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Jean-Luc Mélenchon in Sachen zweiter Wahlgang

Konsultation für die zweite Runde

Liebe Freundinnen und Freunde!

In den letzten 18 Monaten haben mehr als 310 000 von Ihnen meine Kandidatur unterstützt. Ihr Engagement in schwierigen Momenten, Ihre Stärke in der geduldigen Überzeugungsarbeit waren ein entscheidender Stützpunkt. 7,7 Millionen Stimmen konnten so für das Programm „L’Avenir en Commun“ und meine Kandidatur abgegeben werden. So markiert der 11. April, so enttäuschend er auch sein mag, auch die Geburt eines mächtigen Pols des Volkes in Frankreich, der einen ökologischen und sozialen Bruch mit dem herrschenden System vollzieht.

Es hätte nur so wenige zusätzliche Stimmen gebraucht und die Volksunion hätte sich für die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen qualifiziert! Die Enttäuschung ist riesig. Aber sie darf nicht den Stolz auf die geleistete Arbeit, die Entschlossenheit für die kommenden Kämpfe und die Verantwortung, die gewonnene Stärke zu führen, überfluten.

Es wird also den zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen geben. Sie findet statt, indem sie uns jede Stimme der Zustimmung verbietet. Er schließt unsere Projekte und unsere Zukunftsvision aus. Er wird sich unter Missachtung unserer grundlegendsten Abneigungen auflösen. Eine Präsidentschaft ohne moralische Autorität wird daraus hervorgehen.

Aber ich möchte mich wiederholen. Während des Wahlkampfs habe ich ausreichend erklärt, wie wenig dieser Gegensatz zwischen Emmanuel Macron und Marine Le Pen den Problemen des Landes gerecht wird, insbesondere angesichts der ökologischen und sozialen Dringlichkeit. Die beiden sind sich so oft einig! Zum Beispiel, wenn es darum geht, den Mindestlohn weiterhin einzufrieren, der Preisspekulation freien Lauf zu lassen oder die Rückkehr zur Rente mit 60 Jahren abzulehnen. Beide berücksichtigen weder die jüngsten Warnungen des IPCC zum Klimawandel noch die sich häufenden Warnungen zur Atomkraft.

Beide sind jedoch nicht gleichwertig. Marine Le Pen fügt dem Projekt der sozialen Misshandlung, das sie mit Emmanuel Macron teilt, ein gefährliches Ferment der ethnischen und religiösen Ausgrenzung hinzu. Ein Volk kann durch diese Art von Spaltung zerstört werden. Wir alle wissen, dass sie mit keinem anderen Übel gleichzusetzen ist. Ich gebe zu, dass meine Einschätzung hier ebenso moralisch und philosophisch wie politisch ist. Deshalb habe ich gesagt und wiederhole es, dass keine einzige Stimme für die rechtsextreme Kandidatin abgegeben werden sollte. Dies scheint mir eine ausreichende öffentliche Meinung zu sein.

Darüber hinaus zu gehen, würde jedoch das Vertrauen, das Sie mir entgegengebracht haben, missbrauchen. Ich werde daher weder Ihnen noch den 7,7 Millionen Wählern von L’Avenir en Commun eine weitere „Weisung“ erteilen. Dazu habe ich nicht das Mandat.

Dennoch werden wir nicht ohne Stellungnahmen bleiben. Sie können sich in einer Online-Konsultation zu Ihrer Wahl äußern: Emmanuel Macron wählen, weiß oder ungültig wählen oder sich der Stimme enthalten. Das Ergebnis dieser Konsultation wird veröffentlicht. Aber damit wir uns nicht falsch verstehen: Wie auch immer das Ergebnis ausfallen mag, es darf nicht als Anweisung an irgendjemanden verstanden werden, weder unter uns noch für diejenigen, die uns zuhören und uns vertrauen. Er wird zeigen, wie unterschiedlich unsere Einschätzungen sind. Jeder wird nach seinem Gewissen schließen und abstimmen, wie er es für richtig hält. Ich bitte darum, dass jeder Standpunkt respektiert wird. Geben wir diesem Duo nicht den Gewinn, uns über sie untereinander zu bekämpfen, wo wir doch bei unseren Projekten so stark vereint sind.

In diesem Sinne ist der Zusammenhalt der Volksunion unser höchstes Gut. Zu dieser Stunde sind wir die politische Zuflucht für unser Land, das in die moralische und politische Sackgasse der Liberalen und der extremen Rechten gerät. Lassen Sie uns selbstbewusst, aktiv und gegenseitig respektvoll miteinander umgehen. Unsere Zahl ist unsere Stärke. Diese Kraft wird es bald zeigen, davon bin ich überzeugt: Eine andere Welt ist möglich. Sie beginnt mit unserem Engagement.

Mit dankbaren Grüßen,
Jean-Luc Mélenchon

Jean-Luc Mélenchon am 10. April 2022 bei der Stimmabgabe im ersten Wahlgang. (Foto: Twitter JLM)

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