Sport

Orakel mit kleinem Karo

Der Chefredakteur von dpa verkündet via Twitter „Matthäus kritisiert DFB-Elf und gibt Löw schlechte Note“. Des Weiteren teilt uns selbiger Chefredakteur noch mit, dies sei eine exklusive Kolumne. Lustig. Lothar Matthäus Meinungen sind so exklusiv wie Senf auf der Bockwurst. Was um alles in der Welt ist mit dpa los? Ist Lothar Matthäus Volksschullehrer für Fußball oder gar Oberstudienrat? „Noten verteilen“ auf Basis wovon? Dieses öffentliche Abmeiern durch die Austeilung von Noten ist eine merkwürdige Praxis in Deutschland. An Löw, der sicher kein Riese der Trainerbranche und dennoch Weltmeister, treten sich nun viele die Füße ab. Vor allem jene, die sich in dessen Amtszeit als bessere Nationaltrainer gesehen haben. Matthäus ist nur eine dieser ewigen Plaudertaschen, die das Wort nicht lieben, aber inflationär benutzen. Man kann diese Orakel immer einkaufen, so man Krawall sucht via Schlagzeilen. Diese sollen einzig der Aufmerksamkeit und Auflage dienen. Viele Orakel geben sich dafür her.

Wenn die Brötchen verbrannt, gibt kein berenteter Ex-Bäcker seinen Teig dazu. So die Verkehrsbetriebe einen kaputten Reifen wechseln, kommentiert dieses kein pensionierter Busfahrer. Können diese Fußballer im Rentenbereich nicht einfach den Mund halten? Wäre für diese Klientel zur Behebung ihrer offenkundigen Phantomschmerzen nicht ein Seniorengesprächskreis angeraten? Bei den vorhandenen Millionen natürlich in einer edlen Absteige. Aber bitte ohne Mikro und Kamera. Dort können sie den ganzen Tag über die besseren, also ihre früheren Zeiten parlieren, Bingo spielen, sich zu Tode duzen, Schulnoten verteilen, auf die eigene Schulter klopfen und vor allem die Öffentlichkeit unbehelligt lassen.

Warum muss im Fußball grundsätzlich eine Auseinandersetzung in der Sache mit einer Herabwürdigung von Personen einhergehen und als kindisches Rüpelspiel verkauft werden? Als hätten sie alle Freude am verbalen Dreck, solange sie ihn über Kollegen gießen können. Mehr Unkollegialität als in der Welt des Fußballs lässt sich schwerlich finden. Die Lächerlichkeit vieler Attacken lässt sich dabei leicht durchdringen. Es gibt die normative Kraft des Faktischen, aber es gibt keine faktenersetzende Kraft des Phraseologischen. Denkste! Im Fußball auch das.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert