Sport

Olympiasplitter

Die Olympiade 2020 spielte 2021 und ist nun Geschichte. Glückwunsch an alle Olympiasieger und Medaillengewinner. Hier ein unvollständiger Rückblick auf Tokyo in einigen Momentaufnahmen. Deutschland bringt zehnmal Gold, elfmal Silber und 16 Mal Bronze aus Tokyo mit. Eher eine bescheidene Bilanz als ein großer Wurf. Der deutsche Sport steht nicht auf einem Höhepunkt und in vielen Disziplinen vor Schwierigkeiten und Herausforderungen. Für ein Land, in dem wahrnehmbar nur Fußballprofis als Sportler gehypt werden und in anderen Sportarten die Aktiven sich ihr Sportgerät selbst kaufen, für ihren Lebensunterhalt lernen oder arbeiten müssen, kein wirkliches Wunder.

Im Hochsprung der Männer der Moment der Spiele. Echter olympischer Geist. Der Katarer Essa Mutaz Barshim und der Italiener Gianmarco Tamberi lassen sich nicht auf ein finales Duell um Gold oder Silber ein, teilen sich den Sieg, fahren jeder mit einer Goldmedaille und als Olympiasieger in die Heimat zurück. Was diesen Moment so außergewöhnlich macht, beide haben bis zum Ende gekämpft und alles gegeben, sich sportlich in diesen Kampf um Gold und Silber gebracht. Beide sind befreundet, trainierten auch schon miteinander, schenkten sich im olympischen Wettkampf dennoch nichts. Zwei Freunde mit gegenseitigem Respekt zeigten, dass es manchmal sinnvoller sein kann, Seite an Seite zu stehen als allein. Teilen als Höhepunkt der Olympiade. Chapeau!

In der Leichtathletik gewinnt der Italiener Marcell Jacobs die prestigeträchtigen 100 Meter und führt Italien dann sogar noch zum 4 x 100 Meter Staffelgold. Bei den Frauen gewinnt die Ausnahmeathletin Elaine Thompson-Herah aus Jamaika erneut wie in Rio 2016 die 100 Meter und 200 Meter. Und mit Jamaika noch Staffelgold, wo es in Rio „nur“ Silber gab. Sensationelle Leistung.

Der Schwede Armand Duplantis gewann erwartetes Gold im Stabhochsprung. Erstens ist er Weltrekordhalter, zweitens war sein Freund und Konkurrent Sam Kendricks aus den USA wenige Tage zuvor wegen eines positiven Corona-Tests für den Wettbewerb gesperrt worden. Das Olympiagold hing dennoch am seidenen Faden, wäre fast nicht um Duplantis Hals gekommen. Was nichts mit der Leistung zu tun. Armand Duplantis wollte mit seinem Stabhochsprungkumpel Sam Kendricks im olympischen Dorf einen Kaffee trinken. Weil er extrem lange mit seiner Freundin chattete, verpasste er diesen Termin. Kendricks wurde wenig später positiv auf Corona getestet, Duplantis hätte nach einer Begegnung ebenfalls in Quarantäne gemusst. Der Chat mit seiner Freundin rette ihm den Olympiasieg, bevor der Wettbewerb überhaupt begann.

Die 14-jährige Chinesin Quan Hongchan, offiziell Chinas jüngste Athletin, die als 10-Jährige durchgehen könnte, landet beim Wasserspringen im Wettbewerb vom 10 Turm der Frauen drei absolut perfekte Sprünge mit extremen Schwierigkeitsgraden und der besten Bewertung, die es im Wasserspringen jemals gegeben hat. Quan Hongchan hat über Tokio hinaus damit für Aufmerksamkeit gesorgt. Wenn man dieses Kind durch die Luft wirbeln sah, stieg der Respekt vor einer außergewöhnlichen sportlichen Leistung, dennoch blieb auch ein gewisses Befremden über das, was man Leistungssport nennt.

(Olympische Goldmedaille Tokyo 2020)

Im Turmspringen der Männer auch die Sensation der Spiele. Die Briten Tom Daley und Matty Lee (GERADEZU berichtete darüber.), entrissen den Chinesen die Synchrongoldmedaille vom 10 Turm, pulverisierten damit Chinas Plan von der Umwandlung eines olympischen Turniers in eine chinesische Meisterschaft. Daley, der einzige Sportler im Wasserspringen, der den Chinesen seit Jahren noch Paroli bietet, sie allein oder mit seinem Sprungpartner Matty Lee ab und an sogar besiegt. Im Einzelwettbewerb vom 10 Meter Turm führte er bis zum dritten Durchgang, dann zogen die Chinesen erst an ihm vorbei. Als sich der Brite auf der Pressekonferenz nicht nur über seine Bronzemedaille freute, sondern extrem fair den beiden Chinesen zu ihrer Leistung gratulierte und ehrliche Anerkennung zollte, horchten diese zwar in die Simultanübersetzung, schauten aber lieber auf ihre Smartphones und waren von den Beiträgen eines Drittplatzierten eher gelangweilt. In diesem Moment offenbarte sich Chinas neues Selbstbewusstsein im Auftritt zweier Sportler. Längst ist aus der Erfolgswelle der Rotchinesen eine Arroganz gewachsen, die uns alle noch beschäftigen wird. Nicht nur im Sport.

Im Modernen Fünfkampf war es auch bei diesen Spielen wieder deutlich zu sehen. Pferde sind keine Sportgeräte, sollten nicht als solche behandelt und angesehen werden oder bei „Nichtleistung“ bestraft und geprügelt.

Der indische Speerwerfer Neeraj Chopra holt die erste Goldmedaille für sein Heimatland Indien in der Leichtathletik. Indien hat fast so viel Einwohner wie China. Würde in Indien der Sport eine intensive Förderung erhalten, es gibt durchaus Anzeichen dafür, könnte man in Zukunft noch einiges erwarten. Es bleibt abzuwarten.

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo holte die Olympiafahne für Frankreichs Hauptstadt ab. In Paris soll 2024 die nächste Olympiade steigen. So Corona will.

*Beitragsbild: anncapictures auf Pixabay

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert