Sport

Bundesliga (Fußball) 2020/2021

Immer wieder. Es lockt der Titel nur den FC Bayern. Die dahinter entfachen ihre Stürme im Wasserglas. Die deutsche Fußballmeisterschaft ist längst so spannend wie das quaken von Enten. Hinter den Bayern eine Konkurrenz, die aus Münchner Sicht eher einem Teller Fallobst gleicht. Deren Rangeln um Platz zwei wird von Fußballwirtschaft und Fußballmedien als „Meisterschaft“ an- und hochgepriesen. Das Goldene Kalb muss erhalten bleiben. Bleibt was hängen von dieser Saison? Der mit dem meisten Geld auf Platz eins, die mit der größten Misswirtschaft am Ende der Tabelle. Schalke 04 bringt jedenfalls alle Voraussetzungen mit, um mit dem erfolgten Abstieg die Geschichte des 1. FC Kaiserslautern zu wiederholen. Dieser dümpelt leckgeschlagen in der 3. Liga, dem weiteren Fall stets näher als einem neuen Aufstieg. Ein langjähriger Okkupant, Herrscher und Totengräber auf Schalke – Clemens Tönnies – trat ab. Immerhin eine Erlösung für diesen Verein. Für die Fleisch- und Schlachterindustrie wie für Küche, Teller, Mensch und Tier wäre es besser gewesen, Tönnies hätte auf Schalke ausgeharrt und wäre aus der Lebensmittelbranche entschwunden.

Die Sensation wohl Union Berlin. Der Verein mit sympathischen Grundsätzen, einem echten Herz für soziale Themen und einem vorbildlichen Maß an Seriosität darf zurecht feiern. Absolut verdient hat sich dieser Zwerg unter faulen Riesen einen guten Platz erspielt. Dem Fan-Heer von Union sollte man allerdings nicht mehr zu lange romantisierende Sonderheit zugestehen. Der anhaltende Schweigeprotest bei Spielen gegen RB Leipzig, damit ein Zeichen gegen das große Geld setzend, wirkt mittlerweile etwas fade. In Zeiten einer globalen Gesundheits- und Lebenskrise sogar fragwürdig. Die hochgepriesenen Unionfans sind darin auch nur typische Fußballfans und offenbar nicht Willens, Gräben zuzuschütten und darüber die Hand zu reichen. Eine Bereicherung im Geschäft Fußball ist der Union Trainer Urs Fischer auf der sportlichen und menschlichen Seite. Der Schweizer betreibt kompetent und unaufgeregt sein Handwerk und lässt den Lautsprechern seiner Zunft die Bühne, setzt diese allerdings sportlich oft ins Matt. Ein wahrer „Trainer des Jahres“. Trainerunholde des Jahres werden noch nicht gekürt. Dafür wären Marco Rose und Adi Hütter gute Kandidaten, natürlich besser im Doppel mit ihren Mephistos Achim Watzke und Max Eberl bei der Preisverleihung. Borussia Mönchengladbach über die Saison und Eintracht Frankfurt im Saisonfinale Opfer selbstsüchtiger Trainer. Andererseits darf man von Trainern nicht mehr verlangen als die von Beratern und Spielern längst verhunzte Moral. Insofern hat nur eine Anpassung stattgefunden.

Der äußerst anständige Thomas Schaaf ließ sich aus Loyalität für ein Spiel breitschlagen und stieg prompt mit seiner alten Liebe Werder ab. Alte Schlachtrösser – auch jene im Fußball – sollten beherzigen, was John le Carré seinen Spionen ins Stammbuch schrieb: „Was vorbei ist, ist vorbei. Lasst die Rollläden runter und geht heim. Ende.“ Es zu beachten, hätte auch Horst Hrubesch in der 2. Liga gutgetan. Diese ehrbare Legende verbrannte sich noch die Finger an der Unfähigkeit des HSV, irgendetwas auf die sportliche Reihe zu bekommen.

Natürlich bleibt von alledem überhaupt nichts haften. Fußball kommt inzwischen so inflationär daher, dass man den Hals voller Unverdautem schon mit neuer Nahrung stopft, bevor für Gedanken und Reflexion über die Kommerzialisierung des Sportes ein Rülpser möglich. Das Geschäft braucht keine denkende, sondern eine folgsame Masse, um weiter unbehelligt die Kreise des Geldes um die Vereine zu ziehen. Der Fan ist dabei so störend wie er im Stadion längst überflüssig. Die Corona-Saison hat es eindrucksvoll bewiesen.

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