Leben

Wind säen – Sturm ernten

Alles stürzt sich nun auf den IPCC-Bericht zum Weltklima und der Erderwärmung. Gut so. (Es sei noch gesagt, in Kurzfassung ist der IPCC eine UN-Organisation, die ihre Berichte auf naturwissenschaftlichen Grundlagen und dem weltweiten  Forschungsstand zum Thema „Globale Erwärmung und Klimaänderung“ abliefert. Das Gremium ist besetzt mit Wissenschaftlern und Fachleuten, die dem Thema gewachsen.) Natürlich reagiert auf diesen Bericht weltweit alles und jeder wieder mit Rhetorik und weniger mit konkreten Handlungsangeboten. Zur radikalen Umgestaltung unserer eingefahrenen Lebensmodelle und den großen Verzicht aller ist niemand bereit, schon gar nicht die „Oberen Zehntausend“. Stattdessen löst der Bericht das übliche Gelaber aus, welches seit Jahrzehnten keine Ergebnisse zeitigt, hinterlässt nach der Aufregung eine große Leere. Aktuell natürlich wieder viele Artgenossen im Wortschwallmodus der „Experten“, die beim genaueren hinhören, dann nicht einmal Wetter und Klima unterscheiden können. Für eine Schalte in ein TV-Format reicht es dennoch. Geschwätz besiegt immer noch die Tat. Bald wird eine neue Sau durchs Dorf gejagt und alles bleibt wie gehabt.

Der Mensch lernt nicht durch Berichte oder wird dadurch gar klüger. Wenn ihm plötzlich das Wasser die Behausung nimmt, das Feuer die Existenz in Asche verwandelt und Stürme wegfegen, was ihm lieb und teuer, lernt er auf die brutalste Weise die Realität. So er diese nur auf Bildschirmen sieht oder aus Schlagzeilen kennt, fällt er allerdings schnell in die Attitüde „was geht’s mich an, bin ja nicht betroffen“. Bis er dann doch betroffen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer kommt von immer mehr jungen Menschen, die sich gegen diese Mentalität stemmen „wir Menschen sind die Krone der Schöpfung und können machen und uns nehmen, was wir wollen“. Die Chancen der Jugend eher gering, ihr Engagement bleibt verdienstvoll. Warum nicht viel mehr Eltern an der Seite ihrer Fridays-for-Future-Kinder auf den Straßen bleibt eine Frage, die sich aufdrängt. Noch was zur „Krone der Schöpfung“. Der Elefant ist stärker, der Schmetterling schöner, der Affe gerissener, der Hund treuer, die Ameise fleißiger und der Delfin schlauer als wir. Was wir allerdings leisten und worin wir den genannten Lebewesen weit überlegen, ist unser Vernichtungspotenzial. Von Chemie- über Bio- und Atomwaffen haben wir neben der Umweltzerstörung alles im Überangebot. Wir sind spielend in der Lage und kräftig dabei, auch das Tierreich mit in den Abgrund zu reißen. So viel zur Krone.

(Des Menschen liebstes Spielzeug im Angesicht von Naturkräften | Foto: 15299 auf Pixabay)

„Der Planet schwebt in Lebensgefahr und mit ihm seine Bewohner.“ Da argumentiert der IPCC-Bericht nicht aufrichtig. Diese Erdkugel wird sich auch noch durchs Universum drehen, wenn hier nur noch neolithische Finsternis herrscht und nichts mehr lebt. Wir machen immer noch den Fehler uns und den Planeten als eine Einheit und Partnerschaft zu sehen, als wäre die Erde unser spießiger Schrebergarten wo wir es uns „gemütlich“ machen können. Dabei haben wir alles getan und tun es weiter, um den Planeten Erde nach und nach unbewohnbar zu machen. Darin durchaus auf der Erfolgsspur. Wie in einer schlechten Ehe, sind wir Menschen der Teil, der seinen Partner/Partnerin prügelt. Bis der Tag anbricht, wo man vor die Tür gesetzt wird und seine Strafe bekommt. Glaubt jemand wirklich, der Planet Erde leidet, wenn ihn keine Menschen mehr bevölkern? Wir sind diejenigen in Lebensgefahr, durch latente Selbstmordversuche haben wir es dahin gebracht.

