Berlin

Gedanken über Berlin

Anneliese Bödecker

Die Berliner sind unfreundlich und rücksichtslos, ruppig und rechthaberisch, Berlin ist abstoßend, laut, dreckig und grau, Baustellen und verstopfte Straßen, wo man geht und steht – aber mir tun alle Menschen leid, die nicht hier leben können!

Egon Erwin Kisch (1923)

Leute, denen es bereits zu viel ist, am Nollendorf- oder Wittenbergplatz beim Umsteigen über Treppen zu gehen, wollen nicht zwei Minuten zu Fuß laufen. Die Untergrundbahn ist ein wesentliches Kennzeichen der Großstadt, aber dieses Kennzeichen ist in Berlin immer weniger kenntlich. Man fährt lieber im Autobus, der zwar sich, aber nicht die Leute aufhält, die in ihm sitzen. Berlin hat keine Zeit: keine Vergangenheit und keine Zukunft. Und hat nur eine Gegenwart, die trübe ist, weil niemand umsteigen will.

Alfred Polgar (1922)

Alle Einwohner Berlins sind intensiv mit ihrer Beschäftigung beschäftigt. Alle nehmen sie und sich furchtbar ernst, was ihnen einen leicht komischen Anstrich gibt. Auch die Müßiggänger gehen nicht schlechthin müßig, sondern sind damit beschäftigt, müßig zu gehen, auch die nichts arbeiten tun dies im Schweiße ihres Angesichts.

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