Porträts

Anstand und Moral

Mexikos Präsident hat einen klingenden Namen und er hat Charakter und Charisma, steht für Werte der Zivilisation und Menschheit, die eigentlich auf der politischen Tagesordnung jeder Nation stehen sollten. Was Präsident Andrés Manuel López Obrador verkörpert, wird in Europa nur noch als verbales Stroh in einem Meer von Phrasen gedroschen. Anstand, Zivilisation und Moral werden begrifflich benutzt, wenn es mal wieder gilt, andere Völker, Regionen und Länder mit dem Zeigefinger europäischer, besser atlantischer Politik zu belehren. So kümmert das Schicksal eines großen europäischen Aufklärers, jenes von Julian Assange, besonders im politischen Brüssel und in Deutschland niemanden. Äußerst schändlich dabei deutsche Politik und deutsche Medien. Das Schweigen der Grünen und ihrer Minister darin ein Lehrbeispiel von Doppelzüngigkeit und Opportunismus. Die Abgeordnete Baerbock ließ sich noch über die Freiheit von Assange aus, die auch sie verteidigen wollte. Einige Monate und ein Amt nebst Weihen und Dienstwagen später ist davon nichts mehr zu vernehmen. Andrés Manuel López Obrador ist von anderem Kaliber und besserem Charakter. Am Wochenende sprach er es aus.

Julian Assange ist der beste Journalist der Welt unserer Zeit und wurde sehr ungerecht behandelt, schlimmer als ein Krimineller.

Dabei wies Mexikos Präsident auf die Heuchelei der Europäischen Union hin, welche stets Erklärungen zur Verteidigung der Meinungsfreiheit abgibt, aber angesichts von Zensur, Verfolgung und Gewalt gegen Julian Assange wie eine Mumie schweigt. Dies sei eine Schande für die Welt. Trefflicher lässt sich Europa und wofür es steht, besser wofür es eben längst nicht mehr steht, kaum zusammenfassen. Hierzulande tragischerweise noch Werte genannt und als solche verkauft. Es sei noch einmal daran erinnert, Assange droht die Auslieferung der britischen Regierung an die USA, was seinen Tod in 175 jährlichen Raten bedeutet. Seine Tat, er hat das gigantische Ausmaß von Kriegsverbrechen, politischer Lügen und außerdem noch ein globales Netzwerk totaler Bespitzelung auf Seiten der USA entlarvt und aufgedeckt. Dafür soll nun das Exempel seines persönlichen Untergangs an ihm statuiert werden. Wer die Wahrheit wider der Obrigkeit und Macht sagte, war zu allen Zeiten gefährdet, musste manchmal brennen. Der lebenserfahrene und kluge Andrés Manuel López Obrador weiß darum. Er kennt auch den langen Arm der USA, den Lateinamerika so oft und so blutig hat spüren müssen. „Mexiko öffnet die Tür für Assange“, sagte der Präsident von Mexiko am Ende seiner Rede. Jetzt ist zu warten, was die Baerbocks, Habecks, Hofreiters zur Lebensgefahr sagen, die Assange akut bedroht und wo die vernehmliche Stimme von Europas politischen Eliten bleibt. Es ist zu warten. Warten.

Schon im Januar 2021 bot López Obrador in einer öffentlichen Erklärung Assange Asyl in Mexiko an, was kein europäischer Staat je tat. Einem um sein Leben fürchtenden Journalisten und Aufklärer Asyl anzubieten, zeitigte auch eine Reaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dort schrieb jemand aus der geistigen Rotzlöffelperspektive: „Warum bietet Mexikos Präsident Assange Asyl an? Mexikos Präsident López Obrador will den Wikileaks-Gründer Julian Assange nach Mexiko holen. Damit stößt er auch Joe Biden vor den Kopf – noch bevor der in sein Amt eingeführt wird.“ Man schämt und ekelt sich gleichermaßen. Journalismus in der Abendsonne und Schande seines Untergangs.

*Beitragsbild: Andrés Manuel López Obrador, Präsident von Mexiko (Twitter: AMLO)

 

 

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