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Fest für alte weiße Männer

Wer Humor hat und darunter nicht Mario Barth oder deutschen TV-Klamauk versteht, der ist hier aufgehoben. Richtig bei Michael Douglas und Alan Arkin, die als Sandy Kominsky und Norman Newlander einen Wort- und Dialogwitz an den Tag legen, als hätten Lubitsch und Wilder ihnen das Drehbuch geschrieben. Autor allerdings Chuck Lorre, der sich hinter den einstigen Großmeistern nicht verstecken müsste. „The Kominsky Method“ ist ein Fest der Sprache im Original und gleichermaßen Glücksgriff in der ausgezeichneten deutschen Synchronisation. Action dabei eher nicht zu finden. Vielleicht beim Kauf einer bestimmten Schinkensorte, worüber hier aber nichts weiter verraten werden soll. Dieses Feuerwerk fliegt allerdings spielend über jede Detonation hinweg und leuchtet, wenn jene schon verhallt. Michael Douglas agiert auf der Höhe seines Könnens und erinnert an seine Glanzrolle des Prof. Grady Tripp aus den Wonder Boys. Alan Arkin ist ihm dabei kongenialer Partner auf Augenhöhe. Ihre Wortduelle sind pures Gold und erfreuen Ohr, Herz und Hirn. Geschichte und Freundschaft des mäßig erfolgreichen Schauspiellehrers Kominsky und des exorbitant erfolgreichen Schauspielagenten Newlander sollen hier nicht zerkaut und verraten werden. Allein wenn der Kellner Alex den Mix aus Dr. Pepper und Jack Daniels serviert, hat sich das Zuschauen gelohnt. Wer nicht erlebt wie in Folge 5 der 1. Staffel Norman Newlander seine von ihm groß und reich gemachte Firma betritt und dort die Methoden der Arschkriecherei einer neuen Generation hautnah erlebt, hat wirklich etwas verpasst. Sämtliche Rollen wirken optimal besetzt und niemand fällt ab. Ein tolles Umfeld für Douglas und Arkin, ein Kurbad für wahre Schauspieler. Das großartige Ensemble sprüht vor Spiellaune. Es geht wahrlich nicht nur lustig zu. Tod und Krankheiten bleiben nicht hinter dem Vorhang. Krebs, Blase und Prostata fordern ihren Tribut. Viagra ist oft zur Stelle und manch Joint dabei. Ironie und Sarkasmus halten sich dennoch tapfer über allen Untiefen. Dieses zu verpassen mag keine Bildungslücke nach sich ziehen, aber auf jeden Fall eine schmerzliche TV-Lücke hinterlassen. Nun aber genug, sonst siegt die Versuchung des Ausplauderns, welche das Vergnügen mindert. Vergnügen ist nämlich reichlich abzuholen, ohne Nachdenkliches liegen zu lassen. Viel Gewinn und Spaß mit „The Kominsky Method“ in bisher drei Staffeln auf Netflix.

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