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Stich in die Wohlstandsblase

In Deutschland kleben sich Umweltaktivisten am Straßenbeton fest. So etwas mag durchaus edel sein, um auf das klimatische Elend dieser Welt zu verweisen. Aber es trifft die kleinen Leute im Berufsverkehr, die wütend im Stau stehen. Viele von denen müssen sogar in Jobs, die ihnen unterbezahlt den Tag verhageln. Eliten und die oberen Zehntausend fahren nicht zu Stoßzeiten über die Stadtautobahn und können darüber nur müde lächeln, weil es sie nicht stört. In Frankreich schlägt der Umwelt- und Klima-Widerstand anders zu. Umweltaktivisten haben auch dort mit Beton zu tun, allerdings wesentlich fantasievoller und in die Wohlstandsblase der reichen Eliten treffend. Während Frankreich eine extreme Dürreperiode durchmacht, wurde von den Behörden die Bewässerung der luxuriösen Golfplätze per Ausnahmegenehmigung erlaubt. So bleibt bei Trockenheit der Stufe 2 und Stufe 3 die Bewässerung von Grüns, Plätzen und Golfabschlägen erlaubt. Dieses in Zeiten, wo es zum Beispiel ein Bewässerungsverbot in der Landwirtschaft, für Kleingärtner und Gemüseanbau gibt und vor aller Augen Flüsse dramatisch austrocknen. Der Zustand der Welt oder gar ihres eigenen Landes, da sind sie global gleich und einig, hat Eliten noch nie interessiert. Sie leben für und durch ihr Geld und frönen schmarotzend der dadurch möglichen Wollust, wozu Golf zweifelsohne gehört.

In Frankreich ist Golf ein ausgewiesenes Vergnügen der Reichen, die dabei auf edlen und abgeschotteten Anlagen gerne unter sich parlieren. Franzosen spielen viel lieber das traditionelle und für alle Menschen gemachte Boule. Jedenfalls unterliegen aktuell 93 von 96 französischen Departements aufgrund der verheerenden Dürre Wassernutzungsbeschränkungen, was unmittelbar zu den verordneten Bewässerungsverboten für bestimmte Gärtner und für die Landwirtschaft führte. Ein die Franzosen besonders aufschreckendes Symbol der Umwelt- und Dürrekatastrophe ist neben den verheerenden Waldbränden, die das Land durchziehen, der Zustand der Loire, dem Fluss, der fester Bestandteil von Stolz und Geschichte der Nation.

Wassermangel durch Dürre. Hier floss die Loire, Frankreichs größter Fluss und Nationalheiligtum.

Das Elitevergnügen Golf, dem nur ein winziger Bruchteil der französischen Bevölkerung nachgehen kann, genießt in diesen Katastrophenzeiten, losgelöst von allem Elend, jedwede Privilegien, als lebte man in einer anderen Welt. Natürlich einer besseren. Golfplätze und Golfklubs, beides in Frankreich immer ein den Reichen vorbehaltener Luxusraum, bleibt also von den meisten Wasserbeschränkungen verschont, die das ganze Land und fast alle Menschen aktuell betreffen. Golfanlagen genießen eine Ausnahmeregelung, die es ihnen trotz allem ermöglicht, die gesetzlichen Beschränkungen außer Kraft zu setzen. Um eine offenkundige Monopolisierung des Wassers durch diese elitäre Freizeitindustrie für die Privilegiertesten anzuprangern, sabotierten Umweltaktivisten die edlen Golfplätze von Vieille-Toulouse und Blagnac, indem sie die zum Golf notwendigen Platzlöcher mit Zement ausgossen und unbespielbar machten.

Zubetoniertes Loch auf französischem Golfplatz.

Wie richtig und wichtig, wie notwendig dieser hinweisende Protest der Aktivisten ist, lässt sich an einem Sachverhalt gut erklären und verständlich machen. In einer aktuellen Auflistung aller Golfplätze in Frankreich, etwas mehr als 600, wird mittlerweile von Fachleuten ein Verbrauch von 207 Millionen m³ Wasser pro Jahr errechnet, was dem einer Stadt mit ca. 2.800.000 Einwohnern entspricht!

*Sämtliche Fotos stammen vom Twitter-Account „Extinction Rebellion Toulouse“

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