch deren Kinder und Enkel sind zu bedauern.) Vielleicht sollte man sich auf der Schlussetappe der Menschheit jenen sogar anschließen, sie scheinen in ihrer Umnachtung viel Frohsinn zu empfinden. Und froh zu sein Bedarf es wenig.

*Titelbild: Matt Heinrichs auf Pixabay

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