Berlin

Berliner Eintopf (hausgemacht)

Der geniale Würfel von Ernő Rubik, macht als Rubik’s Cube seit Jahrzehnten seinen andauernden Siegeszug um die Welt. Bei uns eher Zauberwürfel genannt. Es gibt Turniere und Rekorde. Meister und Fans des Würfels nennen sich Cuber. Ein bewunderter Könner in der staunenswerten wie schnellen Beherrschung des Zauberwürfels ist ein junger Mann, der in einer Mischung aus Praktikant und Journalist auch beim Berliner Tagesspiegel und anderen Blättern in die Tasten haut, leider nicht nur zum Würfel greift. In schreibender Funktion hat er angeraten „Bundestagspräsidentin Bärbel Bas sollte auch nach Taiwan reisen“ und sein eigenes Entflammen für diese Idee erklärt: „Nancy Pelosis Solidarität hat Strahlkraft“. Da verkehrt und verkennt jemand völlig das Spiel mit dem Feuer von Nancy Pelosi und dem, was daraus erwachsen kann. Sein Artikel belegt zwar eigene Leidenschaft für Symbolpolitik und überzogene Gesten, offenbart aber historische Leerstellen, wodurch er die Tragweite des Konfliktes gar nicht überschaut und sich mit dem Abarbeiten populistischer Tagesschlagzeilen begnügt. Kräftig geht er zur Sache: „Müssen erst chinesische Su35-Kampfjets Taipeh dem Erdboden gleichmachen…“. Dieser Maestro des Zauberwürfels sollte vielleicht besser neue Rekorde als Speed-Cuber aufstellen. Der Tagesspiegel erweckt sonst den Eindruck, dass bald Schülerzeitungsredakteure in Sachen Atomschlag und Sechstklässler über Globalstrategie die Zeilen füllen.

Manche können wesentlich besser den Würfel vollenden, als andere gegen den Ball zu treten vermögen.

Auf dem Niveausturz des Tagesspiegels surft auch dessen Lieblingsverein Hertha BSC kontinuierlich nach unten. Dort redet der neue Trainer so, wie beim Tagespiegel der junge Mann mit dem Würfel schreibt. Nach dem Pokal-Aus in Braunschweig hört es sich wie folgt an „Es ist die große Kunst, sich nicht nur von dem Ergebnis blenden zu lassen. Wir haben das komplette Programm mitgenommen, was man in einem Pokalspiel mitnehmen kann und viele gute Sachen gesehen. Das, was uns in unserer Spielweise auszeichnet.“ Beim Berliner Lokalderby wenige Tage später sahen die Zuschauer viel, nur keine „Spielweise“ von Hertha. Die Süddeutsche Zeitung brachte es auf den Punkt: „Mit einem überzeugenden 3:1 im Hauptstadtduell festigt der 1. FC Union seine Vormachtstellung in Berlin. Die Köpenicker scheinen erneut die richtigen Transfers getätigt zu haben – Hertha steht dagegen wieder vor schweren Wochen.“ Union Berlin lebt von seinem Schweizer Trainer Urs Fischer. Der ist seit dem 1.7.2018 im Amt. In dem gleichen Zeitraum verbrauchte Hertha BSC acht Übungsleiter. Man kann davon ausgehen, dieser Urs Fischer wird auch am Ende der gerade begonnenen Saison noch seinen Job bei Union ausüben, während aufseiten von Hertha die Zahl der verbrauchten Trainerkollegen ins Zweistellige gerutscht ist. Dafür muss man kein Prophet oder Fußballkenner sein, sondern nur wissen, was und wer alles um und mit Hertha seit Jahrzehnten hantiert und rumfummelt. Freddie Frinton lässt hier grüßen: „Same procedure as every year.“

Löschhubschrauber helfen. Sofern vorhanden.

Eine dpa-Meldung der letzten Tage passt zu den geschilderten Verfallserscheinungen Berliner Hausmacherart. „Mit einem Löschhubschrauber der Bundeswehr können die Einsatzkräfte beim Feuer im Berliner Grunewald nicht rechnen. Ein solcher stehe aufgrund des Waldbrands in Sachsen derzeit nicht zur Verfügung, sagte ein Feuerwehrsprecher am Donnerstag in Berlin.“ So etwas macht einem schon Angst. Ist nur ein Löschhubschrauber in diesem Land im Dienst? Und sollte der anderweitig unterwegs oder in der Luft, hat man eben Pech? Was für ein beunruhigendes Armutszeugnis für die deutsche Hauptstadt.

Es gibt auch positive Nachrichten aus der Hauptstadt, die von Spaziergängern oder Verkehrsteilnehmern in Berlin jederzeit selber in Augenschein genommen werden können. Die SUV-Dichte aus Nobelkarossen mit ukrainischen Kennzeichen nimmt deutlich zu. Während sich die russische SUV-Flotte im Straßenbild etwas rarer gibt, ohne völlig zu verschwinden. Hier scheint sich ein Wandel (Sieg?) anzukündigen. Was sicher die vielen tapferen Twitter-Krieger mit Ukrainefähnchen in freudige Stimmung versetzen wird. Der Einsatz lohnt und trägt offenbar Früchte!

* Titelbild: Berliner Erbsensuppe mit Speck nebst Würstchen

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