Leben

Kostbarkeit Wasser

Vernichtende Feuersbrünste, orkanartige Stürme und Flutwellen sind nicht die einzigen Auswirkungen eines sich verschiebenden Klimas. Dürre und Wassermangel gehören zu den aktuellen und stärker aufziehenden Katastrophen, die uns längst umgeben, mehr und mehr das Leben in weiten Teilen der Erde bestimmen. Gefeit davor sind wir in unseren Breitengraden längst nicht mehr. Wer hätte gedacht, dass der einst viertgrößte See der Welt, der Aralsee mit einer Flächenausdehnung in der Größenordnung des Bundeslandes Bayern, einfach so von der Landkarte verschwindet? In den Sechzigerjahren noch ein beeindruckendes Gewässer mit Fischfang und Hafenanlagen, ist er im Jahr 2021 nur noch ein Schatten einstiger Größe. 80 Prozent seines Wassers sind inzwischen verloren. Dort, wo einst reger Hafen- und Schiffereibetrieb herrschte und der Fischfang jährlich ca. 30.000 Tonnen Fisch an Land brachte, liegen heute verroste Kutter auf sandigem Grund, kein Wasser weit und breit. Nur 60 Jahre waren für diese verheerende Katastrophe nötig.

Ein Viertel der Weltbevölkerung leidet heute mindestens einen Monat im Jahr unter schwerer Wasserknappheit. Diese Not führt verstärkt dazu, dass viele Menschen ein sichereres Leben in anderen Ländern suchen und sich dafür auf den Weg machen. Wo es kein Wasser gibt, werden die Menschen aus Überlebensgründen die Flucht ergreifen. Etwa 40 % der Weltbevölkerung sind von Wasserknappheit betroffen. Laut Prognose der Vereinten Nationen könnten durch Dürre bis zum Jahr 2030 ca. 700 Millionen Menschen aus ihrem angestammten Lebensraum flüchten müssen. Sozusagen eine Vertreibung durch fehlendes Wasser. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wuchs der weltweite Wasserverbrauch mehr als doppelt so schnell wie das Bevölkerungswachstum. Schon heute führt dieses Missverhältnis viele Städte dazu, Wasser zu rationieren. Große Metropolen auf allen Kontinenten wie Rom, Chennai, Kapstadt oder Lima sind davon schon betroffen. Wasserkrisen werden seit 2012 in der Liste der globalen Risiken geführt. Im Jahr 2017 trugen schwere Dürren zur schlimmsten humanitären Krise seit dem Zweiten Weltkrieg bei, als 20 Millionen Menschen in Afrika und im Mittleren Osten gezwungen waren, aufgrund der damit einhergehenden Nahrungsmittelknappheit ihre Heimat zu verlassen.

Bäume – Opfer der Dürre (Foto: Free-Photos auf Pixabay)

Mit der Nachfrage nach Wasser wächst auch das Ausmaß möglicher Konflikte. Gewalt im Zusammenhang mit Wasser nimmt im Laufe der Zeit immer mehr zu. Bevölkerungswachstum und wirtschaftliche Entwicklung treiben weltweit einen steigenden Wasserbedarf an. Der Klimawandel verringert derweil die Wasserversorgung weiter. In den meisten Industrieländern ist der Zugang zu sauberem Wasser einfach mit dem Aufdrehen eines Wasserhahns erledigt. Gedankenloses Verplempern inbegriffen. Die Leute in der westlichen Hemisphäre lassen jeden Tag achtlos viele Liter davon in den Abfluss laufen, ohne darüber nachzudenken. Ob Menschen sich die Zähne putzen, rasieren, duschen oder die Toilette benutzen, Wasser läuft und ist ausreichend vorhanden, wird nicht als kostbares Gut wahrgenommen. Rund 1,1 Milliarden Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. 2,7 Milliarden Menschen haben mindestens einen Monat im Jahr überhaupt keinen Zugang zu Wasser.

Wasser ist eine der Grundzutaten für das Leben auf der Erde und unser Körper besteht hauptsächlich daraus. Wenn wir gezwungen sind, auf Wasser zu verzichten, kann es sehr schnell übel ausgehen. Im Durchschnitt macht Wasser etwa 60 % bis 70 % des menschlichen Körpers aus, weitgehend abhängig vom Alter. Etwa ein Drittel des Wassers, welches wir konsumieren, stammt aus unserer Nahrung. Im Gegenzug verliert unser Körper Wasser durch Urin, Kot, Schweiß und Atem, sodass wir es ständig durch Trinken und Essen ersetzen müssen. Wenn wir dies nicht tun, kann unser Körper dehydrieren. Die Auswirkungen, die dies auf den menschlichen Organismus haben kann, sind tiefgreifend. Selbst eine leichte Dehydration kann dazu führen, dass wir uns müder und körperlich weniger leistungsfähig fühlen. Sobald wir mehr Wasser verlieren, nimmt auch unsere Fähigkeit ab, sich durch Schwitzen abzukühlen, was eine Überhitzung zu einem größeren Risiko macht. Dehydration kann auch dazu führen, dass sich lebenswichtige Teile des Herz-Kreislauf-Systems wie die Blutgefäße verhärten, was das Risiko eines Herzinfarkts erhöht. Wie lange ein Mensch ohne Wasser genau überleben kann, ist noch immer umstritten. Die meisten Wissenschaftler sind sich einig, dass Menschen nur ein paar Tage ohne Nahrung oder Wasser auskommen können.

Kontinent Afrika – Täglicher Überlebenskampf um Wasser (Foto: Charles Nambasi auf Pixabay)

Achten wir also das lebensnotwendige Gut Wasser. Es ist kostbarer und einmaliger, als viele im alltäglichen Umgang damit erahnen und wahrhaben wollen. Die Einschätzung, Wasser ist bei uns wie aus einem Füllhorn stets im Übermaß vorhanden, wird sich auch in Europa als Trugschluss herausstellen. In einer vom Weltklimarat erstellten Prognose wird sogar geschätzt, dass bereits im Jahr 2070 ca. 44 Millionen Europäer von Wassermangel direkt betroffen sein werden. Respekt und etwa Demut gegenüber diesem Elixier des Lebens täte uns allen gemeinsam und einzeln gut. Vor allem rationaler und sorgsamer Umgang mit dem labenden und so wichtigen Wasser wäre ein kluger Schritt. Um unserer Gegenwart Willen und vor allem wegen der Zukunft derer, die um 2070 noch da sein werden, heute als Kinder und Jugendliche längst mitten unter uns, sollten wir den schon mächtig verwüsteten Planeten nicht weiter malträtieren. Hören wir endlich auf, als könnte man lebenswichtige Ressourcen nach Gutsherrenart vergeuden. In der Manier, als gäbe es keinen Morgen mehr weiter zu verfahren ist fahrlässig und menschenverachtend. Achtung vor der Natur ist auch ein Stück weit Achtung vor anderer Menschen Zukunft und Leben.

*Beitrag entstand unter Zuhilfenahme von Informationen aus Dokumentationen des Programms BBC Earth zu den Themen Wasser und Dürre.

*Beitragsbild: Wassertropfen (Foto: Claudia Wollesen auf Pixabay) 

 

 

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