(Wälder und Regionen brennen nieder | Aufnahme: Gerd Altmann auf Pixabay)

Durch den Klimawandel wird es heißer, trockener und es gibt mehr Extremwetterereignisse, ein schmeichelndes Wort für Katastrophen. Starkregen, zunehmende Hitze und Trockenheit auch im Gebiet der Bundesrepublik sind nahe Zukunft und irgendwann leider Alltag für jene, die gerade freudig ihrer Einschulung entgegensehen. Sie bestmöglich zu schützen, ihnen Überlebensräume schaffen und wirksame Katastrophenschutzmittel an die Hand geben, sollte absolute Priorität haben und wichtiger sein als die Mär von der Klimawende, einer Rettung und Umkehr zum Besseren. Das brutale, aber ehrliche „es ist zu spät“ annehmen und akzeptieren wäre ein guter Anfang, um tatkräftig an die Rettung wenigstens einer jüngeren Generation vor den unausweichlichen Umweltkatastrophen zu gehen.

Böden, Wälder und Gewässern, sogar die eigene Gesundheit hat der Mensch latent angegriffen, nun kommt der Zahlmeister in Form von sich mehrenden Katastrophen. Das Wasser ist kaum abgeflossen, da brennen die Wälder. Zu den schrecklichen Auswirkungen der Erderwärmung gehören auch Hungersnöte, die für weltweit anwachsende Fluchtbewegungen von Millionen Menschen sorgen werden. Dadurch wird die politische Architektur von Staaten und Gesellschaften kräftig durcheinandergewirbelt. Der Mensch hat nicht nur Hunger und Elend für seinesgleichen geschaffen, er hat sich besonders in der nördlichen Hemisphäre auch im Wortsinn an einer Politik der verbrannten Erde andernorts gelabt – man denke nur an die latente und verbrecherische Zerstörung des tropischen Regenwaldes, die bis heute ungebrochen anhält – und etwas geschaffen, was ihm sehr wichtig, seinen Wohlstand. Dieser entgleitet mittlerweile im Tempo einer Klospülung. Ein rasender Wasserlauf und wenige Sekunden reichen dafür aus. Der IPCC-Bericht nimmt dahingehend kein Blatt vor den Mund. Es werden in der nahen Zukunft die Natur- und Umweltkatastrophen zunehmen, drastischer auftreten und verheerender wirken, sich vor allem weiter ausbreiten. Wer glaubt noch ein sicheres Plätzchen zu haben, der sollte dennoch auf der Hut sein. Es sei denn, er gehört zur Kaste der Milliardäre mit Wohnambitionen im Weltall oder Bunkern auf Neuseeland.

(Einst Wohnstatt und Heimat | Foto: WikiImages auf Pixabay)

In einer Passage von „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus, geschrieben zwischen 1915 und 1922, erhebt sich sogar eine „Stimme vom Mars“. Die Marsmenschen erörtern fassungslos, wie die Menschen auf der Erde alles verderben und sich in Kriegen gegenseitig umbringen, niemals zur Vernunft und Einsicht gelangen. Lange haben die Marsmenschen dem zugeschaut und auf Besserung des Menschen gehofft. Nun hat sich das Marsvolk aber für die Zerstörung der Erde entschieden, da man von Ferne diesem elenden Treiben nicht mehr länger zusehen möchte. In einem Absatz dieser Passage heißt es bei Kraus: „Habt lange genug im Weltall gesprochen. Die Ewigkeit ist bereits angebrochen. Lang‘ wartetet ihr und warteten wir, wir harrten geduldig, ihr hofftet mit Gier.“

Da ist sie wieder, die Gier, die alles bestimmende Größe des Menschen auf Erden, die sich auch von einem IPCC-Bericht so wenig aufhalten lässt wie vom Elend der Mehrheit der Erdbevölkerung. Gier und Habgier bleiben des Menschen auserwählte Partner bis zum eigenen Untergang. Wenigstens darauf ist Verlass. Die Phrase vom „Jüngsten Gericht“ soll hier dennoch nicht gedroschen werden. Wir sind schließlich keine Religionsseite. Dennoch sei ein Blick in die Bibel (Hosea; Kapitel 8, Vers 7) gestattet: „Denn sie säen Wind und werden Sturm ernten.“

*Beitragsbild: J Lloa auf Pixabay

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert