Der Regenbogen hat es mancher Tage nicht immer leicht. Kommt er in den Fußball, bewegt er die Gemüter. Eben Massensport. So etwas liefert dann Treibstoff für Zeitungsseiten und Talkshows. Auslöser für den Regenbogen war die Gesetzgebung des Viktor Orbán gegen Homosexuelle. Glaubt jemand dieser Viktor Orbán wird seine mittelalterliche Gesetzgebungsschritte wegen bunt angestrahlter Stadien oder Armbinden rückgängig machen? Dieser Diskussionsansatz führt in die Leere. Die Scheinwerfer blicken auf das Fußballstadion und nicht auf Viktor Orbán. Europa muss sich ehrlich machen und einen populistischen Diktator auch so nennen. Dieser Mann schleppt faschistoides Gedankengut in seinem politischen Tornister und hat aus Ungarn über die Jahre seine Ein-Man-Diktatur gebaut.
Der Süddeutsche Zeitung fiel in Sachen dieses Viktor Orbán auch etwas ein: „Wem eifert er nach? Dem Herrn im Kreml.“ Dabei ist dem SZ-Autor offenbar durchgegangen, dass jener Herr Orbán nicht regelmäßig im Kreml auftaucht, sondern in Brüssel Hof hält und zu Tische sitzt, Fortschritte blockiert und Gelder für sein Land abfordert und kassiert. Als Begleitmusik bringt er stets Verhöhnung und Verspottung aller europäischen Werte mit an die Tafel. Dieser bigotte wie totalitäre Herrscher im Maßanzug ist der klassische Biedermann in der Maske des Brandstifters. Aber er nährt sich an der EU-Brust und nicht an Putins Kremlmauer. Ungarn unter Viktor Orbán rudert langsam, aber sicher hinter die kantsche Aufklärung und darüber sollte lautstark debattiert werden. Orbáns Gesetzgebung gegen Homosexuelle passt gut zu den Mullahs im Iran und fährt bekannte Geschütze auf. Eine Minderheit wird zum Buhmann gemacht und mehr und mehr ausgegrenzt, eine Mehrheit dagegen aufgehetzt. Um welche Gruppe oder Minderheit es sich handelt, spielt bei solchen Strickmustern nur eine untergeordnete Rolle. Das konnten schon Nero, Hitler, Stalin, Mao und die katholische Kirche. Alle wussten sie den inneren Schweinehund in der Masse Mensch zu mobilisieren. Neu ist an der Demagogie und dem Populismus des Ungarnherrschers absolut nichts. Nach Europa sollte so einer allerdings niemals passen. Es mag viele geben, die sich die Frage stellen, was gehen mich Homosexuelle in Ungarn an. Dazu sollte man einfach bei Martin Niemöller nachschlagen, dem protestantischen Pastor, den es bitter reute, weil er den Nazis zu lange Verständnis entgegenbrachte: „Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler. Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“
Ein Fußballstadion in Regenbogenbeleuchtung hält keinen Halbfaschisten auf. Die Frage der Beleuchtung reicht allerdings für eine Diskussion, die wir seit Tagen öffentlich erleben. Innerhalb dieser Diskussion sollte eine Gruppe bitte überhaupt nicht gehört oder gar gewichtet werden. Die UEFA erdreistet sich nämlich etwas „zu verbieten“ oder „untersagt“. Eine völlig amoralische Organisation, die regelmäßig durch schlimmste Korruption auffällt, befiehlt Handlungsweisen und setzt Maßstäbe im Haus Europa? Wo leben wir eigentlich? Diesen größenwahnsinnigen Fußballherrschern und Sportzerstörern sollte endlich die finale Rote Karte gezeigt werden. Weltweit. Rote Karten sollten auch Viktor Orbán und sein Ungarn ereilen. Natürlich wird genau dies nicht passieren. Viktor Orbán wird weiter auf der Nase der Europäer umhertanzen. Gegen einen wie Orbán hilft nur eine klare Ansage zivilisierter Europäer. Eher ein konsequentes „Wir werden uns niemals ergeben“ im Sinne Churchills und keine laue Appeasement-Politik. Also nicht so sehr auf den Regenbogeneffekt schauen, so schön dieser sein mag, sondern den aufklärerischen und entlarvenden Blick auf Viktor Orbán richten. Zu hart argumentiert gegen Viktor Orbán und übertrieben? Mitnichten. Benennen und Aufhalten muss man diesen Typ Politiker in seinen Anfängen. Ob der in der Nachbarschaft, im Thüringer Landtag oder unter Europas Fahnen agiert, ist dabei zweitrangig. Es gilt sich diesen Dingen entgegenzustellen. Weil der Schoß eben weiter fruchtbar aus dem das kroch.
Auch vor Hitler machte die Sportwelt 1936 einen Kotau, nahm diesen als Staatsmann, der Großes geleistet und fröhlich winkend den Olympischen Spielen zu Berlin im Geist der Völkerverständigung vorstand. Dabei durchzog schon ein gigantisches KZ-Netz das ganze Land, wurden Menschen zu Tausenden gefoltert, gemordet, geschändet und ausgegrenzt. Der Diktator und Mordbrenner unter dem olympischen Feuer wärmte sich derweil an der sportlichen Zuneigung, dabei den Weltkrieg schon in Planung. Die Vernichtungsmaschinerie begann sich langsam zu sortieren. Die Sportwelt wollte von alledem nichts wissen und sehen. Zu bunt, berauschend und schön kamen die Spiele daher. Daran sollte man bitte zu Zeiten der aktuellen Europameisterschaft im Fußball denken, aber vor allem wenn man dem politischen Agieren des Viktor Orbán folgt.