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Squadra Azzurra neuer Europameister

Italien siegte. England war zu bedauern. Nah dran und doch wieder ohne Titel. Elfmeterschießen ist für den Unterlegenen immer grausig. Das Wort Verlierer sollte dabei vermieden werden. Dieses englische Team ist jung und hat eine echte Perspektive, sie werden weitere Chancen bekommen. Der Unterlegene hat es verdient, hier zuerst genannt zu werden. Das englische Team nach der Niederlage und das Publikum in Wembley waren fair gegenüber den Italienern. Was eigentlich selbstverständlich sein sollte. In Zeiten einer zunehmenden Verrohung im Fußballumfeld durchaus erwähnenswert.  Das alte englische Fair Play, es funktionierte noch an diesem Abend. Im Halbfinale gegen Dänemark pfiffen auch Engländer gegen die Hymne der Dänen. Eher beschämend, aber zumindest für einige Tage eine offensichtlich angenommene und beherzigte Lehre für das Endspiel. Es kam dennoch wieder schlimm. Gute Dinge haben heutzutage keinen Bestand.

Der über Englands Spieler mit schwarzer Hautfarbe hereingebrochene Rassismus ist ekelerregend und ein Zeichen, wie weit runter große Teile europäischer Gesellschaften mittlerweile sind. Darin besonders verkommen längst die britische Gesellschaft. Hierzu Gary Neville, ehemaliger Spieler von Manchester United: „Knien unseres Teams wurde von unseren hochrangigen Regierungsbeamten belächelt. Wenn wir also nach einem Fußballspiel am Ende eines Turniers rassistische Beschimpfungen bekommen, erwarte ich das. Weil es existiert, und es wird tatsächlich vom Premierminister gefördert. Ich wusste, sobald Marcus Rashford, Jadon Sancho und Bukayo Saka letzte Nacht nicht treffen, dass wir heute Morgen mit Geschichten über rassistischen Missbrauch aufwachen würden.“

Der Sieger. Italien. Dieser Sieger hatte auch das für einen Titel nötige Glück auf seiner Seite und beeindruckende Zahlen. Seit nun 34 Spielen ungeschlagen. Kein Überfliegerteam, aber eine Mannschaft. Es siegte kein Starvehikel mit großen Namen, die gerne alles um sich drehen lassen. Italien hat einen für kurze Momente wieder den Glauben an den tollen Mannschaftssport Fußball zurückgegeben. Die Floskel von den 11 Freunden soll hier dennoch nicht bedient werden, sie ist längst Quatsch in der Kommerzwelt des Fußballs. Die Italiener haben jedenfalls echten Teamgeist gezeigt, wie er auf den großen Schauplätzen der Fußballwelt nur noch selten zu finden. Man vergleiche das bei der EM gezeigte italienische Miteinander nur mit der leblosen wie peinlichen DFB-Kampagne des deutschen Teams „Die Mannschaft“ von 2015. Diese italienische Zweckgemeinschaft wuchs über Jahre zusammen und funktionierte in Gesamtheit dann wirklich wie ein Trupp von Freunden. Eine echte und lebendige Kollektivleistung. Trainer Roberto Mancini, er wird hier noch zu würdigen sein, setzte während des Turniers sämtliche Spieler seines Kaders ein, nur der dritte Torhüter musste leer ausgehen. Eine gute, authentische und sympathische Mannschaft. Ein verdienter Titelträger.

Gratulation an den neuen Europameister Italien.

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