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USA vs. China

Wenn da Donald Trump am Werk gewesen wäre! Aber es war die in Europa allseits beliebte US-Vizepräsidentin Kamala Harris die Richtung China deutlich mit den Säbeln rasselte. Auch wenn selbiges Gerassel hierzulande kaum Beachtung fand, lohnt es dennoch einen Blick. Der rhetorische Säbel wurde immerhin an Bord eines US-Kampfschiffs auf einem Marinestützpunkt in Singapur geschwungen. „Wir wissen, dass Peking weiterhin Ansprüche auf den Großteil des Südchinesischen Meeres geltend macht. Pekings Handlungen untergraben weiterhin die regelbasierte Ordnung und bedrohen die Souveränität der Nationen. Es liegt in unserem vitalen Interesse, gemeinsam mit unseren Verbündeten und unseren Partnern in Südostasien einen freien und offenen Indopazifik zu verteidigen.“ So die Vizepräsidentin Harris in ihrer martialischen Grundsatzrede, welche einige außenpolitische Pflöcke der Biden-Regierung einschlagen sollte. Harris befindet sich auf einer Tour durch den südostasiatischen Raum, der wegen der Konfliktlinien USA vs. China durchaus zum Pulverfass werden kann. Kamala Harris machte dabei deutlich, die USA werden „zu ihren Verbündeten und Partnern stehen“. Was wohl viele Menschen in Afghanistan beim Klang solcher Worte in Sachen Partnerschaft denken?

US-Flugzeugträger (Foto: Military_Material auf Pixabay)

Die Rede kommt nämlich ausgerechnet in dem Moment daher, in dem die Biden-Regierung versucht, ihre Ausrichtung auf Asien zu verstärken, während man sich mit der jahrzehntelangen Konzentration auf den Nahen Osten und dem chaotischen Rückzug aus Afghanistan in eine außen- und sicherheitspolitische Sackgasse manövriert hat. Harris versuchte mit ihren Ausführungen Zweifel zu zerstreuen und das Engagement der USA zur Unterstützung ihrer Verbündeten im südostasiatischen Raum zu manifestieren. Diese Region ist für die Biden-Administration von enormer Bedeutung, da man sich auf die Fahne geschrieben hat, die Bekämpfung des weltweiten Einflusses Chinas zu einem Kernstück der US-Außenpolitik zu machen. China beansprucht inzwischen fast das gesamte rohstoffreiche südostasiatische Meer für sich, schert sich selbstverständlich wenig um aktuelle US-Außenpolitik, zeigt das kühle Selbstbewusstsein einer Supermacht. Billionen Dollar an Handelsgut fließen jährlich mit dem Schiffsverkehr in der Region. Auf diesen Routen und in und auf den Schiffen sind natürlich auch ureigene europäische Interessen unterwegs, sprich lebenswichtige Güter und Handelswaren.

Peking wird vonseiten der USA schon lange beschuldigt, in zunehmendem Maß in der Region des Südchinesischen Meeres verstärkt militärische Ausrüstung zu stationieren, darunter Anti-Schiffs- und Boden-Luft-Raketen, um sich auf Konflikte in der Region einzustellen. Die Spannungen zwischen Peking und den rivalisierenden Nachbarn haben sich in den letzten Monaten enorm verschärft. Beidseitige Drohgebärden nehmen zu. Präsident Joe Biden selbst hat wiederholt seinen Fokus auf China als einen der Hauptgegner Amerikas gerichtet und öffentlich versprochen: „Chinas wirtschaftlichen Missbräuchen entgegenzutreten; seinen aggressiven Zwangsmaßnahmen entgegenwirken; um Chinas Angriffe auf Menschenrechte, geistiges Eigentum und globale Regierungsführung zurückzudrängen.“ Wie das geschehen soll hat er klugerweise offengelassen. Könnte auch die Rhetorik eines Ohnmächtigen sein. Man darf gespannt bleiben.

Chinesische Marinesoldaten (Foto: David Mark auf Pixabay)

Ein neues Pulverfass scheint sich vor unserer aller Augen weiter zu füllen und von vielerlei Lunten gefährdet zu sein. Den Knall würde man in Europa vernehmlich hören, die Folgen auf dem alten Kontinent deutlich spüren. Aber man sollte an europäische Außenpolitik nicht zu viele Ansprüche stellen oder gar eine scharfe Beobachtungsgabe erwarten, von einer langfristigen Analyse nicht zu reden. Ein Beispiel lieferten der deutsche und der österreichische Außenminister unlängst: Der deutsche Außenminister Heiko Maas sagt über die Situation in Kabul: „Die Lage um den Flughafen habe sich in den vergangenen Stunden weiter chaotisiert. Wir empfehlen nicht, sich auf eigene Faust zum Flughafen zu begeben”. Beim österreichischen Außenminister Alexander Schallenberg hörte es sich so an: „Momentan ist die Situation noch so, dass wir sagen, sie müssen zum Flughafen kommen.” Bei solcher Art „Gleichklang“ möchte man eher nicht, dass selbige Herren Richtung Südchinesisches Meer blicken und dann auf Grundlage dieser Expertise noch Entscheidungen getroffen werden, die wie ein Tsunami über uns kommen. Dann lieber europäisch, ohnmächtig und altbewährt: Kopf in den Sand und auf Weltbesserung warten.

Collage: Alexey Hulsov auf Pixabay

Die USA und China tragen längst einen permanenten Wettkampf aus, wobei die Europäer geduldete und meistens übersehene Zaungäste sind. Den Wettlauf um die Olympianation Nr. 1 in Tokio haben die USA noch auf der Zielgraden mit 39 zu 38 Goldmedaillen für sich entschieden. Was China und die nach internationalen Erfolgen gierende Parteiführung in Peking sicher nicht amüsierte. In einem weitaus wichtigeren Wettbewerb hat China den USA allerdings eine Lektion erteilt. Damit sind wir beim unvermeidlichen Thema Corona. Was den Ausbruch anbelangt, lässt China die Welt weiter im Unklaren, so wird es bleiben. Die chinesische Impfkampagne imponiert allerdings. Die Zahl der Impfdosen in China beträgt mittlerweile über 1,9 Milliarden. Über 70 Prozent der Bevölkerung haben inzwischen zwei Impfungen bekommen. China hat außerdem der globalen Impfkampagne weltweit 45 Prozent der Impfdosen geliefert. Auf zwei in China verimpfte Dosen hat man dem Impfweltmarkt 1 Dosis verfügbar gemacht. Bis Anfang August 2021 hatte China weltweit 770 Millionen Dosen ausgeliefert. Damit siebenmal so viel wie die USA. Ob Kamala Harris an irgendeinem Ort der Welt auch darüber referierte, ist nicht bekannt.

*Titelbild: Blutroter Himmel über dem Südchinesischen Meer. Naturereignis, nichts Militärisches. (Foto: phendrich auf Pixabay)

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