Porträts

Der Aufklärer

„The world’s most famous whistleblower“ nannte ihn der britische Guardian. Er darf nicht vergessen werden. In die Waagschale warf er dafür seine ganze Existenz, setzte nicht weniger als sein Leben ein. Aufklärer, Mahner und Warner sind selten beliebt. Schmerzhafte Wahrheiten werden gern ausgeblendet. Deren Überbringer sind oft an Leib und Leben gefährdet. Man tötet ja nie Ideen, sondern immer deren Verkünder. Der französische Sozialist Jean Jaurès sah das Unheil des 1. Weltkrieges hellsichtig voraus und zeigte vorausahnend alle schrecklichen Folgen auf. Mit Beginn des Krieges wurde er in einem Pariser Café von einem kriegsgeilen Nationalisten erschossen.

Edward Snowden hat global viel für die Aufklärung der Menschen unserer Zeit getan. Alles ohne Netz und doppelten Boden und äußerst ungeschützt. Manche Menschen sind überhaupt nicht auf der Höhe der Zeit, weil vor fremder Not oder Unrecht nicht gefeit. Die glauben dann, das Engagement und Einsatz tatsächlich noch etwas ändern kann. Die Menschen sind nach Snowden so unvorsichtig mit ihren Daten wie vor Snowdens Enthüllungen. Die Mächtigen haben sich in der Nutzung von Daten keine Hemmungen auferlegt. Snowden könnte also umsonst fast sein Leben verspielt haben. Dennoch hat er einmal den Vorhang weggezogen und für einen Moment den Datenabgrund offenbart. Nun lebt er mit Frau und Kind in Moskau. Deutschland, Frankreich oder der EU hätte es zur Ehre gereicht, ihm politisches Asyl und Aufenthalt anzubieten. Es ist nicht geschehen. Sein 2019 erschienenes Buch zu lesen macht weiterhin jederzeit Sinn. „Ein fesselnder Bericht. Liest sich wie ein literarischer Thriller“, so die New York Times.

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