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Wochenendsplitter I

Vor Publikum und auf offener Bühne lobt Markus Söder den mit Abstand unfähigsten und inkompetentesten Minister der deutschen Nachkriegszeit, was schon etwas heißen will. Die Rede ist von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, auch Andi genannt. Söder lobt diesen Bundesverkehrsminister, die Betonung soll hier bitte ausdrücklich auf „Bundes“ liegen, in höchsten Tönen: „Du hast uns viel Geld nach Bayern gebracht. Und bei allem, was der ein oder andere kritisiert an Andi Scheuer: Ich kenne wenig Minister, die so viel Geld nach Bayern holen wie der Andi Scheuer. Auch das muss man einfach mal in der Bilanz ehrlicherweise bitte nach außen sagen.“ Nun wissen wir es alle, der BUNDES-Verkehrsminister ist dafür da, seinem Bundesland, in welchem seine Partei regiert, möglichst viel Geld zu verschaffen. „Ehrlicherweise“. Danke für diese Söder-Aufklärung. Die Aufregung darüber hält sich natürlich in Grenzen. Medien haben ein anderes Zielobjekt im Fadenkreuz.

Amtssitz des Bayerischen Ministerpräsidenten (Foto: holzijue auf Pixabay)

Das Medienthema ist eine staatsanwaltliche Untersuchung im Bundesfinanzministerium, die ganz zufällig zwei Wochen vor der Bundestagswahl erfolgt und nichts mit dem Minister Scholz zu tun hat. Aber die Fragezeichenjournalisten laufen umgehend zur Höchstform auf und nehmen diesen ins Visier. Daraus lässt sich endlich etwas konstruieren und bis zum Wahltag kochen und aufwärmen, allerlei Dunst machen, um der Union doch noch die Macht zu erhalten, indem man Scholz endlich ans Zeug flicken kann. Dabei der Springer-Konzern und bestimmte Spiegel-Kolumnisten längst in einem Boot. Springer bleibt sich treu und beim Spiegel darf heute Kolumnist sein, wer bei Augstein nicht über die Schwelle gekommen wäre. So ändern sich die Zeiten und geht es zu „in diesem unserem Land“, um einmal Helmut Kohl zu zitieren, der an solcher Art Nachrichtenmagazin viel Freude finden würde. Längst hätte er sein Vergnügen an der einstigen „linken Hamburger Kampfpresse“. So hat er am Ende diese Schlacht über das Grab hinaus auch noch für sich gewonnen. In diesen Umschwung kann man auch die plötzliche Hofberichterstattung der ARD für Armin Laschet in deren Online-Angeboten einordnen. Auch dieser Sender weiß, da geht noch was für die Union und wir werden liefern. Dazu irgendwie passend, aber rein zufällig. Dieser Tage eine Meldung über die wirklich Reichen im Land, die in der Corona-Zeit, wo viele Menschen in existenzbedrohende wirtschaftliche Strudel geraten, noch wesentlich reicher geworden sind. Jene spenden mit großer Geste dem neoliberalen Kartell aus CDU und FDP. Selbst Leute, die nur geringe Geschichtskenntnisse haben, werden sich überhaupt nicht wundern, darunter natürlich die Quandts in Person von Stefan Quandt und Susanne Klatten zu finden. Auch die Immobilienbranche spendet fleißig für die CDU, was ebenfalls niemanden verwundern wird. Wer Milliardären jedweder Couleur Steuererleichterungen in Aussicht stellt, der bekommt noch immer sein Leckerli.

Foto: moerschy auf Pixabay

Noch mal zurück zum bayerischen Ministerpräsidenten. Über diesen sind vor allem die Umfrageinstitute entzückt und liefern, so sie damit beauftragt und dafür bezahlt, Wunderzahlen am laufenden Band. Da heißt es dann, „wenn Söder Kanzlerkandidat wäre, würde die CDU/CSU bei 38 Prozent liegen“. Alle anderen Parteien und Kandidaten also bedeutungslos im Angesicht des Bayern-Herrschers. Bis zum Wahltag werden sicher noch 110 Prozent für Söder vermeldet und der Wunsch der Deutschen, was diesen absolut zuzutrauen, nach einem Monarchen sich Bahn brechen. Ob dahinter dann „Institute“ stecken oder eine Zauberin mit Katze auf der Schulter und einer trüben Glaskugel neben dem Aschenbecher ist völlig egal.

