Leben

Ein Planet, seine Bewohner und Zerstörer

Land unter, Menschen unter, Planet unter, es nimmt sich nicht mehr viel. Laut den Zahlen der in Pakistan erscheinenden „The News International“ ist mit den verheerenden Überschwemmungen der letzten Wochen eine Katastrophe sondergleichen über das Land und seine 220 Millionen Einwohner gekommen, die weit über jene uns zugänglichen Bilder des Schreckens hinausgeht. Die Bilanz, soweit diese im Moment im Angesicht der Verwüstungen überhaupt möglich, zeigt die Spuren eines grausigen Infernos. Vorliegende Zahlen schwanken, je nach Bericht. Wie in so einer Situation auch anders? 1.200 Menschen wurden getötet. Die Zahl der Opfer steigt täglich an. Zwischen 30 und 50 Millionen Menschen betroffen und in weiten Teilen auf der Flucht vor den Wassermassen. Außerdem sollen ca. 900.000 Tiere umgekommen sein. Eine Million Häuser wurden zerstört oder stark beschädigt. 40 Stauseen sind durchbrochen, bisher 220 Brücken eingestürzt. Ein Drittel der Landfläche durch die Fluten unter Wasser.

Das Klimachaos und einer Kette von Umweltkatastrophen sind keine Zukunftsoption, die uns nichts angehen, weil sie uns nicht betreffen. Es passiert alles gerade jetzt, Stunde um Stunde und mitten unter uns. Die Tragödie in Pakistan ist eine deutliche Erinnerung an die Klimaungerechtigkeit. Auf der nachfolgenden Karte ist diese Ungerechtigkeit gut erkennbar. Die obere Karte zeigt, welche Nationen am meisten für überschüssige Emissionen verantwortlich sind. Die untere Karte, welche Nationen davon am stärksten betroffen sind. Der Zusammenbruch des Klimas spielt sich entlang alter kolonialer Linien ab:

Quelle: Prof. Jason Hickel, AU Barcelona, Autor von „Die Kluft: Leitfaden zur globalen Ungleichheit“

Derweil dieses oder jenes über die Menschheit hereinbricht, darunter nicht nur Umweltkatastrophen, hängen sehr viele Wesen der Gattung Mensch, besonders auf der nördlichen Halbkugel des Planeten, der alten Blauäugigkeit nach. Was geht es uns an, wir sind nicht betroffen, es wird nicht so schlimm. Unwetter gibt es schon lange, es geht dennoch immer weiter. Man kennt diese Formeln der Selbstberuhigung und hört sie fast täglich irgendwo von irgendwem. Die Hoffnung und der Wunsch, alles bleibt so wie es ist, überdeckt ihnen noch den spürbar näher rückenden Einbruch der rauen Wirklichkeit und lässt sie gut schlafen. So lange er den Kopf in den Sand stecken kann, ist nicht nur Vogel Strauß unbehelligt. Noch schlagen in unseren Breitgraden sämtliche von Menschen gemachte Events, der Ausdruck Brot und Spiele soll hier nicht genutzt werden, alles, was die Natur uns bereitet. Noch.

Wird es eine Umkehr geben, wenn die Menschen begriffen haben, was die Stunde geschlagen?

Im Moment ist keine der großen Industrienationen auf dem ehrlichen und richtigen Weg, alles zu tun, was erforderlich, um das viel beschworene 1,5-Grad-Ziel (Verminderung Temperaturanstieg durch Treibhauseffekt.) zu erreichen. Die Mächtigen und Reichen sind ganz ähnlich den kleinen Leuten, wenn auch aus absolut anderen Gründen, und gestalten sich mit einem dicken Klumpen Gier im Herzen ihren Tanz auf dem Vulkan. Der ist natürlich wesentlich edler und amüsanter als derjenige der Unterschicht. Was ein Grad in Sachen Klima für den Planeten ausmachen, auf dem wir Menschen es mehr oder weniger bunt treiben, hat gerade die UN mit einer eindrucksvollen Grafik dargestellt:

Man kann wohl darauf wetten, dass der Mensch verschwinden wird wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand. (Michel Foucault)

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