Gesellschaft

Trio ohne Fäuste

Wo weder rhetorisch noch verbal Fäuste fliegen, da auch kein Wettkampf der Ideen. Ein Spektakel wird angekündigt, welches keines ist. Ein Dreikampf suggeriert, wo nur vorbereiteter Abklatsch im Drehbuch. Drei mittelmäßige Menschen, so mittelmäßig wie wir alle, wobei wir alle nicht Deutschland und ein Stück weit die Welt regieren wollen, bemühen sich ums höchste Regierungsamt der Bundesrepublik und den Einzug ins Kanzleramt. Dafür steigen sie dann in Wahlkampfarenen und lassen sich in hochgejazzten TV Duellen verwursten, die man vorab unter „Triell“ vermarktet. Eine Schlacht der Ideen oder gar Erhellung für Wählerinnen und Wähler wird es nicht geben. So viel darf man schon im Vorfeld sagen. Die Art des Lächelns, des ersten Wortes und die Farbe von Anzug, Hemd oder Bluse. Alles wird heutzutage fremdbestimmt, genauestens von PR- und Politikberatern festgelegt. So verhält es sich nicht nur mit den Äußerlichkeiten, so verhält es sich leider auch mit den eh schon dünnen Inhalten. Gestanzt und mundgerecht geschliffen für den Endverbrauch, beten die Kandidaten dann etwas herunter, wofür Moderatoren aus dem Discountjournalismus die Vorlagengeber spielen und was Politikberater vorher empfohlen und angeraten haben. Alles ist durchnormiert wie eine IKEA-Bauanleitung, inklusive derer Fehlerhaftigkeit.

Um von einer vorhersehbar spannungslosen Dürftigkeit nebst fehlender Botschaft der Veranstaltung nicht in geistige Ohnmacht und völlige Ratlosigkeit getrieben zu werden, bekommt dann der geneigte Zuschauer im Nachgang genauestens erklärt, was man da gesehen und gehört, was man anderntags darüber gefälligst zu denken hat. Die Phalanx der Erklärer ist bunt wie skurril. Da tummeln sich dann obskure Politikdeuter, Meinungsbefrager, abgehalfterte Ex-Journalisten, gescheiterte Ex-Politiker, Experten für allerlei, darunter die handelsüblichen Parteistrategen und besagte Politikberater wie talkshowbewährte Parteienforscher. Das politische Verhackstückgeschäft nährt sie alle trefflich. „Was Deutschland denkt“, selbst wenn Deutschland schon unter seiner Zipfelmütze ruht, wird dann am Abend von jener Skurrilitätenschar angeblich ermittelt, vielfach durchgekaut und am nächsten Morgen Schlagzeile. Dieser Budenzauber geht insgesamt dreimal über die Bühne. Danach wird jedem eigenständig denkenden Menschen, falls er diesem dreiteiligen Boulevardstück überhaupt folgte, zwangsläufig Bert Brecht in den Sinn kommen: „Wir stehen selbst enttäuscht und sehen betroffen, der Vorhang zu und alle Fragen offen.“

*Kanzleramt Berlin (Foto: Sebastian Hofmann auf Pixabay)

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