Einen kleinen Monarchen gibt es auch in Berlin, der regiert aber nur Hertha BSC. Da Hertha BSC sich immer für den Nabel der Fußballwelt hält, also ebenfalls eine Art Weltenlenker. Dieser Lars Windhorst, Berufsbezeichnung „Investor“, hat als Herrscher über jene Hertha, die selbige mit bisher 374 Millionen Euro Einsatz auf den letzten Tabellenplatz geführt. Was ihn aber nicht anficht. In der Süddeutschen Zeitung verkündete er: „Ich werde niemals aufgeben. Nie.“ So weit, so gut. Allerdings sprach er schon zu Zeiten von Helmut Kohl solche martialischen Sätze, wofür ihm der Altkanzler auch über den Kopf strich. Half alles nichts, Windhorst ging Pleite und ward verschwunden. Nun wieder mit Geld aufgetaucht, ist er ein echter Phönix aus der Asche. Wobei man gerade im Zusammenspiel mit Hertha BSC eher einen Ikarus sieht, der dann doch vom Himmel fällt.

Olympiastadion. Heimspielstätte Hertha BSC. (Foto: Ralf Genge auf Pixabay)

Wo wir schon in Berlin sind. Da schreibt der Tagespiegel „unter Berliner Jugendlichen würden sich nach 9/11 Verschwörungstheorien ausbreiten“. Zu Zeiten eines Günter Matthes hatte gerade der Tagesspiegel die Hand am Puls der Berliner. Diese Eigenschaft scheint verflogen. Gingen Redakteure noch vor die Tür, würde mehr Realität in die Feder fließen. Wer auf Querdenker-Demos oder Impfgegner-Proteste schaut, erkennt unzweifelhaft, es sind die Eltern und die Großeltern, die für Idiotie und Verschwörungsquark äußerst anfällig. Jugendliche sieht man unter diesen Zeitgenossen eher weniger. Also bitte einfach genauer hinsehen. Im Tagesspiegel findet sich auch die Fragestellung: „Hat jede Generation eine prägende Angst?“ Diese Angst wird dann in einen Topf geworfen, darin Atomkrieg, Terror, Klimawandel verrührt. Als hätten die Kids eher ein psychologisches Problem und der Klimawandel wäre eine Zeiterscheinung. In Anbetracht der katastrophalen Umwelt- und Klimasituation kann man da auch anderer Meinung sein. Jugendliche sind Gott sei Dank oftmals längst weiter als Zeitungsredakteure.

Karl Lauterbach machte auch in der vergangenen Woche, was er in den kommenden Wochen weiter und eisern tun wird. Er las Studien, twitterte viel und ging in Talkshows. In welcher Reihenfolge lässt sich nicht mehr feststellen. Die Grünen schalteten einen wirklich guten Wahlkampfspot. Immerhin. Täglich weisen sie außerdem darauf hin, nur ihre Stärke würde die Klimakatastrophe aufhalten und echte Klimapolitik durchsetzen. Wenn dem so sein sollte, was in Teilen möglich, aber auch ein bisschen größenwahnsinnig, haben die Grünen der Klimapolitik allerdings einen Bärendienst erwiesen. Indem sie eine schwache Kandidatin gegenüber einem starken Kandidaten vorzogen, verzichteten sie wohl auf ca. 5 bis 8 Prozent Wählerstimmen. Es könnten genau diese Wähleranteile sein, die evtl. eine Mehrheit für notwendige Umwelt- und Klimapolitik erbracht hätte. Wenn nun die FDP plötzlich auch wegen einer falschen Personalie der Grünen zentraler Königsmacher im Koalitionsroulette wird, ist jeder Ansatz für Umwelt- und Klimapolitik etwas für die politische Mülltonne. Die Grünen dürfen sich darüber dann nicht wirklich echauffieren. Dumm gelaufen.

*Titelbild: Hebi B. auf Pixabay

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